#Pilze am 21.09.2021

Pilz-Genuss, aber sicher!

Ein Mann sammelt Pilze im Wald.
Stocksy / Juan Moyano

Pilze haben im Herbst Hauptsaison. Die letzten warmen Sonnenstrahlen und die anhaltende Feuchtigkeit lassen die Pilze nur so aus dem Boden sprießen. Doch Vorsicht: Nicht alle sind essbar, viele haben giftige Doppelgänger. Hier ein Überblick, was du beim Sammeln von Pilzen in Baden-Württemberg beachten musst.

Die Saison ist eröffnet: Schon längst ist Pilze sammeln kein Hobby mehr, das nur für Senioren vom Land interessant ist. Immer mehr urbane Jugendliche und hippe Jungfamilien aus der Region finden den Weg in den Wald, um sich an dem Buffet der Natur zu bedienen. Kein Wunder, schließlich ist Baden-Württemberg eines der waldreichsten Bundesländer Deutschlands und damit ein wahres Eldorado für Pilze. Die goldene Zeit zum Sammeln ist im September und im Oktober, aber auch schon in den Wochen davor lassen sich die leckeren Waldbewohner finden.

Wann ist die beste Zeit zum Pilze sammeln?

Die Pilzsaison beginnt für die meisten Sammler frühestens im Spätsommer und endet mit Wintereinbruch. In dieser Zeit herrschen die besten Bedingungen für Pilze und eine reiche Beute ist möglich. Aber bereits im Frühjahr lassen sich die ersten Speisepilze sammeln. Die Speisemorchel beispielsweise wächst nur von April bis Mai, auch das Stockschwämmchen beginnt bereits um diese Zeit zu sprießen. Und das Judasohr, der Pilz des Jahres 2017, fühlt sich in frostfreien Wintermonaten am wohlsten. Es lohnt sich also, das ganze Jahr über die Augen offenzuhalten.

Pilze selbst züchten: So geht’s

Wer sich nicht an Waldgesetze halten und das ganze Jahr über frische Pilze essen möchte, kann sie einfach zu Hause selbst anbauen. Sie sind relativ pflegeleicht und lassen sich quasi überall kultivieren: auf einem Holzstamm, im Beet und sogar auf Strohballen. Allerdings kann es bis zu einem Jahr dauern, bis man Ergebnisse sieht. Schneller geht das mit Fertigkulturen von beispielsweise Champignons, die es unter anderem im Internet zu kaufen gibt. Sie brauchen kein Licht zum Wachsen und nach drei bis sechs Wochen können sie geerntet werden.

Wie kann ich Gift- und Speisepilze unterscheiden?

Von den 3.000 Großpilzen (Pilze, die mit bloßem Auge gut erkennbar sind), die in Baden-Württemberg beheimatet sind, können leider „nur“ rund 150 gegessen werden. Die meisten sind zu bitter, zu scharf oder zu hart – einfach ungenießbar. Einige sind aber auch giftig und nicht jeder ist so leicht zu erkennen wie der Fliegenpilz mit seinem knallroten Hut und seinen weißen Punkten. Manche Giftpilze sind kaum von ungefährlichen zu unterscheiden. So haben beispielsweise diese drei beliebten Speisepilze giftige Doppelgänger:

Wenn du also nicht weißt, um was für einen Pilz es sich handelt, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM), ihn einfach im Wald stehen zu lassen. Alternativ kannst du ein junges, ein mittleres und ein älteres Exemplar zur nächsten Pilzberatungsstelle bringen, um sie von Experten begutachten zu lassen. Aber nicht nur das Gift mancher Pilze kann schädlich für den Menschen sein. Es kommt öfter vor, dass die Pilze bereits verdorben sind und eine Lebensmittelvergiftung hervorrufen. Darum auch immer darauf achten, dass die Pilze frisch sind.

Hut ab! So klappt es sicher mit dem Sammeln

Bist du beim Pflücken noch unsicher, so kann eine passende App fürs Smartphone die Lösung sein. Die App Pilzator (Android) bzw. Pilz Erkenner (iOS) oder auch die App Meine Pilze helfen dir dabei, Pilze zu bestimmen. Über die Fotofunktion und Enzyklopädien sowie weitere Gadgets zur Bestimmung wirst du zum echten Pilz-Profi!

Wenn du eher auf Lektüre vertraust, so empfehlen wir dir das Buch: Einfach sicher Pilze sammeln: Speisepilze & ihre giftigen Doppelgänger von Rita Lüder. Oder aber den Pilzführer vom NABU: Welcher Pilz ist das?

Für besonders große Pilz-Fans gibt es in der Volkshochschule Stuttgart im November einen Kurs passend zum Thema. Hier erfahren Teilnehmer in aller Kürze das Wichtigste zum Thema Pilze sammeln. Unter dem Motto: „Pilze umweltbewusst sammeln und verarbeiten“ lernen Teilnehmer zudem, wie man Pilze richtig schmackhaft zubereiten kann.

Was tue ich bei einer Pilzvergiftung?

Falls trotz aller Vorbereitungen und Vorsichtsmaßnahmen doch ein giftiger oder verdorbener Pilz im Kochtopf landen sollte, müssen alle Beteiligten schnell handeln. Die DGfM hat für so einen Fall einen Sofortmaßnahmenkatalog zusammengestellt:

  • Fachpersonal kontaktieren: Bei leichten Symptomen wie Schwindel solltest du bei der Giftnotrufzentrale anrufen. In Baden-Württemberg ist sie unter der Nummer 0761/19240 zu erreichen. Am Telefon werden weitere Schritte geklärt. Sind bereits Symptome wie ein heftiger Brechdurchfall eingetreten, muss sofort ein Arzt kontaktiert werden.
  • Pilzreste nicht wegschmeißen: Ärzte können die Art der Pilzvergiftung schneller diagnostizieren, wenn der auslösende Pilz noch vorhanden ist. Reste der Pilze, die Mahlzeit, welche die Symptome ausgelöst hat, oder notfalls Erbrochenes, sollte also aufbewahrt werden.
  • Keine Hausmittel verwenden: Hausmittel, die bei Übelkeit helfen, können bei einer Pilzvergiftung schwere Nachteile haben. Darum immer auf ärztlichen Rat warten.

Tipps zum Pilze sammeln

  • Mit Gefühl: Den Pilzen ist es im Prinzip egal, ob sie herausgedreht oder dicht über dem Boden abgeschnitten werden. Für die Artenbestimmung ist es aber wichtig, sie nicht grob herauszureißen, da sonst wichtige Merkmale im Wald verbleiben.
  • Die Größe ist entscheidend: Um ein optimales Geschmackserlebnis zu erhalten, sollten nur junge Pilze gesammelt werden. Zu große Exemplare sind meist schon zu alt und schmecken nicht mehr. Bei kleinen Pilzen besteht Verwechslungsgefahr, da in der Regel noch nicht alle Merkmale ausgebildet sind.
  • Die Natur achten: Pilze spielen für das Ökosystem im Wald eine wichtige Rolle, darum solltest du nie mehr sammeln, als du wirklich brauchst.
  • Luftig lagern: Die richtige Lagerung beginnt schon beim Sammeln. Pilze mögen es besonders luftig, etwa in einem weitmaschigen Korb. In einer Plastiktüte hingegen fangen sie an zu schwitzen und beginnen schneller mit der Zersetzung.
  • Vorbereitung ist die halbe Miete: Für Pilz-Sammler ist nicht nur das Wissen über Pilze wichtig, sondern auch die Ausrüstung. Was ihr für einen Ausflug in den Wald alles braucht, findest du in unserer Checkliste: PDF zum Download

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