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Gutartiger Lagerungsschwindel: Was gegen das Karussell im Kopf hilft

Veröffentlicht am:28.06.2023

4 Minuten Lesedauer

Wenn sich alles um Sie herum dreht, steckt möglicherweise ein gutartiger Lagerungsschwindel dahinter. Betroffene können ganz gezielt etwas gegen den Schwindel tun – verschiedene Übungen sind hilfreich.

Eine ältere Frau fasst sich leicht benommen und mit abgesetzter Brille an den Kopf.

© iStock / supersizer

Was ist ein gutartiger Lagerungsschwindel?

Wenn Menschen das Gefühl haben, dass sich alles um sie herum dreht oder schwankt, sprechen Fachleute von Schwindel (Vertigo). Bei einem gutartigen Lagerungsschwindel – auch „benigner (gutartiger) paroxysmaler Lagerungsschwindel“ (BPLS) genannt – lösen Bewegungen des Kopfes beziehungsweise Änderungen der Kopfhaltung zum Teil starke Schwindelgefühle aus. Betroffene beschreiben oft ein Gefühl von Karussellfahren. Das kann auftreten, wenn die Person zum Beispiel:

  • liegt und sich aufsetzt oder umdreht,
  • sich hinlegt,
  • den Kopf neigt, dreht oder in den Nacken legt.

Die Beschwerden dauern nur kurz an, meist wenige Sekunden. Manchmal treten bei Lagerungsschwindel zusätzliche Symptome auf, etwa Übelkeit (mitunter einige Zeit nach dem Anfall) und selten Erbrechen. Bei einigen Betroffenen schlägt das Herz schneller oder sie haben Schweißausbrüche.

Etwa zwei Prozent der Menschen in Deutschland leiden im Laufe ihres Lebens an einem gutartigen Lagerungsschwindel. Menschen ab 60 Jahren sind dabei häufiger betroffen, Frauen eher als Männer.

Was ist die Ursache des gutartigen Lagerungsschwindels?

Der gutartige Lagerungsschwindel ist unangenehm, aber nicht gefährlich. Als Ursache vermuten Fachleute, dass sich sogenannte Ohrsteinchen (Otolithen) durch Erschütterungen in einem oder mehreren Bogengängen versprengt haben. Die Ohrsteinchen sind normalerweise am Ende der Bogengänge in einer gelartigen Masse fixiert, wo sie den Gleichgewichtssinn unterstützen. Bei den drei Bogengängen handelt es sich um ein mit Flüssigkeit gefülltes Gangsystem, das zum Gleichgewichtsorgan des Menschen gehört und zu Orientierung bei Drehbewegungen dient. Das kurze schwindlige Gefühl beim Walzertanzen oder nach dem Looping in der Achterbahn sind Zeichen einer kurzen Verzögerung der regulierenden Funktion. Wenn die Ohrsteinchen aber nicht fixiert, sondern über die Bogengänge verstreut sind, führt dies zu einem verzerrten Signal an das Gehirn und löst den typischen Drehschwindel aus.

Ein älterer Patient sitzt auf einer Liege, während eine Ärztin seinen Kopf mitsamt Oberkörper leicht nach links bewegt.

© iStock / Zinkevych

Mit bestimmten Lagerungsmanövern und Übungen können die Ohrsteinchen gelöst werden.

Was hilft bei einem Lagerungsschwindel?

Der Hausarzt oder die Hausärztin sind erste Anlaufstelle bei Schwindelanfällen, denn Schwindel kann verschiedene Ursachen haben. Bei Verdacht auf einen gutartigen Lagerungsschwindel überweisen diese an einen Kollegen oder eine Kollegin, der oder die auf Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen spezialisiert ist. Der gutartige Lagerungsschwindel wird diagnostiziert, indem der Kopf und Rumpf des Patienten oder der Patientin auf eine bestimmte Weise bewegt werden. Der daraufhin folgende Schwindel, aber vor allem das dadurch ausgelöste Augenzittern (Nystagmus) zeigen an, welcher Bogengang im Ohr betroffen ist.

Bei etwa der Hälfte der Betroffenen verschwindet der gutartige Lagerungsschwindel innerhalb von drei Monaten von selbst wieder, wenn die Otolithen in ihre ursprüngliche Position zurückrutschen. Häufig werden aber sogenannte Befreiungsmanöver durchgeführt. Dabei handelt es sich um Übungen in einer besonderen Bewegungsabfolge, die die versprengten Otolithen wieder dorthin zurückmanövrieren sollen, wo sie hingehören. Nur bei starken Beschwerden verschreibt der Arzt oder die Ärztin Medikamente gegen Übelkeit, um die Symptome des gutartigen Lagerungsschwindels vorübergehend zu behandeln.

Wichtig: Bei einem akuten Lagerungsschwindel sollten die Betroffenen nicht Auto fahren. Nach einer erfolgreichen Behandlung oder dem Abklingen der Probleme ist das wieder ohne Einschränkung möglich.

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Hilfreiche Lagerungsmanöver unter fachlicher Anleitung

Es ist möglich, den Schwindel mit speziellen Übungen zu behandeln – und zwar mithilfe sogenannter Lagerungsmanöver (Befreiungsmanöver). Dabei nehmen die Betroffenen unter therapeutischer Anleitung bestimmte Sitz- oder Liegepositionen mit speziellen Kopfhaltungen ein. Nach der Anleitung sollte der Patient oder die Patientin diese Übungen weiter zu Hause durchführen. Möglichst mehrmals am Tag und mit mindestens drei Wiederholungen.

Normalerweise kann während des Lagerungstrainings nichts passieren. Manchen Menschen wird dabei aber übel. In diesem Fall können sie vor der Behandlung Medikamente gegen Übelkeit nehmen. Welche und ob ein Lagerungsmanöver geeignet ist, entscheiden der Arzt oder die Ärztin nach dem betroffenen Bogengang und Ausprägung des Schwindels.

Übungen bei Lagerungsschwindel für zu Hause

Wenn die Beschwerden wiederkehren oder nach der Erst-Behandlung nicht komplett verschwunden sind, sollten Sie in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin eigenständig Übungen weiter durchführen. Hier ein Übungsbeispiel für den sogenannten lateralen Bogengang:

  1. Setzen Sie sich auf die Bettkante und drehen Sie den Kopf um 45 Grad nach links.
  2. Legen Sie sich schnell auf die rechte Körperseite und halten Sie den Kopf in der gleichen Stellung (45 Grad angewinkelt), der Blick geht Richtung Decke. Das löst ein starkes Schwindelgefühl aus. Diese Position halten, bis der Schwindel vorüber ist (etwa zwei Minuten).
  3. Den Körper anschließend schnell und schwungvoll über die aufrechte Position auf die linke Schulter bewegen. Der Kopf ist weiterhin im 45-Grad-Winkel nach links gedreht. Diese Position halten, bis der Schwindel vorüber ist (wieder ungefähr zwei Minuten).
  4. Anschließend langsam wieder aufsetzen. Leichter Schwindel, der dabei auftritt, ist normal.
  5. Die gesamte Übung mehrmals wiederholen (bis zu sechsmal). Ideal ist es, diese Übungseinheit zwei- bis dreimal täglich durchzuführen.

Ob diese oder eine alternative Übung für Sie geeignet ist, hängt davon ab, in welchem Bogengang sich die Ohrsteinchen befinden. Das wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin mit Ihnen besprechen.

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