Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Haut & Allergie

Wimpernserum mit Hormonen: Gefährlich oder unbedenklich?

Veröffentlicht am:30.06.2021

5 Minuten Lesedauer

Ein fülliger Wimpernkranz wirkt verlockend – vor allem dann, wenn er ganz einfach zu haben sein scheint. Viele Hersteller versprechen genau das mit unterschiedlichen Wimpernseren. Ein Großteil dieser ist jedoch mit Hormonen versetzt, die schädlich sein können und Gesundheitsrisiken mit sich bringen.

Eine Frau benutzt vor dem Spiegel Wimperntusche

© iStock / Igor Alecsander

Wozu ist ein Wimpernserum gut?

Ein Wimpernserum verspricht schöner umrandete Augen. Wimpernhaare wachsen dicht an dicht in Zweier- oder Dreierreihen am Ober- und Unterlid. Ihre Hauptaufgabe ist es, Staub, Fremdkörper sowie grelles Sonnenlicht von den Augen fernzuhalten. Lange, dichte, geschwungene Wimpern sind aber nicht nur praktisch, sondern gelten auch als Schönheitsideal. Doch nicht jede oder jeder ist von Natur aus mit einem üppigen Wimpernkranz gesegnet. An diesem Punkt kommen Wimpernseren ins Spiel: Sie sollen das Haarwachstum um die Augenlider ankurbeln.

Wimpernseren werden meist mit einem kleinen Pinsel täglich auf den Rand des Augenlids aufgetragen – genau dort, wo die Wimpern wachsen. Hier muss das Serum dann einige Minuten einwirken. In der Regel wird empfohlen, den Pinsel mit dem Serum gut abzustreichen, damit nicht zu viel Flüssigkeit auf das Lid gelangt. Dennoch kann es passieren, dass das Serum ins Auge läuft. Das ist nicht unproblematisch, denn Wimpernseren enthalten Inhaltsstoffe, die den Prostaglandinen (Gewebshormonen) ähneln und durch ihre hormonelle Wirkung neben einem verstärkten Wimpernwachstum auch zu unerwünschten Effekten führen können.

Wie wirkt ein Wimpernserum mit Hormonen?

Ebenso wie die Kopfbehaarung durchläuft auch die Körperbehaarung wiederkehrende Wachstumszyklen. Wimpern wachsen in der Wachstumsphase etwa 0,15 Millimeter am Tag. Diese Phase dauert zwischen fünf und acht Wochen im Jahr an. In der restlichen Zeit ruhen sie, um anschließend auszufallen. Ein Wimpernserum, das eine künstlich hergestellte Form der Prostaglandine enthält, verlängert die natürliche Wachstumsphase der Wimpern. Dadurch befinden sich mehr Wimpern gleichzeitig in der Wachstumsphase. Die Folge: Der Wimpernkranz wird länger und dichter.

Wimpernseren werden hauptsächlich in Apotheken verkauft, manche in Drogerien oder Supermärkten. Doch auch wenn die Haarwuchsmittel für die Augen frei verkäuflich sind, bedeutet das nicht, dass die Anwendung eines Wimpernserums frei von Nebenwirkungen ist.

Insbesondere die in vielen Seren enthaltenen Prostaglandine werden von Augenärzten und Kosmetikexperten kritisch gesehen, da es eine Reihe von unerwünschten und zum Teil auch dauerhaften Auswirkungen auf den Körper geben kann. Nicht ohne Grund unterliegen daher Arzneimittel, die Prostaglandine enthalten (bspw. bestimmte Augentropfen), der ärztlichen Verschreibungspflicht.

Mehr zum Thema

Welche Nebenwirkungen hat ein Wimpernserum mit Hormonen?

Künstlich hergestelltes Prostaglandin kommt auch in der Medizin zum Einsatz, zum Beispiel um einen erhöhten Augenkammerdruck oder Grünen Star zu behandeln. Hierbei können Nebenwirkungen auftreten, wie eine veränderte Pigmentierung der Iris oder Augenentzündungen. Einige Mittel können bei Frauen die Fruchtbarkeit beeinflussen und dürfen unter anderem nicht in der Schwangerschaft angewandt werden.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Prostaglandinen im Bereich der Augen gehören:

  • Augenrötungen
  • Hornhautentzündungen oder -verletzungen
  • Augenjucken
  • gereizte, brennende, trockene oder tränende Augen
  • Augen- und Kopfschmerzen
  • Ausschlag und Dunkelfärbung der Haut um das Auge herum
  • geschwollene, juckende, gerötete Augenlider
  • allergische Bindehautentzündung oder eine Entzündung des Lidrands
  • verschlechterte Sehschärfe, verschwommenes Sehen und andere Sehstörungen
  • erhöhte Lichtempfindlichkeit

Etwas seltener, aber immer noch gelegentlich können auch diese Nebenwirkungen auftreten:

  • Schwellungen der Augenoberfläche
  • Verkrustungen am Augenlid
  • trockene Haut
  • Ausfall der Haare an Wimpern und Augenbrauen
  • Juckreiz
  • Blutungen der Netzhaut
  • Entzündungen der Iris oder Aderhaut
  • Lidkrampf
  • Wassereinlagerungen und Schwellungen an Augenlid oder Bindehaut

Einige Nebenwirkungen bilden sich zurück, wenn das Mittel abgesetzt wird. Andere hingegen, wie Verfärbungen der Iris, können dauerhaft bestehen bleiben. Beim Einsatz von Prostaglandinen in Arzneimitteln werden mögliche Nebenwirkungen in der Regel in Kauf genommen, weil der potenzielle Nutzen des Medikaments für die Gesundheit höher wiegt als der mögliche Schaden, den es verursachen könnte.

Beim Einsatz dieser hormonähnlichen Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten würde die Kosten-Nutzen-Abwägung möglicherweise anders ausfallen. Doch um dies entscheiden zu können, müssen die Verbraucher zunächst einmal wissen, welche Inhaltsstoffe in ihrem Wimpernserum stecken.

Eine Frau gibt mit einem Wattestäbchen Wimpernserum auf ihre Wimpern

© iStock / triocean

Ist ein Wimpernserum mit Hormonen gesundheitsschädlich?

Prostaglandine in Augenmedikamenten können verschiedene Nebenwirkungen haben. Viele Verbraucher fragen sich daher, wie sicher Wimperseren mit diesen Hormonen sind. Die Wirkungen und Nebenwirkungen von Prostaglandinen in Arzneimitteln sind gut dokumentiert. Experten gehen davon aus, dass sie auch in Wimpernseren, die als Kosmetikprodukte vermarktet werden, ähnliche Wirkungen erzielen.

Viele Experten sehen Wimpernseren mit Hormonen daher kritisch: Sachverständige für kosmetische Mittel des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Karlsruhe beanstandeten mehr als die Hälfte von 17 untersuchten Wimpernseren. Vier der getesteten Mittel wurden von ihnen als Funktionsarzneimittel eingestuft, die fälschlich als Kosmetikprodukte vermarktet werden. Bei fast einem Drittel waren die Wirkstoffe nicht richtig oder gar nicht ausgezeichnet. Ein Problem, da die Verbraucher sich so nicht richtig über die Wimpernseren informieren können.

Aus diesem Grund verbietet beispielsweise die kanadische Gesundheitsbehörde bereits seit 2015 Prostaglandine als Inhaltsstoffe von Kosmetika aller Art. Auch in Deutschland prüft die Kommission für kosmetische Mittel beim Bundesinstitut für Risikobewertung ein mögliches Verbot dieser Stoffe in der kosmetischen Anwendung zur Förderung des Wimpernwachstums.

Grundsätzlich besteht laut Experten die Gefahr, dass Verbraucher ein Wimpernserum als Kosmetikprodukt aus der Drogerie oder dem Supermarkt als unbedenklich und sicherer einstufen als Medikamente. Daher sei es wichtig, dass Kosmetikprodukte, die ebenso Wirkungen und Nebenwirkungen entwickeln können wie Medikamente, auch als solche gekennzeichnet werden.

Ein weiteres Problem ist, dass bei der Anwendung eines Wimpernserums zu Hause die Dosierung nicht genau nachverfolgt werden kann und dadurch möglicherweise zu viel prostaglandinhaltiges Serum in die Augen gelangt.

Mehr zum Thema

Was gilt es beim Gebrauch eines Wimpernserums zu beachten?

Wer sich für ein Wimpernserum mit oder ohne Hormone entscheidet, sollte sich möglichst vorher über die Inhaltsstoffe sowie die Anwendung informieren und den Nutzen gegen die möglichen Nebenwirkungen abwägen. In bestimmten Fällen gilt besondere Vorsicht beim Einsatz eines Wimpernserums, beispielsweise, wenn Sie schwanger sind, Kontaktlinsen tragen oder ein Termin beim Augenarzt bevorsteht.

Schwangerschaft und Kinderwunsch

Prostaglandine sind Botenstoffe, die in den Hormonhaushalt des Körpers eingreifen können – mit möglichen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und den Verlauf einer bestehenden Schwangerschaft. Um sicherzugehen, sollten Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere vorher mit Ihrem Frauenarzt besprechen, ob sie ein bestimmtes Wimpernserum bedenkenlos anwenden können. Prinzipiell ist jedoch zu sagen, dass eine Anwendung während der Schwangerschaft nur dann erfolgen sollte, wenn der potentielle Nutzen des Produkts das potentielle Risiko für das ungeborene Kind rechtfertigt. Dies darf bei dem möglichen Nebenwirkungsprofil der kosmetischen Mittel zumindest angezweifelt werden.

Anwendung von Wimpernserum bei Kontaktlinsen

Grundsätzlich sollten Träger von Kontaktlinsen diese vor der Anwendung eines Wimpernserums herausnehmen und sie frühestens 15 Minuten später wieder einsetzen.

Es besteht die Gefahr, dass sich Inhaltsstoffe des Serums unter den Kontaktlinsen festsetzen. Das gilt insbesondere bei weichen Kontaktlinsen. So kommt es bei Kontaktlinsenträgern, die auch Wimpernseren anwenden, häufiger zu Augenbrennen oder Symptomen einer Unverträglichkeit, die jedoch verschwinden, wenn das Wimpernserum abgesetzt wird. Alternativ kann es helfen, die weichen Kontaktlinsen gegen formstabilere Modelle auszutauschen.

Untersuchungen beim Augenarzt

Wimpernseren, die prostaglandinähnliche Stoffe enthalten, können den Augendruck senken und dadurch die Behandlung bestimmter Augenerkrankungen beeinflussen. Wenn Sie Wimpernseren anwenden, sollten Sie dies vor jeder Untersuchung dem Augenarzt mitteilen. Unter diesem Aspekt ist es außerdem sinnvoll, bei regelmäßiger Anwendung eines Wimpernserums mit Hormonen auch den Augeninnendruck regelmäßig kontrollieren zu lassen.


Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?