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Herzinfarkt bei Frauen: Vorboten erkennen

Veröffentlicht am:21.11.2023

3 Minuten Lesedauer

Die Bremerin Elke Zellin schob ihr Unwohlsein auf den Weihnachtsstress, ein Herzinfarkt kam ihr nicht in den Sinn. Dass sie noch am Leben ist, hat sie nicht zuletzt der Aufmerksamkeit einer Tierärztin zu verdanken.

Auf dem Bild ist Elke Zellin zu sehen mit einer Katze auf dem Arm.

© Kerstin Rolfes

„Im Nachhinein denke ich, dass ich immer sehr kaputt war“, sagt Elke Zellin. „Über 40 und oft ein Zwölf-Stunden-Arbeitstag.“ Auch an jenem Tag im Dezember, als es passierte, fühlte sie sich nicht wohl. Nach dem Weihnachtsgeschäft wollte sie das überprüfen lassen. Sie hatte bei sich zuhause den Tisch für die Betriebsweihnachtsfeier gedeckt, ihr Friseursalon in Bremen-Arsten befindet sich unten im Haus, sie wohnt direkt darüber. Vor der Feier musste sie noch kurz mit ihrer Katze zur Tierärztin, Gina sollte geimpft werden.

„Im Behandlungszimmer ging es los“, erzählt sie. „Mir war schon vorher ein bisschen schlecht, das habe ich allerdings nicht so ernst genommen. Doch dann begann es in meinen Ohren zu rauschen und die Übelkeit wurde schlimmer.“ Sie müsse nach Hause, habe sie zu der Tierärztin gesagt. Die aber wollte sie nicht einfach gehen lassen. Sie stellte ihr eine Reihe von Fragen und kam zu dem Schluss, dass etwas Ernstes dahinterstecken könnte, etwas mit dem Herzen. Eine ihrer Helferinnen brachte Elke Zellin zum Hausarzt gleich gegenüber. Das EKG zeigte eindeutig einen Herzinfarkt, und daraufhin ging alles ganz schnell: Ein Krankenwagen brachte die Notfallpatientin mit Blaulicht ins Klinikum Links der Weser (LdW).

Besondere Symptome bei Frauen

Dass Elke Zellin nicht selbst darauf gekommen ist, dass sie ein akutes Herzproblem hat, sei kein Einzelfall, sagt Dr. Stephan Rühle, Kardiologe und Oberarzt im Klinikum LdW. „Frauen können bei einem Herzinfarkt zwar auch typische Männersymptome zeigen wie ein Druck- oder Engegefühl im Brustkorb und einen ausstrahlenden Schmerz in den linken Arm“, erklärt er. Die Vorboten könnten aber auch ganz andere sein: Oberbauchschmerzen gepaart mit Übelkeit etwa, Kurzatmigkeit und Atemnot oder Schmerzen im Rücken zwischen den Schulterblättern, im Nacken oder Kiefer (eine detaillierte Auflistung findet sich hier). „Die Patientinnen gehen dann mitunter Irrwege, sie landen zum Beispiel erst einmal beim Orthopäden und verlieren so wertvolle Zeit“, berichtet der Mediziner. Durch einen verschleppten Infarkt jedoch könne sich unter anderem eine große Narbe im Herzmuskelgewebe bilden, die Folge sei eine dauerhafte Herzschwäche.

Wie wichtig es ist, dass Frauen ein Bewusstsein für mögliche Herzinfarktsymptome entwickeln, zeigt auch ein Blick in die Statistik: Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes verstarben 2021 45 181 Menschen an einem Herzinfarkt, 40 Prozent davon waren Frauen. Die Risikofaktoren bei Frauen und Männern sind Dr. Stephan Rühle zufolge grundsätzlich die gleichen: „Rauchen, schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, Stress, eine genetische Veranlagung, Bluthochdruck und Diabetes“, zählt er einige auf. Speziell bei Frauen steige das Risiko, wenn sie in die Wechseljahre (Menopause) kommen, weil dann der Östrogenspiegel im Blut sinkt. Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen sorgt dafür, dass die Blutgefäße elastisch bleiben und wirkt blutdrucksenkend. Diese Schutzwirkung lässt durch die Wechseljahre nach. Frauen in den Wechseljahren sollten daher besonders auf ihren Blutdruck achten und ihn regelmäßig kontrollieren lassen, rät der Kardiologe.

Viel Bewegung und weniger Stress

Doch wie ging es weiter bei Elke Zellin? „Gewicht, Rauchen, Stress – die haben mir im Krankenwagen viele Fragen gestellt“, erinnert sich die Friseurmeisterin. „Ich war noch ansprechbar, habe aber alles wie durch eine Wolke wahrgenommen.“ In der Klinik kam sie direkt ins Herzkatheterlabor, eine verschlossene Arterie musste durchlässig gemacht werden, damit der Herzmuskel wieder mit Sauerstoff versorgt werden konnte. Sie sei zwischendurch weg gewesen, musste wiederbelebt werden, erzählt die Bremerin. Doch sie hielt durch, zwei röhrenförmige Implantate, sogenannte Stents, wurden bei ihr eingesetzt, um die Blutgefäße offen zu halten.

Nach Klinikaufenthalt und dreiwöchiger Reha änderte Elke Zellin ihr Leben: Sie arbeitete nur noch an drei Tagen pro Woche und begann, Sport zu machen. Dreimal wöchentlich steigt sie seither frühmorgens aufs Laufband, fährt Fahrrad und geht spazieren. Sie hat fast zehn Kilo abgenommen und kontrolliert regelmäßig ihren Blutdruck. Sie tut also einiges für sich und für ihr Herz. Und ruhiger sei sie auch geworden, sagt die 56-Jährige und streichelt dabei ihren Kater Flo, den Nachfolger von Gina. „Seit dem Infarkt weiß ich viele Dinge mehr zu schätzen, ich lebe bewusster und bin eher zufrieden. So etwas kann einem ja auch die Augen öffnen.“

Text: Astrid Funck

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