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Gesichtsyoga: Der Trend mit Anti-Aging-Effekt?

Veröffentlicht am:05.11.2020

5 Minuten Lesedauer

Mit den Jahren verliert die Haut an Elastizität. Die Folge: Falten. Die Kosmetik- und Schönheitsindustrie versucht diesen Alterungsprozess mit unzähligen Produkten zu verhindern. Dabei geht es auch ganz ohne Chemie, Botox und ein unangenehmes Hautgefühl. Wie? Mit Gesichtsyoga. Annett Hausmann vom Kosmetik- und Wellness-Studio "Zeit für mich" erklärt, wie die spezielle Gesichtsgymnastik funktioniert und warum sie sich vor allem im Homeoffice anbietet.

Gesichtsyoga trainiert die Muskeln im Gesicht und kann so zu einer strafferen Haut beitragen.

© iStock / fizkes

Ohne Falten bis ins hohe Alter zu kommen, wer wünscht sich das nicht? Für manche Menschen ist dieser Wunsch so groß, dass sie ihr Gesicht mit diversen Cremes behandeln, es hinter Make-Up verstecken oder sich ihre Falten sogar unterspritzen lassen. Dabei gibt es eine einfachere Art, um den natürlichen Alterungsprozessen entgegenzuwirken: Gesichtsyoga. Die Wirksamkeit bestätigt eine Studie, die im Fachmagazin „Jama Dermatology“ erschienen ist.

Für diese Studie führten die Teilnehmerinnen 20 Wochen lang 32 verschiedene Übungen durch. Zur medizinischen Auswertung hatten Dermatologen vor und nach der Studie bestimmte Einzelmerkmale im Gesicht der Frauen unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: Zum Ende der Studie sahen die Teilnehmerinnen drei Jahre jünger aus.

Die Erklärung ist ganz einfach: Das menschliche Gesicht besteht aus 26 Muskeln. Sie helfen dem Menschen beim Lachen, Weinen und Grimassenschneiden, zusätzlich bilden sie die Grundlage für eine straffe Haut. Mit zunehmendem Alter verringert sich unser Muskel- und Unterhautfettgewebe und es bilden sich Falten. Gesichtsyoga trainiert diese Muskeln wieder und kann so zu einem strafferen Hautbild beitragen.

Frau Hausmann, was genau ist Gesichtsyoga?

Gesichtsyoga ist nichts anderes als ein Muskeltraining zum Aufbau der Muskulatur im Gesicht. Mit zunehmendem Alter ist es so, dass wir an Unterhautfettgewebe verlieren. Zudem nutzen wir nicht mehr die gesamte Gesichtsmuskulatur oder nur die falschen Muskeln.

Mit diesem speziellen Training kann man dieser Entwicklung entgegenwirken. Mit dem Muskelaufbau ersetzen wir auch verlorengegangenes Unterhautfettgewebe, um dem Abwärtstrend (Hängebäckchen, Schlupflieder, Tränensäckchen) entgegenzutreten. 

Ist das vergleichbar mit der progressiven Muskelentspannung?

Es gibt eine Übung, die nennt sich „der Löwe“. Dabei zieht man die Stirn kraus und spitzt die Lippen, um seinem Bewusstsein zu zeigen, wie es sich anfühlt, wenn die Muskeln angespannt und entspannt sind.

Beim Gesichtsyoga wäre diese Übung allerdings kontraproduktiv. Wir wollen keine zusätzlichen Falten produzieren. Darum achten wir beim Gesichtsyoga noch mehr darauf, die Gesichtshaut nicht zusätzlich in Falten zu legen. Wir wollen vielmehr, dass sie straff bleibt.

Wie kamen Sie auf die Idee, Gesichtsyoga zu unterrichten?

Ich bin seit 1993 Kosmetikerin und werde mit meinen Kunden alt. Ich weiß dadurch, dass Anti-Falten-Cremes nur bedingt wirken können. Dem traurigen, hängenden Gesichtsausdruck und den tiefen Falten kann natürlich keine Creme entgegenwirken.

Meine Kunden fragten mich, was denn helfen würde, was sie gegen die Falten tun können. Ich habe dann geforscht und bin bei meinen Recherchen auf Gesichtsyoga gestoßen. Ich arbeite ganzheitlich und Lösungen wie Botox oder teure Operationen passen nicht in mein Konzept. Gesichtsyoga war für mich einfach logisch.

Welche positiven Effekte hat regelmäßiges Gesichtstraining?

Gruppe von Frauen machen Gesichtsyoga gegen Falten
Gesichtsyoga trainiert die Muskeln im Gesicht und kann so zu einer strafferen Haut beitragen.

© iStock / fizkes

Natürlich bestimmt vor allem unser Erbgut, wie schnell wir optisch altern. Trotzdem lässt sich das äußere Erscheinungsbild beeinflussen. So lassen sich beispielsweise mimische Falten, wie die Zornesfalte oder auch Hängebäckchen, mindern.

Außerdem werden mit Gesichtsyoga Stoffwechselprozesse und die Durchblutung angeregt. Und sogar eine geradere Körperhaltung hat kosmetische Auswirkungen: Wer gerade steht, hat schon mal ein kleineres Doppelkinn und eine andere Ausstrahlung auf sein Gegenüber. 

Ich selber ziehe meine Stirn beispielweise nicht mehr kraus. Durch regelmäßiges Training lernt man, den Impuls zu beherrschen. Und wenn man die Zornesfalte nicht zieht, dann kann sie sich auch nicht bilden. Besonders für jüngere Menschen ist es gut zu wissen, dass es präventive Übungen gibt.

Generell kann man schon in jungen Jahren ganz viel vorbeugen. Mir persönlich macht das einfach Spaß, weil ich schnelle Erfolge sehe, sowohl bei mir selbst als auch bei anderen. Und ich erweitere dadurch meinen Horizont.

Gesichtsyoga erweitert Ihren Horizont? Wie genau meinen Sie das?

Wichtig ist, sich selbst und seine Haut zu akzeptieren und sich nicht mit anderen zu vergleichen. Es ist nicht attraktiv, mit 69 keine einzige Falte im Gesicht zu haben. Attraktiv ist eine frische, freundliche Ausstrahlung und ein entspanntes Gesicht mit freundlichem Lächeln und dazu eine schöne Körperhaltung. Das können wir uns mit Gesichtsyoga wunderbar antrainieren.

Manchmal kommen Kunden und sagen, sie hätten große Poren. Darauf antworte ich: „Nein, Sie haben tolle Poren. Die Haut hat eben Poren. Die braucht sie. Die Industrie sagt Ihnen nur, dass man Poren nicht sehen dürfe.“ Dafür steht Gesichtsyoga. Dass man lernt, den Bezug zur Realität zu bekommen und sich nicht mit Photoshop-Bildern zu vergleichen.

Brauche ich für Gesichtsyoga irgendwelche Hilfsmittel?

Ein Spiegel ist wichtig, um zu kontrollieren, ob man die Übung richtig macht. Ansonsten machen wir viel mit den Händen. Man hält mit den Händen die Muskulatur fest und bewegt sie dann auch mit den Händen.

Kann man Gesichtsyoga überall praktizieren?

Theoretisch ja. Es ist natürlich komisch, wenn man im Auto den Löwen macht und die Zunge herausstreckt, ohne den Fahrer aufzuklären. Ich mache Gesichtsyoga gerne morgens. Das ist mein Ritual für zehn Minuten. Am besten ungeschminkt, mit gereinigtem Gesicht und gewaschenen Händen.

Man sollte dabei eine gute Körperhaltung vor dem Spiegel einnehmen: entweder im Stehen oder auf der Stuhlkante sitzend . Am besten sucht man sich einen ruhigen Ort, denn manche Übungen sind doch ein wenig komisch und vielleicht nicht für ein volles Wartezimmer gedacht. 

Es gibt zum Beispiel eine tolle Augenübung, die man  prima im Bus machen kann. Dabei versucht man, die vorbeifliegenden Gegenstände zu betrachten, ohne den Kopf zu drehen. Das heißt, man dreht  die Augäpfel so weit wie möglich. Dann schaut man nach oben, ohne den Kopf zu bewegen und guckt sich die Werbung an der Decke an. Es ist gar nicht so einfach, den Kopf still zu halten. Man spürt schnell, wie die Augenmuskulatur angestrengt wird. 

Interessant ist Gesichtsyoga auch im Homeoffice. Wenn man nämlich stundenlang auf einen Bildschirm schaut, fordert man die Augen zu wenig. Sie werden gezwungen, stundenlang Dinge im gleichen Abstand zu betrachten und dabei zwinkern wir zu wenig.  Das heißt, der wichtige Tränenfilm für die Augen ist nicht gegeben. Die Augen werden trocken, brennen und jucken. Die Folge sind Kopfschmerzen.

Pausen eignen sich sehr gut dazu, sich vom Bildschirm wegzudrehen und ein paar kleine Übungen zu machen. Das ist auch gut für die Sehkraft.

Was bewirken diese Übungen?

Schlupflider entstehen dadurch, dass die Muskulatur um die Augen herum erschlafft. Wenn man die Augen mehrmals weit aufreißt, ohne die Stirn kraus zu ziehen, spürt man schnell, wie die Muskulatur um die Augen beansprucht wird.

Darum hilft diese Übung gegen Schlupflider. Schlupflider sind aber auch ein Thema, was viel mit dem Stirnmuskel zu tun hat. Um ihn zu aktivieren helfen Übungen, bei denen man die Hände zu Hilfe nimmt.

Wenn ich heute anfangen wollte, Gesichtsyoga zu praktizieren, wie würde ich mich darauf vorbereiten?

Ich habe mir vieles durch Videos beigebracht. Allerdings habe ich bemerkt, dass ich viele Übungen zunächst falsch gemacht habe. Oft ist man zum Beispiel beim Gegenhalten mit den Händen zu grob und drückt zu stark. Dann drückt man sich Falten. Wer Gesichtsyoga  ernsthaft machen möchten, sollte sich die Übungen von einem Trainer einmal richtig zeigen lassen.

Meistens reicht ein großer Kurs von zwei bis drei Stunden aus und danach kann man natürlich selbst zuhause üben. Es gibt auch Unterrichtsmaterial, in dem man das im Kurs Gelernte nochmal nachlesen kann. Gesichtsyoga ist noch eine Nische, darum habe ich lange nach einem Trainer gesucht. Die normalen Yogalehrer haben zwar meist auch Gesichtsmuskelübungen, diese sind aber oft nicht ausführlich oder ausreichend genug.

Wie oft sollte ich die Übungen machen, um einen Effekt zu erzielen?

Um einen sichtbaren und positiven Effekt zu erzielen, sollte man Gesichtsyoga täglich für circa zehn Minuten üben. Einen Tag in der Woche freut sich die Muskulatur über einen Ruhetag. Man sollte  mit vielen Entspannungsübungen starten und sich mit der Zeit steigern. Das ist wie beim Joggen.

Kann man davon Muskelkater bekommen?

Ja. Die Muskulatur im Gesicht liegt in der Haut. Sie ist nicht angeschlossen an Gelenke, wie man es zum Beispiel im Arm kennt. Alle außer dem Muskel, der den Kiefer bewegt. Darum haben wir in dem Bereich auch oft Verspannungen und Krämpfe.

Daher kommt auch das Sprichwort: Zähne zusammenbeißen und durch! Dagegen hilft Gesichtsyoga sehr gut. Oft haben die Kunden schon direkt nach dem Training im Kurs Muskelkater und spüren ihr Gesicht. 

Welche sind Ihre Lieblingsübungen?

Ich habe eine Lieblingsübung. Man öffnet den Mund und formt ein leichtes „O“. Dann spannt man die Ober- und Unterlippe über die Zähne. So wie man früher als Kind einen zahnlosen Opa nachgeahmt hat. In dieser Position versucht man, die Mundwinkel hoch zu ziehen und zu lächeln, sodass eine Spannung zwischen der Nase und der Oberlippe entsteht.

Die Position hält man, und man darf das Atmen nicht vergessen. Wer die Übung noch verstärken möchte, kann dabei nach oben schauen  - aber ohne den Kopf zu drehen und die Stirn in Falten zu legen. Wenn es dann in der Mundregion anfängt etwas zu brennen, noch etwa10 bis 15 Sekunden halten. Und dann loslassen.


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