Organe
Warum leiden Frauen anders unter COPD als Männer?
Veröffentlicht am:28.05.2025
4 Minuten Lesedauer
Viele denken, eine chronische, obstruktive Lungenerkrankung (COPD) tritt vor allem bei Männern auf. Das stimmt, doch auch Frauen sind immer häufiger betroffen. Wie Frauen und Männer die COPD positiv beeinflussen können.

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Was ist COPD und warum wird COPD bei Frauen oft erst später entdeckt?
Erst seit kurzem hat die Gendermedizin in der Öffentlichkeit und in der medizinischen Behandlung an Relevanz gewonnen. Bereits in den 1990er Jahren fanden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heraus, dass sich Erkrankungen bei Frauen und Männern verschieden auswirken – und sie zum Teil unterschiedliche Behandlungen benötigen. Das Geschlecht hat einen größeren Einfluss als lange Zeit angenommen, unter anderem auf den Verlauf von Erkrankungen oder die Risikofaktoren. Auch bei der chronischen, obstruktiven Lungenerkrankung, besser bekannt als COPD, ist das der Fall. Frauen sind heutzutage etwa genauso oft von der Krankheit betroffen wie Männer. Die Diagnose erhalten sie jedoch häufig spät – unter anderem, weil sich das Krankheitsbild bei ihnen anders darstellt und sie selbst sowie Ärztinnen und Ärzte die COPD-Symptome unter Umständen missdeuten.
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Diagnose COPD: So verschieden sind die COPD-Symptome
Studien deuten darauf hin, dass sich eine COPD bei Frauen und Männern unterschiedlich äußert. So haben Frauen doppelt so häufig eine COPD mit chronisch entzündeten Bronchien (Bronchitis). Und Frauen haben tendenziell seltener Husten und Auswurf als Männer, dafür aber öfter Luftnot. Das führt dazu, dass sie im Alltag unter Umständen weniger belastbar sind und schlechter schlafen. Auch Begleiterkrankungen wie Angst und Depression treten bei ihnen häufiger auf. Das kann beeinflussen, inwiefern Patientinnen in der Lage sind, ihre eigene Behandlung und Rehabilitation zu unterstützen. Unter Umständen kümmern sie sich zu wenig um die eigene Gesundheit. Zudem kommt es bei Patientinnen häufiger zu Zwischenfällen, die Krankenhausbehandlungen zur Folge haben.
Doch was ist die Ursache für diese Unterschiede der COPD-Symptome? Die Geschlechtshormone spielen dabei unter anderem eine Rolle. Während weibliche Sexualhormone die Lunge wohl anfälliger machen, scheint das männliche Sexualhormon Testosteron die Lungen eher zu schützen. Östrogene begünstigen zudem die Bildung toxischer Abbauprodukte durch das Rauchen, die zu COPD führen können. Hinzu kommt, dass Frauen häufiger rauchen als es früher der Fall war. Vermutlich ist daher der Anstieg von COPD-Erkrankungen bei Frauen so hoch.
COPD und Rauchen: besonders heikel für Frauen
Obwohl Frauen im Vergleich zu Männern weniger rauchen, sind ihre Lungen anfälliger für nachhaltige Schäden, was wiederum auch schwere Krankheitsverläufe einer COPD begünstigen kann. Für Frauen ist das Rauchen damit noch gefährlicher. Die Lungenfunktion von Raucherinnen nimmt im Lauf der Zeit stärker ab, als es im Vergleich bei rauchenden Männern der Fall ist. Für alle Geschlechter gilt jedoch: Die Lunge leidet immer unter Schadstoffen, wie sie im Tabakrauch enthalten sind – ein Rauchverzicht lohnt sich daher für alle.
Diese Tipps helfen Frauen und Männern bei COPD
Auch Menschen, die bereits eine COPD haben, können einiges tun, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und die COPD-Symptome zu lindern. Nehmen Sie alle Lungenbeschwerden ernst und achten Sie auf Ihren Lebensstil. Für Männer und Frauen empfiehlt sich Folgendes gleichermaßen:
- Verschlimmern sich Symptome, suchen Sie unbedingt Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf.
- Geben Sie unbedingt das Rauchen auf. Dabei gilt: E-Zigaretten oder andere Tabakprodukte sind keine „gesündere“ Alternative zu herkömmlichen Zigaretten. Für Frauen ist das besonders wichtig, da sich ihre Lungenfunktion schneller verschlechtert. Doch selbstverständlich ist auch für Männer ein Rauchstopp entscheidend, um ein Fortschreiten der COPD zu verlangsamen.
- Bewegen Sie sich so viel wie möglich, ernähren Sie sich ausgewogen und sorgen Sie gezielt für Entspannung. Meditation oder Autogenes Training in Verbindung mit Atemübungen können zum Beispiel helfen. Auch ein reges soziales Leben tut oft gut.

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Therapieoptionen: Deshalb ist es bei COPD wichtig, auch auf die eigenen Gefühle zu achten
Hören Sie täglich in sich hinein: Wie fühle ich mich heute? Habe ich Beschwerden und wenn ja: welche? Was würde mir jetzt guttun? Das hilft Ihnen, die Signale Ihres Körpers wahrzunehmen, einzuordnen und entsprechend zu handeln. Unterstützen Sie Ihre Lungengesundheit, wo immer es geht (etwa auch, indem Sie das Passivrauchen vermeiden) und suchen Sie sich Hilfe, wenn Sie den Rauchausstieg nicht allein schaffen. Manchmal können mehrere Anläufe nötig sein, das ist keine Seltenheit und muss Ihnen nicht unangenehm sein.