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Gesundheitsmagazin

Verdauungssystem

Symptome, Ursachen und Behandlung von Schluckstörungen

Veröffentlicht am:20.01.2023

5 Minuten Lesedauer

Dysphagie ist in der Medizin ein Oberbegriff für Schluckstörungen, die verschiedene Ursachen haben und die belastend oder sogar lebensgefährlich sein können. Hier finden Sie die wichtigsten Hintergründe und Tipps zum Umgang mit Schluckstörungen.

Ein Mann verschluckt sich beim Essen und hält sich den Hals. Er leidet unter einer Dysphagie.

© iStock / kazuma seki

Bei Dysphagie sind die Ursachen vielfältig

Wenn er reibungslos funktioniert, fällt oft gar nicht auf, wie komplex der Vorgang des Schluckens eigentlich ist: Etwa 25 Muskelpaare und fünf Hirnnerven sind daran beteiligt. Gesunde Menschen schlucken nicht nur beim Essen und Trinken, sondern auch außerhalb der Mahlzeiten etwa einmal pro Minute. Vor allem schlucken sie dabei Speichel hinunter.

Hinter einer Schluckstörung können verschiedene Ursachen stecken: Häufige Gründe sind zum Beispiel neurologische Krankheiten (etwa ein Schlaganfall, Parkinson oder Demenz). Aber auch muskuläre Erkrankungen, angeborene Fehlbildungen, Infektionskrankheiten, Stoffwechselprobleme oder Tumore im Hals-Rachen-Bereich können eine Dysphagie verursachen.

Warum treten Schluckbeschwerden im Alter häufig auf?

Schluckstörungen können grundsätzlich in jedem Lebensalter auftreten, auch bei kleinen Kindern. Besonders häufig sind sie jedoch im hohen Lebensalter: In Pflegeheimen hat vermutlich mindestens jede zweite Person neurologisch bedingte Probleme mit dem Schlucken. Das liegt unter anderem daran, dass Demenz, Morbus Parkinson und Schlaganfälle im Alter häufiger auftreten und oft Grund für eine Pflegebedürftigkeit sind. So hat etwa die Hälfte aller Schlaganfall-Betroffenen in der Akutphase mit einer Dysphagie zu kämpfen.

Aber auch unabhängig von neurologischen Erkrankungen entwickeln ältere und pflegebedürftige Personen oft Schluckstörungen. Häufige Gründe dafür sind Kraftverluste der Kau- und Schluckmuskulatur, vermehrt fehlende Zähne und eine schlechtere Wahrnehmung von Sinnesreizen im Mundraum.

Weitere Ursachen und Risikofaktoren für Schluckstörungen

Zu weiteren Ursachen zählen angeborene Fehlbildungen wie eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und Krebserkrankungen im Bereich von Mund, Rachen und Speiseröhre. Muskelerkrankungen und Entzündungen der Speiseröhre können langfristig ebenfalls zu Schluckstörungen führen. Daneben haben Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) ein erhöhtes Risiko für eine Dysphagie.

Wie erkennt man eine Schluckstörung?

Bei akuten oder bereits bestehenden neurologischen Erkrankungen gibt es zusätzliche neurologische Symptome, die nahelegen, dass eine Schluckstörung vorliegt. Schwieriger ist es, wenn eine Dysphagie allein im Vordergrund steht. Schluckstörungen machen sich zum Beispiel mit veränderten Trink-und Essgewohnheiten, Räuspern oder Husten, einem Kloßgefühl, einem Wiederhochbringen von Nahrungsbestandteilen oder verstärktem Speichelfluss bemerkbar. Deshalb müssen die medizinische Vorgeschichte und die Charakteristika der Schluckbeschwerden sowie mögliche andere Symptome genau erfasst werden und eine professionelle Schluckdiagnostik erfolgen. Dazu arbeiten oft mehrere Disziplinen zusammen.

Dysphagie-Symptome im Überblick

Wie sich die Schluckbeschwerden äußern, hängt vor allem mit der Stelle zusammen, an der das Problem entsteht. Bei Schluckbeschwerden mit einem Ursprung im Nervensystem und im Mund-Rachen-Raum sind folgende Symptome typisch:

  • häufiges Verschlucken und Husten beim Essen
  • Probleme, den Schluckvorgang richtig einzuleiten
  • Speichelfluss aus dem Mund während des Essens
  • Nahrung bleibt im Hals stecken
  • Nahrung kommt durch Nase oder Mund wieder hoch
  • vermehrtes Räuspern
  • Stimmveränderungen während oder nach dem Essen

Sind die Schluckbeschwerden im Bereich der Speiseröhre, kommt es häufig zu:

  • Halsschmerzen
  • Schmerzen/Brennen im Brust- und Herzbereich
  • Fremdkörpergefühl (Globusgefühl) im Hals, „Kloß im Hals“
  • Hustenattacken beim Hinlegen nach dem Essen
  • Erbrechen

Schluckstörungen: Symptome betreffen auch die Lunge

Ein häufiges Problem bei Dysphagie ist, dass durch die Schluckstörungen Flüssigkeit oder Nahrung in die Luftröhre und letztlich in die Lunge geraten können (Aspiration). So entwickeln sich häufiger Infekte bis hin zu potenziell lebensgefährlichen Lungenentzündungen. In der Medizin spricht man dann von einer Aspirationspneumonie. Das Risiko für eine Aspiration kann mit speziellen diagnostischen Schluck-Tests ermittelt werden.

Gefahr für Mangelernährung durch Schluckstörungen

Manche Betroffene essen oder trinken infolge ihrer Schluckstörungen zu wenig. Sie haben demnach ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel und darum zusätzlich die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme.

Daher achten Fachleute bei der Diagnostik von Schluckstörungen auch auf das Körpergewicht und Anzeichen wie trockene Haut oder Schleimhäute – für Angehörige ist es ebenfalls wichtig, ein Auge darauf zu haben.

Gibt es Therapien für Schluckstörungen?

Ist eine bestimmte Grunderkrankung ursächlich für die Dysphagie, ist es wichtig, diese so gut wie möglich zu behandeln und einzustellen. Daneben gibt es einige Therapie- und Pflegemaßnahmen, die bei Schluckstörungen hilfreich sind.

  • Zu den wichtigsten Maßnahmen bei einer Dysphagie gehört die Schlucktherapie. Diese wird von Logopäden und Logopädinnen angeleitet. Es gibt dafür unterschiedliche Ansätze – je nach Form der Störung. Ziel ist es, durch Übungen verschiedene Muskelgruppen zu trainieren und die Kontrolle über den Schluckvorgang zu verbessern.
  • Sinnvoll ist es zudem, das Essen und seine Konsistenz anzupassen, um Aspirationen zu verhindern. Vielen Betroffenen fällt zum Beispiel das Schlucken kleinerer Bissen leichter. Für viele sind breiförmige Speisen oder angedickte Flüssigkeiten besser schluckbar. Das ist bei jeder Person anders und hängt vom Muster der Schluckstörung ab. Dies sollte innerhalb der logopädischen Behandlung getestet und besprochen werden.
  • Um die Gefahr einer Aspirationspneumonie zu senken, ist eine gute Mundhygiene wichtig. So gelangen möglichst wenig krankmachende Keime in die Lunge, falls Speichel in die hineinläuft.
  • Es gibt zwar Medikamente und Neurostimulations-Verfahren, die als ergänzende Therapie bei einzelnen Formen von Schluckstörung infrage kommen können. Die Wirkung ist jedoch noch nicht hinreichend untersucht, sodass es bisher keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz gibt.
Eine junge Frau stellt einem älteren Mann mit Schluckstörungen einen Teller Suppe auf den Tisch.

© iStock / CasarsaGuru

Die Konsistenz der Mahlzeiten spielt für die Betroffenen mit Schluckstörungen eine große Rolle. Breiförmige oder angedickte, flüssige Speisen können sie meist besser zu sich nehmen und herunterschlucken.

Was essen bei Dysphagie?

Viele Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen orientieren sich bei der Essenszubereitung daran, wie ausgeprägt die Schluckstörung ist. Dementsprechend wird die Nahrungskonsistenz in verschiedene Stufen unterteilt – wenn das Essen wieder über den Mund aufgenommen werden kann:

  1. Fein passierte Kost (fließt vom Löffel): Cremesuppen, feines Kartoffelpüree, Pudding
  2. Passierte Kost (fällt vom Löffel): Brei aus Gemüse, Fleisch oder Beilagen
  3. Weiche Kost (mit der Zunge zerdrückbar): gekochtes Gemüse, Fruchtkompott, weiches Brot mit Belag
  4. Individualisierte Kost (mit Gabel zerdrückbar): eher weiche Speisen ohne harte Bestandteile

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Was nicht essen bei Schluckstörungen?

Wenig geeignet bei Dysphagie sind harte, krümelige und klebrige Speisen sowie alles mit Körnern, Fasern, Samen oder Schalen. Darunter fallen beispielsweise trockene Kuchen oder Vollkornbrot. Mahlzeiten mit gemischten Konsistenzen (zum Beispiel Suppen mit Einlage) sind für viele Betroffene schwierig zu essen. Das hängt jedoch davon ab, welche Schluckstörung genau besteht und wie stark sie ausgeprägt ist.

Wann ist eine künstliche Ernährung sinnvoll?

Bei stark ausgeprägter Dysphagie kann eine Form der künstlichen Ernährung notwendig sein. Diese soll sicherstellen, dass der oder die Betroffene ausreichend mit Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt wird – entweder vorübergehend oder dauerhaft. Möglich ist zum Beispiel, dass dem Patienten oder der Patientin eine Sonde durch die Nase in den Magen geschoben (transnasal) oder mittels Operation direkt durch die Bauchdecke verlegt wird (sogenannte PEG, perkutane endoskopisch kontrollierte Gastrostomie).

Für Angehörige ist es oft eine Herausforderung, zu entscheiden, ob und wann eine künstliche Ernährung sinnvoll ist. Eine Orientierungshilfe bietet hier die AOK-Broschüre zur Entscheidungshilfe für künstliche Ernährung im Alter.

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