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Gesundheitsmagazin

Reisekrankheiten

Seekrank – so können Sie Beschwerden verhindern

Veröffentlicht am:21.08.2020

4 Minuten Lesedauer

Kaum hat die Fähre, das Kreuzfahrtschiff oder das Segelboot abgelegt, beginnt es zu schaukeln. Langsam werden Sie müde und schläfrig, und manchmal wird Ihnen schon nach kürzerer Zeit übel. Seekrankheit kann jeden treffen, aber mit kleinen Hilfen kann man ihr erfolgreich entgegenwirken.

Mutter steht mit ihrer seekranken Tochter an der Schiffsreling.

© iStock / Kerkez

Eines steht fest: Es liegt nicht an Ihrer Seetauglichkeit, denn selbst hart gesottene Seebären und Hochseekapitäne haben bei starkem Seegang und hohen Windstärken mit der Seekrankheit zu kämpfen. Christopher Columbus (1451–1506) und Lord Nelson (1758–1805) beispielsweise berichteten in ihren Tagebüchern von ihren schweren Leiden während der Atlantiküberquerung. Durchschnittlich werden während einer Schiffsreise ein Drittel der Reisenden seekrank – und das schon bei normalen Wetterverhältnissen. Nehmen der Wind und der Seegang zu, steigt auch die Anzahl der seekranken Passagiere rasch an. Seekrankheit ist jedoch nur eine Variante der Reisekrankheit. Die medizinisch als Kinetose (Bewegungskrankheit) bezeichneten Beschwerden können auch bei Bus- und Autofahrten, im Zug, im Flugzeug oder auf Achterbahnen auftreten.

Warum werden wir seekrank?

Unser Körper ist auf See zahlreichen Kipp- und Drehbewegungen ausgesetzt. Diese werden an verschiedenen Stellen verarbeitet: Die kleinen Haarzellen und Wahrnehmungsrezeptoren im Innenohr senden Signale an das Gehirn. Genauso wie die Druck- und Bewegungsrezeptoren in den Muskeln. Diese Signale werden vom Gehirn mit den visuellen Eindrücken zusammengefügt. Es ist jedoch auf natürliche Fortbewegung wie Gehen oder Rennen an Land spezialisiert. Auf See gerät das System an seine Grenzen. Die Lage unseres Körpers, die Signale unserer Muskeln und die Wahrnehmung der Augen passen nicht mehr zusammen und sind sogar widersprüchlich – das Ergebnis ist Seekrankheit. Das Phänomen kann sich nach längerer Zeit auf See, wenn sich das Gehirn “umgewöhnt“ hat, sogar umgekehrt zeigen. Zurück an Land, muss sich der Körper auch daran erst wieder gewöhnen. Das damit verbundene Gefühl des Schaukelns lässt jedoch meist nach einem Tag wieder nach.

Typische Anzeichen für die Seekrankheit

  • Müdigkeit und Konzentrationsschwäche
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Zittern und Schwitzen, Hitzewallungen
  • Blässe
  • Appetitverlust
  • Übelkeit und Erbrechen

Warum wird uns bei Seekrankheit übel?

Die Forscher gehen derzeit davon aus, dass die Übelkeit und das Erbrechen als natürliche Schutzreflexe einsetzen. Die Wahrnehmung unseres Körpers während der wankenden Fahrt ähnelt den Signalen bei einer Vergiftung, zum Beispiel, wenn Sie etwas Verdorbenes gegessen haben.

Wie lange dauert die Seekrankheit an?

In der Regel stellt sich nach zwei bis drei Tagen auf See auch ohne Behandlung eine Besserung der Beschwerden ein. Der Körper gewöhnt sich langsam an die veränderten Bedingungen. Übelkeit kann nach dem Erbrechen verschwinden – allerdings auch wieder zurückkehren.

Junger Mann liegt mit geschlossenen Augen auf dem Deck.

© iStock / Koldunova_Anna

Bei Seekrankheit hilft es, sich mit geschlossenen Augen an die frische Luft zu legen.

Gibt es eine Prophylaxe gegen Seekrankheit?

Ja! Sie können bereits vor der Abreise etwas gegen die Beschwerden tun. Ingwer kann Ihnen helfen. Wissenschaftler der University von Michigan konnten nachweisen, dass die Einnahme von Ingwer gegen Übelkeit und Erbrechen auf See helfen kann. So funktioniert die Ingwer-Prophylaxe:

  • Möglichst bereits mehrere Tage vor der Reise oder unmittelbar bei Reiseantritt beginnen
  • Täglich zwei Gramm Ingwer als Scheiben gekaut oder als Aufguss in einer heißen Tasse Wasser (mindestens sechs Minuten ziehen lassen)
  • Alternative: Ingwer-Kapseln aus der Apotheke (rezeptfrei), 1000 mg täglich

10 Tipps gegen Seekrankheit

  1. Meiden Sie Alkohol und Nikotin, besonders zu Beginn der Reise.
  2. Wählen Sie eine Kabine mit Fenster, damit Sie Ihren Blick auf das Meer richten können.
  3. Gehen Sie an die frische Luft! Flanieren Sie an Deck oder machen Sie es sich in einem Liegestuhl gemütlich. Das Einatmen von unangenehmen Gerüchen wie Dieselabgasen oder verbrauchter Luft in der Kabine kann Seekrankheit auslösen.
  4. Meiden Sie konzentrierte Arbeit am Computer oder Lesen unter Deck.
  5. Lenken Sie sich ab: Ob ein entspanntes Hörspiel oder Musik, versuchen Sie, sich auf andere Gedanken zu bringen.
  6. Denken Sie positiv: Das kann leichte Beschwerden dämpfen.
  7. Vielleicht hilft Ihnen Akupressur: Der sogenannte Nei-Kuan-Punkt liegt etwa zwei Zentimeter unterhalb Ihres Handgelenks an der Innenseite Ihres Unterarms. Sie liegen richtig, wenn Sie den Finger zwischen den zwei kräftigsten Sehnen am Unterarm platzieren – Halten Sie den Druckpunkt für mindestens eine Minute und wiederholen Sie die Akupressur auch am anderen Arm.
  8. Essen Sie kleine Portionen. Ein leerer Magen schwächt Ihren Kreislauf ebenso wie eine zu üppige Mahlzeit. Wählen Sie kleine, leichte Speisen aus und nehmen Sie zwischendurch ein paar Kleinigkeiten zu sich.
  9. Sie bemerken die ersten Symptome? Dann sollten Sie nicht zu lange warten, sondern gleich reagieren. Es hilft, sich an einen ruhigen und gut belüfteten Ort zu legen und die Augen zu schließen. Einschlafen ist ausdrücklich erlaubt, viele Seekranke fühlen sich nach einem kurzen Nickerchen deutlich besser.
  10. Ingwer hilft auch, wenn sie bereits mit leichten Symptomen der Seekrankheit kämpfen. Zwar ist noch nicht bekannt, wie genau Ingwer wirkt, Wissenschaftler vermuten aber, dass eine Reaktion der ätherischen Öle mit den Brechreiz-Rezeptoren in unserer Magenschleimhaut die Übelkeit lindert.

Welche Mittel aus der Apotheke helfen gegen Seekrankheit?

Trotz aller Ratschläge hat die Seekrankheit bei Ihnen eingesetzt? Oder Sie wissen, dass Sie während der letzten Seereise unter sehr starken Symptomen gelitten haben? In Apotheken sind zahlreiche Mittel wie Kaugummis, Wirkstoffpflaster und Tabletten gegen die Seekrankheit rezeptfrei erhältlich. Üblicherweise enthalten sie den Wirkstoff Dimenhydrinat. Bevor Sie zu einem Medikament greifen, ist die Rücksprache mit einem Arzt sinnvoll, denn es können Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten. In schweren Fällen können Ärzte auch stärkere Medikamente verschreiben, die allerdings in der Regel auch sehr starke Nebenwirkungen haben.

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