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Gynäkomastie – wenn eine Männerbrust weibliche Rundungen bekommt

Veröffentlicht am:19.12.2023

4 Minuten Lesedauer

Eine vergrößerte Männerbrust, in der Medizin Gynäkomastie genannt, kann sich bei Männern jeden Alters bilden und ist meist harmlos. Welche Ursachen hinter einer Männerbrust stecken und wie sie behandelt wird.

Ein Mann, der unter einer Gynäkomastie leidet, spricht mit seinem Arzt über Behandlungsmöglichkeiten.

© iStock / DjelicS

Was ist eine Gynäkomastie?

Bei der Gynäkomastie handelt es sich um eine gutartige Vergrößerung des Brustdrüsengewebes bei Jungen oder Männern. Umgangssprachlich ist die Gynäkomastie auch als Männerbrust bekannt. Eine Gynäkomastie stellt keine eigenständige Krankheit dar, sondern ist das Symptom einer Störung, die ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Androgen wie etwa Testosteron verursacht. Eine Männerbrust kann aber auch wegen einer Zunahme des Fett-, und nicht des Drüsengewebes entstehen. In diesem Fall sprechen Fachleute von der Pseudogynäkomastie (Lipomastie), sie ist von der echten Gynäkomastie zu unterscheiden.

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Woran kann man eine Gynäkomastie erkennen?

Häufig sind bei einer Gynäkomastie beide Brüste betroffen, sie kann aber auch einseitig vorkommen. Die Brustwarze und der Warzenhof vergrößern sich, oft ist ein Drüsenkörper in Strängen zu spüren, der druckschmerzhaft ist. Es kann zu subjektiven Beschwerden wie einem Spannungsgefühl im Bereich der Brust und Berührungsempfindlichkeit der Brustwarzen kommen, aber die Gynäkomastie ist manchmal auch vollkommen beschwerdefrei. Tritt eine Gynäkomastie nach der Pubertät auf, muss immer ein Hodentumor ausgeschlossen werden. Bei einseitigem Auftreten kann auch eine bösartige Differentialdiagnose Ursache sein, etwa ein Mamma-Karzinom oder auch Metastasen anderer Tumore.

Wer ist besonders häufig von Gynäkomastie betroffen?

Es kann in jedem Alter zu einer nicht krankhaften (physiologische) Gynäkomastie kommen, besonders häufig sind diese Altersgruppen betroffen:

  • Frühes Säuglingsalter: Bei bis zu 90 Prozent der männlichen Säuglinge ist die Brustvergrößert, in der Regel bildet sich die Gynäkomastie nach wenigen Wochen wieder zurück.
  • Pubertät: 60 Prozent der 13- bis 14-Jährigen entwickeln eine Gynäkomastie, sie kann auch schon früher auftreten, etwa ab dem elften Lebensjahr. Bei 40 Prozent der Betroffenen bildet sich eine Gynäkomastie innerhalb von ein bis zwei Jahren spontan zurück.
  • Erwachsenenalter: 25 bis 65 Prozent der Männer zwischen 50 und 80 Jahren entwickeln eine Männerbrust.
Unter einem engen weißen T-Shirt zeichnen sich bei einem jungen Mann deutlich vergrößerte Männerbrüste ab.

© iStock / undefined undefined

Gynäkomastie: Je stärker die Männerbrust ausgeprägt ist, desto mehr leiden Betroffene.

Was sind die Ursachen einer Gynäkomastie?

Die Ursachen für eine Gynäkomastie können vielfältig sein:

  • Medikamente und Drogen: Verschiedene Medikamente wie anabole Steroide und östrogenhaltige Cremes und Kosmetika werden mit einer Gynäkomastie in Verbindung gebracht. Zu den Drogen, die eine Männerbrust begünstigen zählen unter anderem Alkohol, Heroin, und Marihuana.
  • Krebserkrankungen: Tumore in Hoden, Nebennieren und Prostata können für ein hormonelles Ungleichgewicht und damit einer Vergrößerung der Brustdrüsen sorgen.
  • Allgemeine Erkrankungen: Bei Erkrankungen der Leber wie etwa einer Leberzirrhose kann es zu hormonellen Störungen kommen, die sich mit einer vergrößerten Männerbrust bemerkbar machen. Auch bei Schilddrüsenüberfunktion, Adipositas und Niereninsuffizienz kann Gynäkomastie als Symptom vorkommen.
  • Belastung: Mechanische Einflüsse auf die Brust wie Druck oder Reibung können zu einem Drüsenwachstum führen. Das wurde bei Soldaten der deutschen Bundeswehr beobachtet, deren Brust permanent durch die Ausrüstung belastet wird.
  • Genetische Faktoren:Bei der Chromosomenanomalie Klinefelter-Syndrom und einem Defizit der Hodenfunktion, die die Testosteronsekretion und/oder die Spermienproduktion beeinträchtigt (Hypogonadismus), zeigt sich gehäuft eine Gynäkomastie.

Eine Gynäkomastie kann auch multifaktoriell sein, sprich mehrere Ursachen haben. In 50 Prozent der Fälle ist die Ursache jedoch unbekannt, dann spricht die Medizin von einer idiopathischen Gynäkomastie.

Wie wird eine Gynäkomastie diagnostiziert?

Das Ziel der Diagnose besteht darin, zwischen einer physiologischen Gynäkomastie und einer krankheitsbedingten zu unterscheiden. Bei Brustveränderungen ist es entscheidend, Brustkrebs auszuschließen. Brustkrebs tritt meist einseitig auf und kann ebenfalls eine Vergrößerung der Brustdrüsen hervorrufen. Die Diagnose umfasst zunächst eine Anamnese, dann folgen Laboruntersuchungen und Ultraschall, um Brustdrüsengewebe von Fettgewebe zu differenzieren. Eine Mammografie ist wichtig, um bösartige Befunde auszuschließen. Tritt eine Gynäkomastie außerhalb der pubertären oder postpubertären Phase auf, werden auch eine Röntgenaufnahme der Lunge und eine Bauchsonografie empfohlen.

Wie wird eine Gynäkomastie behandelt?

Ob eine Gynäkomastie behandelt werden muss, hängt von den Ursachen ab. Bei der in der Pubertät physiologisch auftretenden Form können Betroffene abwarten: Die Chance, dass sie sich von selbst zurückbildet, ist hoch – auch wenn dies manchmal lange dauert. Die Entscheidung zur Therapie hängt auch vom individuellen Leidensdruck ab.

Ist eine krankhafte Ursache bekannt, besteht die Therapie darin, die Erkrankung zu behandeln, Medikamente abzusetzen oder zu ersetzen oder auch auf schädliche Substanzen wie Alkohol und andere Drogen zu verzichten.

Reicht das nicht aus, kann innerhalb der ersten sechs Monate – bevor sich das Brustgewebe verfestigt hat – eine medikamentöse Therapie helfen. Männern, bei denen ein Testosteronmangel festgestellt wurde, können mit Testosteron behandelt werden. Schlägt die medikamentöse Therapie nicht an und hat sich das Brustgewebe verfestigt, lässt sich eine Gynäkomastie nur noch mithilfe einer Operation rückgängig machen.

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