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Haut & Allergie

Warum Schwitzen wichtig für uns ist

Veröffentlicht am:04.06.2021

5 Minuten Lesedauer

Sie machen uns zu etwas Besonderem im Reich der Natur: die Schweißdrüsen. Nur der Mensch und einige Tiere, wie etwa Gorillas oder Pferde, haben Drüsen, mit denen sie schwitzen können. Gerade im Sommer finden es viele Menschen allerdings ganz schön lästig, wenn ihnen der Schweiß läuft. Doch diese Erfindung der Natur ist nicht nur praktisch – sie ist sogar lebenswichtig.

Ein Mann schaut seinen Schweißfleck unter der Achsel an.

© iStock / Vladdeep

Warum schwitzt man eigentlich?

„Schwitzen trägt zur Regulation des Wärmehaushalts im Körper bei. Unser Schweiß übernimmt somit die Aufgabe einer körpereigenen Klimaanlage, indem er uns bei zu hoher Temperatur auf die optimale herunterkühlt“, erklärt Oberärztin Dr. Parnian Firouzi-Memarpuri von der Uniklinik Düsseldorf. Während Hunde hecheln und Elefanten sich mit den Ohren Luft zufächeln, um sich vor Überhitzung zu schützen, beginnt der Mensch einfach nur zu schwitzen. 

Gesteuert durch das autonome Nervensystem sondern die bis zu vier Millionen sogenannten ekkrinen Schweißdrüsen, die überall im Körper in der Haut verteilt sind, dabei ein wässriges Sekret ab: den Schweiß. An der Hautoberfläche angekommen, bildet dieser einen dünnen Film und verdunstet. Dabei entsteht Kälte, die der Haut und den Blutgefäßen darin überschüssige Wärme entzieht. Der Körper kühlt ab und die Kerntemperatur steigt trotz Sommerhitze nicht an.

„Unser Schweiß übernimmt die Aufgabe einer körpereigenen Klimaanlage.“

Dr. Parnian Firouzi-Memarpuri
Oberärztin an der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf

Schwitzen ist wichtig

Die Fähigkeit zu schwitzen ist aber noch aus zwei weiteren Gründen wichtig. So entledigt sich der Körper mit der Flüssigkeit auch vieler unerwünschter Dinge, wie etwa Abbauprodukten von Medikamenten, Alkohol und anderen Giften. Und: Schweiß schützt vor Krankheiten! 

Der pH-Wert von etwa 4,5 macht den Schweiß sauer. So bilden die Sekrete der Schweißdrüsen zusammen mit der sogenannten Standortflora, die aus Bakterien und Pilzen besteht, eine wichtige Barriere gegen Krankheitserreger. Für all das kann schon eine relativ kleine Menge Schweiß reichen.

Wie viel Schweiß produziert unser Körper?

„An einem normalen Tag, an dem man sich nicht übermäßig viel bewegt, sondern die Schweißdrüsen insgesamt im Schnitt 0,5 Liter Flüssigkeit ab. An einem heißen Sommertag oder bei andauernder körperlicher Aktivität können sie aber auch bis zu zwei Liter pro Stunde abgeben“, sagt Dr. Firouzi-Memarpuri. 

Weil die Drüsen unterschiedlich verteilt sind, ist es jedoch normal, dass man an manchen Stellen mehr schwitzt als an anderen. Dabei kommt auch der Begriff „Schweißfüße“ nicht von ungefähr. „Die höchste Dichte der Schweißdrüsen findet man an Fußsohlen, Handflächen und Achseln mit einer Anzahl von jeweils 20.000 bis 30.000“, so die Dermatologin.

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Schweiß ist nicht gleich Schweiß

Für den oft stechenden Schweißgeruch unter den Armen sind diese Drüsen nur bedingt verantwortlich. Eigentlich ist das frische ekkrine Sekret sogar weitgehend geruchlos, denn es besteht zu 99 Prozent aus Wasser, etwas Salz und zu einem minimalen Teil aus Substanzen wie Kalium, Harnstoff, Milch-, Fett- und Aminosäuren. 

Erst wenn es älter und von Bakterien zersetzt wird, beginnt es zu riechen. Allerdings besitzt der Mensch noch eine andere Art von Schweißdrüsen, die auch eine andere Art von Schweiß produzieren. Und der ist nicht nur für die persönliche Duftnote verantwortlich, sondern führt auch schneller zu dem unerwünschten Geruch.

Wie entsteht der klassische Schweißgeruch?

Die sogenannten apokrinen Drüsen haben einen ganz anderen Job als die Kühlung der Haut: Sie regeln die Kommunikation zwischen den Geschlechtern und werden daher auch Duftdrüsen genannt. Sie sitzen nur an wenigen Stellen wie Achseln, Brustwarzen und Intimbereich. Ihr Schweiß ist trübe, zähflüssig und enthält neben Fetten vor allem die körpereigenen Duftstoffe, die darüber entscheiden, ob man jemanden attraktiv findet und „gut riechen“ kann. 

Da dieser Schweiß aber auch einen hohen pH-Wert hat, ist er alkalisch und bietet anders als ekkriner Schweiß keinen Schutz vor Bakterien. Für diese ist er sogar wortwörtlich ein gefundenes Fressen.

Wenn die Bakterien die Schweißflüssigkeit zersetzen, entsteht der klassische Schweißgeruch“, erklärt Dr. Firouzi-Memarpuri. Je nach Zusammensetzung des Sekrets und der beteiligten Bakterien bilden sich dabei Abbauprodukte wie Ammoniak und Aminosäuren, die muffig, ranzig oder säuerlich riechen können.

Ändern sich die "Duftdrüsen" im Laufe des Lebens?

In den apokrinen Drüsen liegt indirekt auch eine Erklärung für den guten Duft von Babys, von dem nicht nur deren Eltern schwärmen. Denn diese Drüsen sind zwar bereits seit der Embryonalzeit angelegt, sie erlangen ihre Funktionsfähigkeit aber erst mit dem Reifungsschub in der Pubertät

Das führt dann zu dem bekannten, unangenehmen Geruch mancher Teenager. Doch auch einige Erwachsene leiden unter extremem Schweißgeruch, trotz guter Hygiene. Eine besonders ausgeprägte Form stellt die sogenannte Bromhidrose dar. Der Begriff bezeichnet die Zersetzung des apokrinen Schweißes durch Bakterien, die mit einem penetranten Geruch im Bereich von Achsel und Fußsohle einhergeht.

Eine Frau schwitzt.

© iStock / yacobchuk

Übermäßiges Schwitzen: Was ist eine Hyperhidrose und wie kann man sie behandeln?

Die sogenannte Hyperhidrose ist eine krankhafte Art des Schwitzens: Übermäßige Schweißausbrüche, unter denen etwa ein bis zwei Prozent der Menschen in Deutschland leiden – unabhängig von Situation und Temperatur. 

Neben unschönen Schweißflecken kann es auch hier zu einem üblen Geruch kommen. „Der übermäßig produzierte Schweiß weicht die Hornschicht unserer Haut auf. Dadurch findet auch hier eine Zersetzung durch Bakterien statt und der unangenehme Schweißgeruch, die ekkrine Bromhidrose, entsteht“, erklärt Dr. Firouzi-Memarpuri. 

Hyperhidrose tritt vor allem unter den Achseln, an Händen, Füßen und Stirn sowie in der Leiste auf, weil sich dort besonders viele Schweißdrüsen befinden. Diese sind aber nicht vermehrt oder vergrößert, sondern werden durch die Nerven überstimuliert. 

Hilfe bekommt man beim Hautarzt oder in einer Hyperhidrose-Sprechstunde, wie sie viele Kliniken anbieten. Hier wird geklärt, ob eine andere behandlungsbedürftige Erkrankung das Schwitzen verursacht. Wird dies ausgeschlossen, gibt es je nach Schweregrad und Körperregion verschiedene Therapien

Es stehen eine Reihe von Verfahren zur Verfügung, die individuell auf den Patienten abgestimmt werden müssen. Begonnen wird meist mit aluminiumchloridhaltigen Mitteln zum Auftragen. Auch die Injektionstherapie mit Botulinumtoxin A, die Leitungswasser-Iontophorese (Gleichstromtherapie zur Behandlung von Hauterkrankungen) sowie medikamentöse Verfahren stellen weitere Behandlungsoptionen dar.

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„Aber auch, wenn man auf einer Seite mehr schwitzt, nachts besonders stark oder in Kombination mit Gewichtsverlust und Fieber, sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden,“ rät die Medizinerin. Dieser klärt, ob eine andere Erkrankung die Ursache ist, etwa neurologische oder Stoffwechselprobleme, eine Infektion, eine Schilddrüsenüberfunktion, ein Tumor oder auch Diabetes.

Was tun gegen Schweißgeruch?

Oft bringen schon einfache Tipps mehr Frische unter den Arm: 

  • Etwa das Rasieren der Achseln, weil sich an den Haaren sehr viele Bakterien tummeln.
  • Das Schwitzen reduziert sich zudem durch atmungsaktive, luftige Kleidung aus Naturfasern wie Baumwolle, Leinen oder für die Füße Lederschuhe.
  • Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann dagegen die Zusammensetzung des Schweißes verändern.
  • Wer sein Übergewicht reduziert, schwitzt auch weniger.
  • Scharfe Gewürze und den übermäßigen Konsum von Alkohol, heißem Kaffee und Tee, aber auch zu kalten Getränken sowie Nikotin meiden.

Denn all das regt die Schweißdrüsen an. Außerdem seien Entspannungsübungen bei Stress sowie Ausdauersport wirksame Mittel, damit man im Alltag buchstäblich nicht mehr so ins Schwitzen kommt. Und auch verschiedene Produkte können Schweißgeruch deutlich reduzieren. So blockieren beispielsweise Deos mit Aluminiumchlorid die Schweißporen, wodurch weniger Schweiß und damit auch weniger Geruch entstehen. 

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