Krebs
Woran kann ich Speiseröhrenkrebs erkennen?
Veröffentlicht am:09.09.2025
5 Minuten Lesedauer
Schluckbeschwerden, Sodbrennen, Gewichtsverlust – meist steckt etwas Harmloses dahinter. Doch in seltenen Fällen weisen diese Symptome auf Speiseröhrenkrebs hin. Früh erkannt, ist er behandelbar. Diese weiteren Anzeichen und Ursachen sollten Sie kennen.

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Wer ist von Speiseröhrenkrebs betroffen?
Schwierigkeiten beim Schlucken, Appetitlosigkeit, ein unangenehmes Druckgefühl hinter dem Brustbein – viele Betroffene ahnen nicht, dass diese Beschwerden auf einen Tumor in der Speiseröhre hindeuten können. Die Speiseröhre verbindet den Rachen mit dem Magen. Entstehen in ihrer Schleimhaut bösartige Veränderungen, sprechen Fachleute vom Ösophaguskarzinom, dem Speiseröhrenkrebs.
Die Krebsart zählt in Deutschland zu den selteneren Tumorformen. Im Jahr 2022 erkrankten etwa 5.700 Männer und rund 1.800 Frauen neu daran. Im Schnitt sind die männlichen Betroffenen 68 Jahre alt. Speiseröhrenkrebs ist für rund 3,6 Prozent aller Krebstodesfälle bei Männern verantwortlich. Bei Frauen beträgt das Durchschnittsalter 71 Jahre, die Krebsart macht 1,3 Prozent der Krebstodesfälle bei Frauen aus.
Dabei unterscheidet man zwischen zwei Hauptformen von Speiseröhrenkrebs: Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome. Plattenepithelkarzinome entstehen in der obersten Zellschicht der Speiseröhrenschleimhaut, dem sogenannten Plattenepithel. Sie kommen entlang der gesamten Speiseröhre vor, betreffen aber besonders häufig den oberen Abschnitt im Halsbereich sowie den mittleren Abschnitt der Speiseröhre. Diese Tumorform macht weniger als die Hälfte aller Fälle aus. Adenokarzinome dagegen entwickeln sich aus Schleimhautzellen und treten überwiegend im unteren Abschnitt der Speiseröhre auf – vor allem dort, wo sie in den Magen übergeht.
Welche Symptome verursacht Speiseröhrenkrebs?
Im frühen Stadium macht sich der Tumor kaum bemerkbar. Erst wenn die Erkrankung fortschreitet, treten Beschwerden auf. Viele Betroffene berichten, dass sie feste Speisen schlechter schlucken können – erst große Stücke, dann auch weichere Nahrung. Der Grund: Der Tumor verengt die Speiseröhre. Das Gefühl, dass etwas im Hals stecken bleibt, ist ein typisches erstes Warnzeichen.
Je nach Stadium des Tumors kommen weitere Symptome hinzu wie Krämpfe der Speiseröhre und ständiges Aufstoßen. Später treten zudem Gewichtsverlust und Heiserkeit auf. Solche Beschwerden sind nicht immer ein Anzeichen für Krebs, sollten aber ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden. Denn je früher Speiseröhrenkrebs erkannt wird, desto besser sind die Behandlungschancen.

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Risikofaktoren für Speiseröhrenkrebs
Die Ursachen für Speiseröhrenkrebs sind nicht vollends wissenschaftlich erforscht. Doch einige Risikofaktoren gelten als gesichert:
Rauchen und Alkohol erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken
Einer der größten Risikofaktoren ist langjähriges Rauchen. Für Menschen, die täglich 30 Zigaretten rauchen, ist die Wahrscheinlichkeit, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, bereits sechs Mal höher als bei Nichtrauchenden. Regelmäßiger Alkoholkonsum über viele Jahre erhöht das Erkrankungsrisiko ebenfalls deutlich. Besonders gefährlich wird es, wenn beides zusammenkommt und die Wirkungen sich gegenseitig verstärken: Die Kombination aus Rauchen und Alkohol ist für rund 75 Prozent der Plattenepithelkarzinome der Speiseröhre verantwortlich.
Reflux greift die Speiseröhre an
Ein weiterer Risikofaktor, insbesondere für das Adenokarzinom, ist chronischer Reflux, der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Zwischen 20 und 30 Prozent der Deutschen leiden darunter. Beim Reflux schädigt die immer wieder zurückfließende Magensäure die Schleimhaut der Speiseröhre. Dadurch kann sich eine Vorstufe von Speiseröhrenkrebs entwickeln, die sogenannte Barrett-Schleimhaut. Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit, an einem Adenokarzinom der Speiseröhre zu erkranken, deutlich. Menschen mit starkem oder langanhaltendem Reflux sollten ihre Beschwerden ärztlich abklären lassen.
Übergewicht ist ein Risikofaktor für Speiseröhrenkrebs
Das Adenokarzinom tritt in westlichen Industrieländern immer häufiger auf. Ein Grund für diese besorgniserregende Entwicklung ist, dass immer mehr Menschen unter einem Reflux leiden. Oft hängen die Beschwerden mit einem hohen Fettkonsum, der die Refluxsymptomatik verstärkt, und Übergewicht zusammen. Vor allem starkes Übergewicht sticht als zentraler Risikofaktor hervor: Menschen mit einem Body-Mass-Index von über 30 haben im Schnitt ein fast dreimal so hohes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken wie Normalgewichtige.
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Wie wird Speiseröhrenkrebs festgestellt?
Wer unter anhaltenden Schluckbeschwerden oder anderen auffälligen Symptomen leidet, sollte frühzeitig ärztlichen Rat einholen. Erste Hinweise liefert meist eine Magenspiegelung. Dabei führt die Ärztin oder der Arzt einen dünnen, flexiblen Schlauch mit einer Kamera über den Mund in die Speiseröhre. Auf diese Weise lässt sich die Schleimhaut direkt betrachten und auffällige Stellen können erkannt werden.
Während der Untersuchung entnimmt das medizinische Team kleine Gewebeproben. Im Labor wird anschließend geprüft, ob es sich um bösartige Krebszellen handelt. Ergibt die feingewebliche Analyse ein positives Ergebnis, folgen weitere Untersuchungen. Mithilfe von Ultraschall, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie kann festgestellt werden, wie weit sich der Tumor ausgebreitet hat. Diese sogenannte Stadieneinteilung ist wichtig, um die passende Therapie auszuwählen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Speiseröhrenkrebs?
Die Wahl der Therapie hängt davon ab, wie weit der Tumor fortgeschritten ist. Bei frühen Stadien lässt sich der Krebs manchmal bereits mit einer Endoskopie entfernen. Dabei trägt die Ärztin oder der Arzt die befallene Schleimhaut gezielt ab, ohne dass eine Operation notwendig wird.
Ist der Tumor tiefer in die Speiseröhrenwand eingewachsen oder hat er sich bereits ausgebreitet, kommen Operation, Bestrahlung und Chemotherapie zum Einsatz – entweder einzeln oder in Kombination. In vielen Fällen ist es sinnvoll, zunächst mit einer Chemotherapie oder einer kombinierten Strahlen-Chemo-Behandlung zu beginnen, um den Tumor zu verkleinern. Danach folgt in der Regel ein operativer Eingriff. Wenn sich der Krebs nicht mehr heilen lässt, steht die Linderung der Beschwerden im Vordergrund. Dabei kommen verschiedene Chemotherapeutika und auch Immuntherapien zum Einsatz, die das Tumorwachstum hinauszögern können, um die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.
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Krebsvorsorge auf einen Blick
Die AOK übernimmt die Kosten für verschiedene Untersuchungen, die zur Krebsvorsorge beitragen und damit Heilungschancen erhöhen können.
Ist Speiseröhrenkrebs heilbar?
Die Aussicht auf Heilung hängt stark davon ab, wann der Tumor entdeckt und damit diagnostiziert wird. Im Frühstadium bestehen gute Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung. Beim sogenannten Frühkarzinom liegt die Heilungsrate beispielsweise bei 80 bis 90 Prozent. Oft lässt sich der Krebs dann komplett entfernen oder durch eine kombinierte Therapie zurückdrängen.
Anders sieht es aus, wenn der Tumor bereits weit fortgeschritten ist. Viele Patientinnen und Patienten suchen erst ärztliche Hilfe, wenn deutliche Beschwerden auftreten – also zu einem Zeitpunkt, an dem der Krebs sich oft schon weiter ausgebreitet hat. In solchen Fällen ist eine vollständige Heilung selten möglich. Dennoch können moderne Therapien helfen, das Wachstum zu verlangsamen, Symptome zu lindern und Lebenszeit zu gewinnen. Betroffene finden zudem Hilfe bei psychoonkologischen Beratungen sowie in Selbsthilfegruppen für Krebserkrankte.
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