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Baby & Kleinkind

Kindspech: Alles über den ersten Stuhlgang eines Babys

Veröffentlicht am:22.05.2025

5 Minuten Lesedauer

Der erste Stuhlgang eines Babys ist meist klebrig und schwarz-grün. Deshalb spricht man im Volksmund auch vom „Kindspech“. Im Idealfall landet es nach der Geburt in der Windel. Was, wenn das nicht passiert? Oder wenn Kindspech im Fruchtwasser ist?

Ein Neugeborenes auf einem Wickeltisch, das von einer Frau in rotem Shirt, die nur teilweise zu sehen ist, gewickelt wird.

© iStock / AzmanL

Was ist Kindspech oder Mekonium?

Kindspech ist die umgangssprachliche Bezeichnung für das Mekonium – so nennen Medizinerinnen und Mediziner den ersten Stuhlgang eines Neugeborenen. Der Begriff Kindspech hat aber nichts mit „Pech haben“ oder Unglück zu tun. Er bezieht sich darauf, dass das Mekonium dem schwarzen, teerartigen Pech optisch tatsächlich ein wenig ähnelt: Es ist schwarz-grünlich und zäh. Zudem ist es geruchslos. All dies deutet bereits darauf hin, dass das Mekonium noch kein „echtes“ Verdauungsprodukt ist. Vielmehr ist es eine Mischung aus

  • Lanugohaaren (der zarte Flaum, der den Körper des Fetus bedeckt),
  • Hautzellen und
  • Körpersekreten wie Gallenfarbstoffen, die dem Kindspech seine charakteristisch schwarz-grüne Farbe verleihen.

Doch wie gelangt diese Mischung in den Darm des ungeborenen Babys? Das geschieht, weil der Fötus schon ab dem zweiten Trimester (also ab dem vierten Schwangerschaftsmonat) im Bauch der Mutter das Atmen übt. Das ist wichtig für die Lungenentwicklung. Dabei schluckt das Kind auch Fruchtwasser, in dem sich die eben genannten Bestandteile befinden. Diese sammeln sich im Darm an und bilden das Kindspech.

Wann scheidet ein Baby das Kindspech aus?

Läuft alles nach Plan, scheidet das neugeborene Baby das Kindspech spätestens nach drei bis vier Tagen aus. Die meisten Babys haben ihren ersten Stuhlgang schon wenige Stunden nach der Geburt. Interessant: Wie schnell ein Neugeborenes das Mekonium ausscheidet, hängt auch von der ersten Muttermilch, dem sogenannten Kolostrum, ab. Diese Vormilch bildet sich bereits während der Schwangerschaft, vor allem aber in den ersten Tagen nach der Entbindung. Eine ihrer Eigenschaften ist ein abführender Effekt. Zeitiges Stillen hilft dem Kind also, das zähe Kindspech schneller loszuwerden. Und noch ein kleiner beruhigender Hinweis für alle frischgebackenen Eltern: Wenn das Mekonium noch nicht ausgeschieden ist, kann das Baby etwas unruhig sein und auch unter leichten Bauchschmerzen leiden. Dagegen hilft am besten viel körperliche Nähe.

Nachdem das Kindspech ausgeschieden wurde, folgt der „normale Stuhlgang“, der dann auch anders aussieht. Dies hängt davon ab, ob das Baby Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung bekommt. Der Stuhl eines gestillten Babys ist meist pastenartig oder wässrig und gelblich. Mit Flaschennahrung ernährte Babys haben eher einen breiigen oder geformten Stuhl, der gelb bis lehmbraun sein kann und unangenehmer riecht als der von Stillbabys.

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Kindspech im Fruchtwasser: Was hat das zu bedeuten?

Leider verlaufen Schwangerschaft und Geburt nicht immer nach Lehrbuch. So kann es passieren, dass das Mekonium noch während der Schwangerschaft oder unter der Geburt in das Fruchtwasser gelangt, das sich dann grün färbt. Das kommt nicht selten vor: 9 bis 15 Prozent aller Neugeborenen werden aus grünem Fruchtwasser geboren. Bei Schwangerschaften, die über den errechneten Geburtstermin hinausgehen, sind es sogar 20 Prozent.

Gefährlich wird es für das Baby, wenn es dieses Fruchtwasser einatmet. Dann kann es zu Atembeschwerden und Infektionen der Lunge bis hin zu einem sogenannten Mekoniumaspirationssyndrom (MAS) kommen. Das Baby leidet dann unter Atemnot und Sauerstoffmangel – ein lebensbedrohlicher Zustand.

Ursachen für Mekonium im Fruchtwasser

Wenn ein Baby das Kindspech bereits vor oder während der Geburt ausscheidet, kann das ein Warnzeichen sein, dass das ungeborene Kind unter einem Sauerstoffmangel und damit unter großem Stress leidet. Sein körpereigenes „Rettungsprogramm“ sorgt dann dafür, dass wichtige Organe wie das Gehirn weiterhin ideal mit Sauerstoff versorgt werden. Die zweitrangigen, aktuell nicht lebensnotwendigen Organe, erhalten dann allerdings zu wenig Sauerstoff – dazu gehört auch der Darm. Diese Unterversorgung kann Darmbewegungen auslösen, sodass bereits im Mutterleib Kindspech ins Fruchtwasser gelangt.

Sauerstoffmangel als Ursache für grünes Fruchtwasser: Was steckt dahinter?

Es gibt viele verschiedene Gründe, warum ein ungeborenes Baby im Mutterleib unter einem Sauerstoffmangel leiden kann. Dazu gehören:

  • Plazentainsuffizienz: Hierbei wird der sogenannte Mutterkuchen, die Plazenta, nicht gut genug durchblutet. Der Sauerstoffaustausch zwischen Plazenta und Fetus funktioniert dann nicht richtig.
  • abgedrückte Nabelschnur
  • Diabetes oder Bluthochdruck der Mutter
  • Drogen- oder Alkoholkonsum der Mutter
  • vorzeitiger Blasensprung: Die Fruchtblase öffnet sich, noch bevor eine regelmäßige Wehentätigkeit einsetzt.
  • deutliche Überschreitung des Geburtstermins
  • lange, schwierige Geburten und Mehrlingsgeburten

Gefahren für das Kind bei grünem Fruchtwasser

Ist Kindspech im Fruchtwasser, besteht das Risiko, dass es in die kindliche Lunge gelangt, wenn der Fötus nach Luft schnappt. Das verunreinigte Fruchtwasser kann dann das sogenannte Mekoniumaspirationssyndrom (MAS) auslösen. In leichteren Fällen leidet das Baby dann „nur“ unter leichten Atembeschwerden. Es kann aber auch zu einem schweren Verlauf kommen: Die Atemwege des Babys blockieren teilweise oder komplett. Das Kindspech bleibt beim Ausatmen in den Atemwegen stecken, und der betroffene Lungenflügel kann überblähen. Das kann wiederum zu einem Lungenriss oder zum Lungenkollaps mit Atemstillstand führen. Glücklicherweise entwickelt sich MAS nur bei rund vier Prozent der Geburten mit Kindspech im Fruchtwasser.

Eine Babywindel, in der sich eine kleine Menge Mekonium befindet.

© iStock / Prot Tachapanit

Der erste Stuhlgang eines Babys ist klebrig und schwarz-grün. Deshalb spricht man im Volksmund auch vom „Kindspech“.

Was tun bei grünem Fruchtwasser?

Wenn schon vor der Geburt bei einem Ultraschall Kindspech im Fruchtwasser entdeckt wird, ist die erste Maßnahme eine engmaschige Kontrolle der Herztöne des Kindes, um sicherzugehen, dass das Baby nicht in Gefahr ist.

Meist ist es allerdings so, dass grünes Fruchtwasser erst nach dem Blasensprung festgestellt wird, also wenn die Geburt im Gange ist. Kommt das Baby dann mit großen Atemschwierigkeiten zur Welt, ist die Therapie in der Regel eine endotracheale Absaugung. Gemeint ist damit, dass Ärztinnen und Ärzte das Fruchtwasser aus der Luftröhre des Kindes absaugen.

Geht grünes Fruchtwasser während einer Geburt in einem Geburtshaus oder zu Hause ab, wird die Hebamme die werdende Mutter in eine Klinik verlegen.

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Fehlendes Kindspech und Mukoviszidose

Das Kindspech kann auch auf sich warten lassen. Wenn es sich im Darm verdickt und sehr zäh ist, kann der Dünndarm verstopfen. Die Folge ist, dass der Darminhalt dann nicht mehr richtig transportiert werden kann. Ein solcher Darmverschluss wird Mekoniumileus genannt. Ursache ist in über 95 Prozent der Fälle eine Mukoviszidose – eine seltene angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der zäher Schleim in den Zellen entsteht und lebenswichtige Organe – vor allem die Lunge – nach und nach verstopfen. Anzeichen für einen solchen Darmverschluss lassen sich teils schon vor der Geburt im Rahmen der Ultraschalluntersuchung erkennen.

In jedem Fall bedarf es einer medizinischen Betreuung, wenn ein Neugeborenes das Kindspech auch nach mehreren Tagen nicht ausscheidet. Die Ärzte und Ärztinnen haben verschiedene Möglichkeiten den Darmverschluss zu behandeln – von einer Darmspülung bis hin zu operativen Maßnahmen bei drohenden Komplikationen. Zudem muss im weiteren Verlauf die Ursache des Mekoniumileus geklärt werden, um eine bestmögliche medizinische Versorgung zu ermöglichen.

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