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Kinder

Kindliche Sehstörungen: Auf diese Symptome sollten Eltern achten

Veröffentlicht am:18.03.2022

6 Minuten Lesedauer

Sehstörungen können schon früh im Leben auftreten. Im Kleinkindalter bilden sich die meisten Fälle unter richtiger Therapie vollständig zurück. Doch woran erkennen Eltern, dass ihr Kind eine Sehschwäche hat?

Ein Mädchen mit Sehschwäche und Brille grinst in die Kamera.

© iStock / AaronAmat

Sehstörungen bei Kindern bleiben oft unerkannt

Wenn ein kleines Kind Schmerzen hat, macht es sich in der Regel lautstark bemerkbar. Und das ist auch gut so. Sein Umfeld merkt auf diese Weise schnell, dass dem Kind etwas fehlt, und kann entsprechend reagieren. Ganz anders sieht es bei Sehstörungen aus. Ein kleines Kind kann nicht wissen, dass es schlecht sieht. Es nimmt die Welt auf seine Weise optisch wahr – und kennt es nicht anders. Der fehlende Protest des Kindes hat oft negative Konsequenzen: Nach Angaben des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands (BVA) werden rund 60 Prozent der Sehstörungen bei Kindern zu spät erkannt und behandelt.

Eine frühe Therapie ist vor allem deshalb so wichtig, weil sich Sehstörungen im Kleinkindalter oft noch vollständig zurückbilden können. Häufig reicht es schon aus, wenn das Kind wenige Stunden am Tag eine Brille trägt oder das gesunde Auge abgedeckt wird. Bei älteren Kindern ist die Behandlung nicht mehr so einfach. Eine Sehschwäche, die erst im Schulalter entdeckt wird, bleibt in vielen Fällen ein Leben lang erhalten. Der Grund dafür liegt im Gehirn. Wenn die dort ansässigen Nervenzellen nicht frühzeitig lernen, auch die Informationen des schwächeren Auges zu verarbeiten, können sie dies später, wenn das Gehirn bereits stärker entwickelt ist, nur noch sehr bedingt oder gar nicht mehr nachholen.

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Wann sollte ein Kind zum Augenarzt?

Eine erste kinderärztliche Untersuchung der Augen findet im Rahmen der dritten Vorsorgeuntersuchung, besser bekannt als U3, statt – also zwischen der vierten und fünften Lebenswoche. Der Arzt prüft dann zum Beispiel, ob eine Linsentrübung des Auges vorliegt. Bei der U5 im sechsten bis siebten Lebensmonat des Kindes lässt sich mithilfe eines Augenspiegels bereits feststellen, ob das Kind schielt. Bei der U7a im Alter von drei Jahren oder spätestens bei der U8 mit vier Jahren wird getestet, ob das Kind schon dreidimensional sehen kann – ob sein Gehirn also die Informationen aus beiden Augen verarbeitet.

Kommt der Kinderarzt bei einer dieser Untersuchungen zu dem Schluss, dass das Kind womöglich ein Sehproblem hat, wird er es für weitere Tests an einen Augenarzt überweisen, der auf Kinder spezialisiert ist. Für Babys mit einem erhöhten Risiko für Augenerkrankungen wird dagegen grundsätzlich eine erste augenärztliche Kontrolle im Alter zwischen sechs und neun Monaten empfohlen. Als Risikofaktoren gelten zum Beispiel:

  • eine Frühgeburt
  • erbliche Augenerkrankungen in der Familie
  • eine starke Fehlsichtigkeit oder Schielen bei den Eltern oder Geschwistern

Für Kinder ohne besondere Risikofaktoren wird eine erste augenärztliche Untersuchung im Alter zwischen zwei und drei Jahren empfohlen.

Welche Sehstörungen sind bei Kindern häufig?

Besonders verbreitete Sehprobleme bei Kindern sind Schielen, auch Strabismus genannt, sowie Weitsichtigkeit (Hyperopie), Kurzsichtigkeit (Myopie) und eine Verkrümmung der Hornhaut (Astigmatismus).

Schielen

Schielt ein Kind, wandern bei ihm ein oder beide Augen nach innen, außen, oben oder unten ab. Es handelt sich meist um ein harmloses Problem, das dennoch augenärztlich behandelt werden sollte. Ansonsten droht eine lang anhaltende Sehstörung, bei der sich das Blickfeld und die räumliche Wahrnehmung verringern. Nur in seltenen Fällen ist Strabismus die Folge einer Linsentrübung, einer Verletzung des Auges oder einer Störung des Gehirns.

Pseudo-Schielen

Zuweilen sieht es bei kleinen Kindern nur so aus, als würden sie schielen.

Grund dafür kann eine breite, flache Nase oder eine Hautfalte am inneren Augenlid sein. Wenn das Kind und damit auch sein Gesicht wachsen und sich verändern, verliert sich das Phänomen.

Weitsichtigkeit

Weitsichtige Kinder sehen in der Ferne scharf, in der Nähe jedoch verschwommen. Die Ursache einer Hyperopie, auch Hypermetropie genannt, ist ein zu kurzer Augapfel. Weitsichtigkeit ist insbesondere bei Kindern bis zum achten Lebensjahr eine häufige Fehlsichtigkeit, die mit dem weiteren Wachstum des Kindes und des Augapfels oft von allein nachlässt. Trotzdem sollte sie natürlich, solange sie besteht, mit einer Brille korrigiert werden.

Kurzsichtigkeit

Kurzsichtige Kinder sehen in der Nähe scharf und in der Ferne verschwommen. Grund für die Myopie ist ein zu langer Augapfel. Kurzsichtigkeit bei Kindern ist insbesondere in den vergangenen Jahren häufig geworden. Der BVA sieht die Ursache für diesen Trend in der stark zugenommenen Nutzung von Smartphones, Tablets und Computern. Um der Kurzsichtigkeit vorzubeugen, sollten Kinder daher möglichst viel draußen aktiv sein, denn dabei blicken sie vermehrt in die Ferne und schulen so die Augen. Für manche Kinder gibt es laut BVA zudem spezielle Kontaktlinsen, die nur nachts getragen werden müssen und dem Längenwachstum des Augapfels entgegenwirken.

Hornhautverkrümmung

Beim Astigmatismus, auch Stabsichtigkeit genannt, ist die Hornhaut des Auges nicht gleichmäßig gekrümmt. Punkte werden daher als Striche wahrgenommen. Die Folge ist, dass das betroffene Kind sowohl in der Nähe als auch in der Ferne unscharf sieht.

Welche Symptome deuten auf eine Sehstörung bei Kindern hin?

Ein Junge mit Sehschwäche ist beim Augenarzt, wo seine Augen und Sehstärke vermessen werden.
Suchen Sie mit Ihrem Kind einen Augenarzt auf, sobald Sie Anzeichen und Symptome einer Sehschwäche bemerken.

© iStock / Inside Creative House

Oft ist es auch für die engsten Bezugspersonen des Kindes nicht ganz einfach, eine Sehschwäche zu erkennen. Es gibt jedoch einige Anzeichen, die auf eine Störung des Sehvermögens hindeuten. Diese unterscheiden sich teilweise bei kleineren und größeren Kindern. Eine kinder- oder augenärztliche Praxis sollte immer dann aufgesucht werden, wenn eine der folgenden Auffälligkeiten bei dem Kind zu beobachten ist.

Typische Symptome für Sehstörungen bei Babys und Kleinkindern

  • Schielen, das auch bei einem Kind, das älter als sechs Monate ist, mehrere Sekunden lang anhält
  • häufiges Blinzeln, Reiben oder Zusammenkneifen der Augen
  • ein ständig schräg gehaltener oder auffällig gedrehter Kopf
  • häufiges Stolpern
  • Augenentzündungen, die sich durch gerötete, tränende oder geschwollene Augen bemerkbar machen
  • andere äußerliche Auffälligkeiten der Augen, zum Beispiel eine getrübte Hornhaut, eine grau-weißlich verfärbte Pupille, die oft erst auf mit Blitzlicht aufgenommenen Fotografien deutlich wird, häufiges Augenzittern oder Lidveränderungen, die ein Auge verdecken

Zusätzliche typische Symptome bei älteren Kindern

  • fehlende Lust beim Malen, Basteln oder Lesen
  • ängstliches oder ungeschicktes Verhalten, zum Beispiel häufiges Stolpern oder Umwerfen von Gegenständen
  • Lernschwierigkeiten in der Schule
  • rasches Ermüden bei Konzentration
  • häufige Kopfschmerzen

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Sehschwäche aufgrund seelischer Konflikte bei Kindern

Wenn ein Kind plötzlich über Sehstörungen klagt, kann dies auch auf einen seelischen Konflikt hindeuten. Etwa ein bis zwei Prozent aller Kinder, die mit ihren Eltern eine Augenarztpraxis aufsuchen, sind nach Angaben der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) von einer solch funktionellen oder plötzlichen Sehstörung betroffen. Mädchen leiden häufiger unter ihr als Jungs.

Bei der funktionellen Sehstörung sind keine Auffälligkeiten der Hornhaut, der Linse, der Netzhaut oder des Sehnervs zu beobachten und es liegt auch keine Fehlsichtigkeit vor, die sich mit einer Brille beheben ließe. Nur in äußerst seltenen Fällen handele es sich bei den Klagen des Kindes allerdings um eine bewusste Täuschung, heißt es bei der DOG. Vielmehr leide das Kind in der Regel unter einem inneren Konflikt, für den es keine Lösung wisse. Familiäre und schulische Probleme seien mit Anteilen von 30 beziehungsweise 25 Prozent die beiden häufigsten Ursachen. Die funktionelle Sehstörung ist somit eine „vermeintliche“ Sehstörung, die aus augenmedizinischer Sicht gar nicht vorliegt, sondern entweder nur subjektiv von dem Kind wahrgenommen oder aus unbekannten Gründen von ihm als Sehschwäche beschrieben wird.

Der DOG zufolge verschwinden die Sehbeschwerden in etwa 90 Prozent der Fälle entweder relativ rasch von selbst oder nach einer kurzen Placebotherapie – zum Beispiel mithilfe einer schwachen, eigentlich nicht notwendigen Brille oder durch wirkstofffreie Augentropfen. Funktionelle Sehstörungen sind ein Hilferuf der Seele, heißt es bei der DOG, und erfordert stets in Zusammenarbeit mit Kinderärzten oder -psychiatern eine Reaktion.

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