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Gesundheitsmagazin

Verdauungssystem

Blähungen bei Babys: Liegt es an den Lebensmitteln?

Veröffentlicht am:17.08.2021

4 Minuten Lesedauer

Viele Neugeborene und Babys leiden unter Blähungen. Die Ursachen dafür sind nicht immer einfach herauszufinden. Doch wie sehr beeinträchtigen die Blähungen das Wohlbefinden der Babys? Sollten Mütter, vor allem während der Stillzeit, gewisse Nahrungsmittel vermeiden – und wenn ja, welche? Die Ernährungsexpertin Dr. Petra Schulze-Lohmann gibt Tipps für die richtige Ernährung.

Eine Mutter massiert vorsichtig den Bauch ihres Babys, das an Blähungen leidet.

© iStock / Prostock-Studio

Viele Babys leiden unter Blähungen. Sind bestimmte Lebensmittel die Ursache dafür?

Kann sein, muss aber nicht sein,“ sagt Dr. Petra Schulze-Lohmann, Ernährungswissenschaftlerin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Tatsache hingegen ist, dass jeder fünfte bis siebte Säugling in den ersten drei Monaten häufig unter Blähungen leidet.

Leiden Säuglinge in der ersten Lebensphase unter Blähungen, liegt das meistens nicht an Verdauungsproblemen oder an Problemen im Magen-Darm-Bereich. Häufig wird viel Luft während des Stillens oder der Flaschenmahlzeit geschluckt, insbesondere wenn die Babys hastig trinken.

Auch während des Schreiens verschlucken die Kleinen Luft. „Man sollte erstmal nicht davon ausgehen, dass Lebensmittel die Ursache sind. Die meisten blähenden Substanzen von Lebensmitteln gehen gar nicht in die Muttermilch über“ Nachgewiesen ist allerdings, dass intensive Aromen, zum Beispiel von Knoblauch oder Spargel, auf die Muttermilch übergehen können. „Isst eine Mutter also viel Spargel, dann lehnen Babys die Milch unter Umständen bei der nächsten Mahlzeit schlichtweg ab“, bestätigt die Ernährungsexpertin. Für Mütter, die gerne Kohl essen, hat Schulze-Lohmann folgenden Tipp: „Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind nach dem Verzehr von Grünkohl oder Wirsing Blähungen hat, dann sollten Sie das beobachten und vielleicht auf eher milde Kohlsorten wie Brokkoli oder Blumenkohl umsteigen. Oder alte Hausmittel wie Kümmel oder Fenchel bei der Zubereitung verwenden. Manchmal reicht es auch, den Kohl zwei Wochen weg zu lassen und es dann wieder zu versuchen.

Bei einem Säugling entwickelt sich das Verdauungssystem noch und verändert sich tagtäglich. Das Verdauungssystem lernt so nach und nach mit allen Stoffen umzugehen, die aus der Muttermilch kommen. Es normalisiert sich langsam.“ Hat ein Baby allerdings starke Blähungen, rät Schulze-Lohmann dazu, das Baby genau zu beobachten und im Zweifelsfall zum Kinderarzt zu gehen.

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Wie sehr beeinträchtigen die Blähungen das Wohlbefinden der Babys?

„Durch Blähungen fühlen sich viele Babys sehr unwohl, das ist mit Sicherheit so“, sagt Schulze-Lohmann. Ihr Tipp: „Sprechen sie bei Bedarf das Thema bei einer der ersten U- Untersuchungen bei Ihrem Kinderarzt an.

Denn es gibt große Unterschiede:

  • Blähungen entstehen, wenn Gase produziert werden, zum Beispiel im Rahmen der Verdauung. „Oder wenn viel Luft geschluckt wird. Das ist zunächst nicht schlimm, aber wenn sich etwas verklemmt“, so Schulze-Lohmann, „beeinträchtigt das natürlich auch das Wohlbefinden der Babys“.
  • Regulationsstörungen, früher Dreimonatskoliken genannt, beginnen meistens in der zweiten Lebenswoche und nehmen bis zur sechsten Lebenswoche zu. In der Regel dauern sie bis zum Ende des dritten Monats, selten ziehen sie sich bis zum ersten Lebensjahr hin. Der alte Name ist irreführend, denn heute weiß man, dass die Probleme nicht auf dem Magen-Darm-Trakt zurückzuführen sind. Lediglich fünf Prozent der Babys, die viel schreien, haben Magen-Darm-Probleme.
  • Es ist eher davon auszugehen, dass sich die Babys noch nicht selber beruhigen können, was sich insbesondere in Schlafmangel ausdrückt. Das Baby tut sich zum Beispiel mit dem Einschlafen schwer, findet tagsüber kaum erholsamen Schlaf und wird dadurch zunehmend überreizt. Das kann für Eltern sehr belastend sein und die Situation noch verschlimmern.
Eine Mutter hat ihr Baby auf dem Schoß und führt ein Ernährungstagebuch, um die Blähungen zu dokumentieren.

© iStock / Hiraman

Ernährungstagebuch fürs Baby bei Blähungen.

Sinnvoll ist es dann, so Dr. Schulze-Lohmann, „zur Ruhe zu kommen, das Baby zu streicheln und den Bauch im Uhrzeigersinn vorsichtig zu massieren. Und das Kind zu beruhigen, damit durch das Schreien nicht noch mehr Luft geschluckt wird!“

Suchen Sie unbedingt rechtzeitig Hilfe, wenn Sie das Gefühl haben, das Schreien nicht mehr aushalten zu können. Schreiambulanzen können in diesem Fall eine große Hilfe sein. Informationen zu solchen Hilfestellen erhalten Sie bei Ihrem Jugendamt, bei Erziehungsberatungsstellen oder bei Kinderkliniken und -ärzten.

Was Eltern tun können: Bestimmte Nahrungsmittel meiden?

„Nein, genau das sollten Mütter nicht!“, sagt Dr. Schulze-Lohmann von der DGE ganz entschieden, denn „in der Stillzeit ist der Nährstoffbedarf von Kind und Mutter unglaublich hoch. Gerade Vollkornprodukte oder Gemüse sind beispielsweise Lebensmittel, von denen man denkt, dass sie Blähungen verursachen. Genau diese Lebensmittel sind es aber, die viele Nährstoffe enthalten und jetzt verstärkt gebraucht werden.“

Laut Empfehlungen von Frauenärzten und der „European Food Standard Agency“ (EFSA) gehören diese Lebensmittel wöchentlich auf den Speiseplan stillender Mütter:

  • eiweiß-, vitamin- und mineralstoffhaltige Produkte aus Milch und Vollkorn
  • frisches Obst und Gemüse
  • zwei Portionen fetthaltigen Seefisch (Makrele, Lachs, Hering) pro Woche
  • fettarmes Fleisch oder Fleischwaren dreimal pro Woche

Jungen Eltern rät die Ernährungsexpertin: „Wenn man das Gefühl hat, dass das Kind auf irgendwelche Lebensmittel besonders reagiert, zum Beispiel durch Wundsein oder durch Blähungen, dann würde ich das mal zwei Wochen weglassen und dann neu ausprobieren. Aber pauschal etwas weglassen, sollte man nicht!Führen Sie ein Ernährungstagebuch und beobachten Sie, ob es auffällige Änderungen gibt. Für ein Gespräch mit Ihrem Kinderarzt sind solche Aufzeichnungen mitunter sehr wertvoll.

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