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Krampfadern am Hoden erkennen und behandeln

Veröffentlicht am:05.08.2021

4 Minuten Lesedauer

Krampfadern am Hoden können zu unangenehmen Beschwerden führen und in einigen Fällen vermutlich sogar die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Varikozelen zu behandeln.

Ein junger Mann hält die Hände vor den Schritt.

© iStock / Vladdeep

Was sind Krampfadern am Hoden?

Krampfadern können nicht nur an den Beinen, sondern auch am Hoden auftreten, wo sie als Varikozelen (Varicocele testis) bezeichnet werden. Manche Mediziner sprechen auch von einem „Krampfaderbruch“. Mit einem Bruch hat dieses Beschwerdebild allerdings nichts zu tun, sondern – wie bei allen Krampfadern – mit erweiterten Blutgefäßen. Wie viele Männer davon betroffen sind, ist nicht ganz klar. Denn gerade kleine Krampfadern verursachen häufig keine Symptome und sind von außen meistens gar nicht zu erkennen. Experten schätzen, dass zwischen 5 und 15 Prozent der Männer im Laufe ihres Lebens Krampfadern am Hoden bekommen. Sie treten vor allem bei Jugendlichen und jungen Männern zwischen 15 und 25 auf.

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Erweiterte Venen können im Prinzip überall dort am Hoden auftreten, wo die Blutgefäße verlaufen, besonders häufig sind sie aber linksseitig, was mit der verwinkelten Anatomie der Venen auf der linken Seite zusammenhängt.

Mediziner unterscheiden bei Varikozelen verschiedene Stadien:

Stadien bei Varikozelen

StadiumBeschreibung
Grad 0Die Krampfader ist nicht sichtbar und der Arzt kann sie bei der Untersuchung auch nicht fühlen. Sie ist aber im Ultraschall erkennbar.
Grad 1Der Arzt fühlt die Varikozele bei einer Tastuntersuchung, sobald der Patient bewusst presst. Ohne diese Anspannung ist die Krampfader nicht sicht- oder tastbar.
Grad 2Die Krampfader am Hoden tritt so deutlich hervor, dass der Arzt sie sogar im Ruhezustand fühlen kann, wenn er den Patienten abtastet.
Grad 3In diesem Stadium ist die Vene so deutlich erweitert, dass sie nicht nur zu ertasten, sondern auch gut zu sehen ist. Gegebenenfalls hat sie zusätzlich die Form des Hodens verändert.

Woher kommen Krampfadern am Hoden?

Wie entstehen Krampfadern am Hoden überhaupt? Dafür kann es verschiedene Ursachen geben:

  • Anatomie der Venen: Es ist individuell unterschiedlich, wie genau die Venen am Hoden verlaufen. Ungünstige Einmündungswinkel können dazu führen, dass sich das Blut an diesem „Knick“ regelrecht staut und das Gefäß auf Dauer erweitert. Das passiert häufig dort, wo die Hodenvene in die Nierenvene mündet. Die anatomischen Voraussetzungen sind auf der linken Seite ungünstiger, weswegen Krampfadern am Hoden in 90 Prozent der Fälle linksseitig diagnostiziert werden.
  • Angeborene Gewebeschwäche: Sie kann dazu führen, dass die Venen, vereinfacht gesagt, regelrecht ausleiern. Auch dabei staut sich das Blut. Hinzu kommt, dass das Blut normalerweise von den Venenklappen daran gehindert wird, wieder zurückzufließen. Sie funktionieren wie Ventile und lassen das Blut nur in einer Richtung durch. Bei einem schwachen Gewebe kann es jedoch passieren, dass die Klappen nicht mehr richtig schließen. Zudem weisen etwa ein Drittel der Patienten gar keine Venenklappen auf.
  • Druck von außen: Das Blut kann sich ebenfalls stauen, wenn es am Weiterfließen gehindert wird, weil beispielsweise ein Tumor auf die Vene drückt und sie dadurch verengt. Die Krampfader ist dann ein Symptom einer anderen Erkrankung. Diese Ursache für Krampfadern am Hoden ist jedoch sehr selten.

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Wie kann man Krampfadern am Hoden erkennen?

Krampfadern am Hoden sind sehr unterschiedlich ausgebildet und verursachen häufig auch keine Beschwerden. Besteht ein Verdacht, sind sie dennoch leicht zu diagnostizieren.

Mögliche Symptome der Varikozelen

Ob eine Krampfader am Hoden von außen zu erkennen ist, hängt von ihrer Größe und der genauen Lage ab. Kleine Gefäße, die eher innen verlaufen, sind meistens nicht zu sehen. Eine große Krampfader an der Außenseite empfinden viele Männer hingegen sogar als kosmetisches Problem. Meistens machen Varikozelen keine Probleme, in einigen Fällen führen sie jedoch zu Schmerzen im Hoden oder zu Spannungsgefühlen. Einige Männer klagen über „dicke Hoden“, weil die Krampfadern Schwellungen auslösen.

Wie der Arzt Krampfadern am Hoden erkennt

Für einen Urologen ist es relativ leicht, Varikozelen am Hoden zu diagnostizieren. Der Arzt führt zunächst ein umfangreiches Gespräch mit dem Patienten (Anamnese) und erkundigt sich nach eventuellen Beschwerden wie Schmerzen am Hoden. Es folgt eine körperliche Untersuchung, wobei der Arzt versucht, Krampfadern zu ertasten. Dabei muss der Patienten auch pressen, damit eventuelle Krampfadern besser hervortreten. Die Untersuchung kann durch Ultraschall (Sonografie) ergänzt werden. Krampfadern sind zudem häufig ein Zufallsbefund, wenn der Patient wegen einer anderen Erkrankung untersucht wird.

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Krampfadern als Grund für Unfruchtbarkeit

Ob Varikozelen zu Unfruchtbarkeit (Infertilität) führen, ist nicht abschließend geklärt. Es gibt aber Hinweise darauf, dass Krampfadern vor allem die Dichte und Bewegungsfähigkeit der Spermien beeinträchtigen können. Die Statistik legt ebenfalls einen Zusammenhang nahe. Denn bei unfruchtbaren Männern sind Krampfadern am Hoden überdurchschnittlich häufig.

Was hilft gegen Krampfadern am Hoden?

Es ist nicht immer notwendig, Krampfadern am Hoden zu behandeln. Eine Therapie wird in Erwägung gezogen, wenn die Krampfadern beispielsweise schmerzen oder der Patient die hervortretenden Venen in kosmetischer Hinsicht als Belastung wahrnimmt. Bei einem unerfüllten Kinderwunsch kann eine Behandlung von Krampfadern am Hoden ebenfalls sinnvoll sein, um die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Befruchtung zu erhöhen. Auch Kinder und Jugendliche sollten behandelt werden, wenn die Varikozele sehr ausgeprägt ist oder zu einem veränderten Hodenvolumen führt. Für eine Behandlung der Varikozelen gibt es verschiedene Optionen.

Ein junger Mann unterhält sich mit einem Urologen.

© iStock / monkeybusinessimages

Wenn die Varikozelen schmerzen, ein kosmetisches Problem für Sie sind oder ein unerfüllter Kinderwunsch besteht, kann ein Arzt Sie über Behandlungsoptionen aufklären.

Verschluss der Krampfadern am Hoden

Wenn eine Krampfader am Hoden vollständig geschlossen wird, sucht sich das Blut einen anderen Weg und die verdickte Vene bildet sich zurück. Als Behandlung führen Mediziner den Verschluss künstlich herbei. Sie nutzen dafür zum Beispiel Medikamente oder winzige Metallspiralen, mit denen sie ein Blutgerinnsel auslösen, das die Vene verschließt.

Veröden der Varikozele

Das Veröden einer Krampfader baut auf dem gleichen Prinzip auf wie der Verschluss. Ist der Durchgang versperrt, muss das Blut durch eine andere Vene fließen. Beim Veröden, das auch als Sklerosierung bezeichnet wird, verwenden die Ärzte ein Medikament, das die Gefäßwände, vereinfacht gesagt, verklebt. Auch in diesem Fall bildet sich die verdickte Vene zurück und ist später optisch nicht mehr erkennbar. Der Arzt kann sie auch nicht mehr ertasten.

Behandlung der Krampfadern durch eine Operation

Die dritte Variante ist eine operative Entfernung der Krampfadern am Hoden. Die erweiterte Vene wird entweder bei einer offenen Operation über einen größeren Schnitt abgebunden oder entfernt. Oder die Ärzte ziehen die Krampfadern minimalinvasiv über die sogenannte Schlüssellochchirurgie. Dabei werden nur sehr kleine Schnitte gemacht.

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