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Besuche einen blühenden Kräutergarten in Hessen
Veröffentlicht am:19.05.2025
5 Minuten Lesedauer
In Hessen findest du prachtvolle Kräutergärten. Du kannst sie besuchen und Thymian, Salbei oder Melisse mit allen Sinnen wahrnehmen. Erfahre, wo Hessens schönste Anlagen sind und wofür du die Kräuter verwenden kannst.

© gettyimages / Matthias Heitmann
Der Kräutergarten und seine Geschichte
Wir Menschen haben schon früh erkannt, wie gut uns Kräuter tun: Schon die ersten Naturvölker entdeckten, dass bestimmte Pflanzen nicht nur schmecken, sondern auch Krankheiten lindern können. Im Mittelalter wurden Küchen- und Heilkräuter wie Fenchel oder Liebstöckel dann vor allem in Klostergärten angebaut, wie beispielsweise im historischen Benediktinerkloster Seligenstadt – denn zu den Pflichten der Mönche gehörte es, den Kranken zu helfen. Das Wissen, das die Brüder dabei erlangten, gaben sie an die nächsten Generationen weiter. Nachdem der Buchdruck erfunden war, bekamen auch Bauern und Bürger Zugang zum Kräuterwissen und wendeten es an. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert galt die Kräuterkunde vielen dann als altmodisch und neu aufkommenden, synthetischen Medikamenten unterlegen. Heute besinnen sich viele von uns wieder auf Kräuter und ihre heilende Wirkung, zum Beispiel in Form von Tees, Säften oder Salben. Und auch in der Küche haben Salbei, Minze und Co. inzwischen ihren festen Platz – frisch von der Fensterbank oder aus dem Kräutergarten.
Vorgestellt: Die schönsten Kräutergärten in Hessen
Den würzigen Duft von Lavendel oder Zitronenmelisse einatmen und das lebhafte Treiben von Bienen und Schmetterlingen beobachten – ein Streifzug durch die Vielfalt der Heilpflanzen tut Körper und Seele gut. In Hessen kannst du viele öffentliche Kräutergärten besuchen und erfahren, woran du ein Kraut erkennst, wie es riecht, welche Wirkung es hat und wie es schmeckt. Das Faszinierende an diesen Gärten: Die prachtvollen Kräuter scheinen wild und zwanglos zu blühen, dabei unterliegt ein Kräutergarten stets auch einer praktischen Ordnung. Vom historischen Klostergarten bis zur Kräutervielfalt nach Kneipp: Wir stellen die schönsten Kräutergärten in Hessen vor.
Kräutergarten im Kloster Lorsch
Die idyllisch gelegene Klosteranlage Lorsch gehört seit 1991 zum UNESCO-Welterbe. Mit dem Lorscher Arzneibuch entstand hier das älteste uns bekannte medizinische Buch des abendländischen Mittelalters. In ihm sind die Heilpflanzen aus dem klösterlichen Kräutergarten verewigt. Heute findest du auf dem Klosterhügel eine Fülle von 200 Arzneipflanzen auf vier Terrassen, die auf stufenlosen, breiten Wegen miteinander verbunden und begehbar sind – perfekt für einen ausgedehnten Spaziergang.
Wissenswert: Im Kräutergarten kannst du noch heute viele Pflanzen aus dem Lorscher Arzneibuch entdecken.
Öffnungszeiten: ganzjährig, bis es dunkel wird
Eintritt: kostenlos
Führungen: Die Termine findest du im Veranstaltungskalender des Klosters.
Weitere Informationen: kloster-lorsch.de
Bad Camberger Kneipp-Kräutergarten
Sebastian Kneipp steht für die bekannten Wasserkuren und sein enormes Wissen über die Heilkraft der Kräuter. Im Kneipp-Kurpark lebt sein Motto „Die Natur ist die beste Apotheke“ weiter: Auf 800 Quadratmetern findest du 120 Stauden- und 15 Gehölzarten. Sie alle sind mit Namensschildern versehen und ihre heilende Wirkung ist auf vielen Aufstellern erklärt. Die einzelnen Beete sind so angelegt, dass sie den verschiedenen Anwendungsgebieten nach Kneipp entsprechen.
Wissenswert: Neben Heilpflanzen kannst du im Park auch die anderen Säulen der Kneipp-Therapie entdecken: Bewegung, Wasser, Lebensordnung und Ernährung.
Öffnungszeiten: ganzjährig
Eintritt: kostenlos
Führungen: jeden Samstag von Mai bis Oktober um 15 Uhr
Weitere Informationen: schaufenster-bad-camberg.de/kraeutergarten
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Klostergarten Seligenstadt
In den ehrwürdigen Gebäuden der ehemaligen Benediktinerabtei Seligenstadt scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Und auch der Klostergarten gibt einen Einblick in das klösterliche Leben der Barockzeit: Wer dem Duft der Kräuter folgt, findet im Schatten der großen Basilika den Apothekergarten der Abtei. Hier wachsen rund 200 Heilpflanzen auf 600 Quadratmetern, sortiert nach ihren Anwendungsgebieten: vom Oleander für Herz und Kreislauf bis zum Liebstöckel für Blase und Verdauung. Auf kleinen Schildern in den Beeten erfahren die Besucher, welches Kraut sie gerade betrachten.
Wissenswert: Erst in den 1980er-Jahren hat das Land Hessen den Klostergarten nach historischem Vorbild restauriert. Als Vorlage diente dabei ein alter Kupferstich von 1712.
Öffnungszeiten: ganzjährig, bis es dunkel wird, im Sommer bis 20 Uhr
Eintritt: kostenlos
Führungen: Die Termine findest du im Veranstaltungskalender der Abtei.
Weitere Informationen: schloesser-hessen.de/de/kloster-seligenstadt

© gettyimages / Peer_marlow
Kräutergarten der Heydenmühle am Otzberg
In der Heydenmühle leben und arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Zum Anwesen gehört auch der 500 Quadratmeter große frei zugängliche Heilpflanzengarten mit rund 200 verschiedenen Pflanzen. Nach dem Muster alter Klostergärten sind die Kräuter in verschiedene Themenbereiche unterteilt. Du kannst dich hier am Duft mediterraner Pflanzen erfreuen, heimische Wildkräuter entdecken oder schauen, welche Küchen- und Gewürzkräuter du erkennst. Zwischen Wildsträuchern und Natursteinen fühlen sich neben den Besuchern auch Vögel und Insekten wohl.
Wissenswert: Der Kräutergarten ist an die Route der Regionalgärten Darmstadt-Dieburg angeschlossen und ein Projekt des Geoparks Bergstraße-Odenwald.
Öffnungszeiten: ganzjährig
Eintritt: kostenlos
Weitere Informationen: heydenmuehle.de
Apothekergarten Wiesbaden
Seit 1986 ist der Apothekergarten eine grüne Oase im Kurpark Wiesbaden. Hier wachsen in einer locker gestalteten Gartenanlage über 150 Heilpflanzen, die bis heute zur Herstellung von Arzneimitteln dienen. Sie sind in Beeten nach ihren medizinischen Anwendungsgebieten – wie Herz-Kreislauf oder Asthma – geordnet. Besucher entdecken hier Klassiker wie Salbei, Johanniskraut und Kamille, aber auch exotische Kräuter wie Andorn oder Mutterkraut. Die Führungen im Apothekergarten übernehmen übrigens erfahrene Apotheker und Heilpraktiker.
Wissenswert: Bei Führungen und im Wiesbadener Hugendubel erhältst du gegen einen kleinen Unkostenbeitrag ein umfangreiches Nachschlagewerk über die Heilpflanzen im Apothekergarten.
Öffnungszeiten: 1. Mai bis Ende September von 8 bis 20 Uhr
Eintritt: kostenlos
Führungen: samstags um 15 Uhr (kostenfrei)
Weitere Informationen: apothekergarten-wiesbaden.de
Heilpflanzengarten in Lindenfels
Der Heilpflanzengarten in Lindenfels liegt direkt an der historischen Mauer der majestätischen Burg Lindenfels und versetzt Besucher in die Zeit der Ritter und Burgfräulein zurück. Über 100 meist heimische Heilkräuter wachsen hier: Thymian, Melisse – aber auch weniger bekannte Arten wie der Purpursonnenhut. Wohltuend: In der „Beruhigungsecke“ kannst du den Duft von Lavendel, Baldrian oder Hopfen dazu nutzen, dich zu entspannen und die Ruhe der Natur genießen.
Wissenswert: Neben Heilpflanzen beherbergt der Garten auch giftige Kräuter, wie beispielsweise den Stechapfel.
Öffnungszeiten: ganzjährig
Eintritt: kostenlos
Führungen: auf Anfrage unter touristik@lindenfels.de
Weitere Informationen: lindenfels.de
Von Heilkräutern und Küchenkräutern: Was wächst denn da?
In einem gut sortierten Kräutergarten findest du bekannte Küchenkräuter wie Petersilie und Schnittlauch sowie mediterrane Würzklassiker wie Rosmarin, Salbei oder Oregano. Ein fester Bestandteil sind auch Heilkräuter, die Symptome von Krankheiten lindern, etwa beruhigende Kamille, erfrischende Minze oder Spitzwegerich, der gegen Husten hilft. Oft kann ein Kraut auch beides: Salbei etwa wirkt gegen Entzündungen und veredelt Soßen und Marinaden. Viele Menschen haben Wildkräuter wiederentdeckt: Sie wachsen ursprünglich in der Natur, werten aber auch den Kräutergarten auf. Denn Giersch, Löwenzahn oder Brennnessel sind kein Unkraut – sie stecken voller Vitamine, lassen sich zu Pestos oder Smoothies verarbeiten und peppen Salate auf. Du möchtest noch mehr über Wildkräuter erfahren? Uns hat der Kräuterexperte Thomas Otterpohl im Interview erzählt, warum sie ihn seit seiner Kindheit faszinieren. Und Kräuter können noch mehr: Viele Sorten enthalten wertvolle ätherische Öle, die Haut und Haare pflegen: Lavendel beruhigt die Haut, Ringelblume wirkt antientzündlich und Rosmarin regt die Durchblutung an.
Kräuter: Das Herz der hessischen Küche
Kräuter sind viel mehr als Würze für unsere Lieblingsgerichte – sie geben ihnen ihre ganz besondere Identität. Das gilt auch für den Star der hessischen Küche, die Frankfurter Grüne Soße. Erst mit sieben frischen Kräutern wird sie perfekt: Petersilie, Schnittlauch, Borretsch, Kresse, Kerbel, Sauerampfer und Pimpinelle. Feingehackt und mit Schmand oder Joghurt vermischt, entsteht daraus die wunderbar frische Soße, besonders gut passt sie zu Pellkartoffeln und hartgekochten halben Eiern. Wir haben ein leckeres Rezept für die „grie Soß“ und andere hessische Spezialitäten für dich zum Nachkochen. Auch unsere Ahle Wurscht wäre ohne Kräuter nur halb so lecker: Sie wird oft mit frischem Majoran und Kümmel hergestellt. Und unser Äppelwoi aus knackigen hessischen Äpfel bekommt durch Minze oder Zitronenmelisse einen Frischekick.
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Deine AOK wünscht dir gute Gesundheit!