#Gesundheit am 06.10.2020

Embodiment: Was ist das?

Beim Embodiment steht die Wechselwirkung von Psyche und Körper im Fokus
AlenaPaulus

"Der Körper als Spiegel der Seele“, anders gesagt: Wenn es um unsere Psyche nicht gut bestellt ist, leidet der Körper mit. Ebenso wie in der Psychosomatik gehen Wissenschaftler und Vertreter des Embodiment davon aus, dass hinter Körpersprache, Haltung und Co. mehr steckt als die reine Außenwirkung. Bedeutung und Definition von Embodiment sowie Tipps für Übungen im Alltag liest du hier:

Kennst du das Gefühl von Lustlosigkeit, du bist „kaputt“ und schlapp und möchtest dich am liebsten auf dem Sofa zusammenrollen und ausruhen? Oder eben das schöne, befreiende Leben: Du bist voller Tatendrang, stehst mit erhobenem Brustbein stolz da oder würdest gerne einfach nur herumspringen.

Bestimmte Körperhaltungen werden mit Gefühlen und Eigenschaften verbunden. Demnach fällt es uns schwer zu glauben, dass es jemandem mit einer aufrechten Haltung und einem Lächeln im Gesicht nicht gut gehen könnte.

Umgekehrt würden wir jemanden mit herunterhängendem Kopf nie als lebensfroh wahrnehmen. Ein Wechselspiel aus Körper und Psyche ist deutlich zu erkennen.

Embodiment: Was ist das eigentlich genau?

Mit dem Zusammenspiel von Körper, Psyche und Umwelt beschäftigen sich Wissenschaftler unter dem Begriff „Embodiment“ (dt.: Verkörperung, Inkarnation). Sie gehen davon aus, dass alles, was wir erleben oder erfahren, neben der Speicherung im Großhirn auch in unserem gesamten Körper, bzw. in den Zellen, gespeichert wird.

In diesem Kontext wird von somatischen Markern gesprochen. Somatische Marker können beispielsweise Muskelspannungen, Gelenkstellungen oder auch Emotionen sein, die mit bestimmten Haltungen verbunden werden.

Unsere Erfahrungen und Gedanken beeinflussen also unseren Körper. Dieses Phänomen ist gerade bei depressiven Menschen sehr gut zu betrachten, da diese oft eine enge, zusammengezogene Körperhaltung einnehmen.

Kann umgekehrt die Körperhaltung meine Psyche beeinflussen?

In ihrem Werk "Embodiment in Attitudes, Social Perception, and Emotion" von 2005 wiesen die Autoren Niedenthal, Barsalou, Winkielman, Krauth-Gruber und Ric diesen Umkehrprozess nach: Wenn wir also eine gewisse Körperhaltung einnehmen oder die Mimik und Gestik verändern, beispielsweise durch ein Lachen, kann auch eine entsprechende psychische Reaktion hervorgerufen werden.

Kurz gesagt: Haltung macht Stimmung! Diese Fähigkeit, seinen Körper ganz bewusst zur Regulation des psychischen Wohlbefindens einzusetzen, kann helfen, die eigene Stimmung für wichtige Situationen vorzubereiten.

Dazu ist ein achtsamer Umgang mit sich selbst notwendig. Vielen Menschen fällt es schwer, mit dem eigenen Körper achtsam umzugehen. Jedoch spielt in unserem Alltag das Thema Embodiment im Unterbewusstsein permanent eine Rolle.

Ein gutes und gesundes Körpergefühl ist die Basis für unser Wohlbefinden. Es ist also höchste Zeit, einem so wichtigen Erfahrungsinstrument wieder mehr Beachtung zu schenken: unserem Körper.

pepmiba

Wie kann ich Embodiment im Alltag umsetzen?

Ein kleines Gedankenspiel aus dem Alltag vieler: Permanent richten wir den Blick nach unten auf das Handy. Der Körper verharrt lange in gebeugter Stellung, zeitgleich scheint es immer schwieriger zu werden, Menschen zu begeistern und zu motivieren. „Bewegen“ wir uns durch den digitalen Alltag also selbst zur Lustlosigkeit?

Den Körper bewusst aufzurichten und körperliche Bewegung zur Routine zu machen, kann helfen sich motivierter, fröhlicher und positiver zu fühlen. Denn mit einer aufrechten Haltung symbolisieren wir Offenheit, Freude und Bereitschaft.

Bei einem Mentaltraining werden immer wieder Sätze genannt wie „Glaube an dich und konzentriere dich auf deine Stärken“. Genau diese Haltung sollten wir nicht nur in unserem Kopf, sondern auch mit Hilfe unseres Körpers einnehmen. Anstatt die Lustlosigkeit durch die Körpersprache zu kommunizieren, lohnt es sich, einen strammen Schritt oder eine aufrechte Kopfposition einzunehmen, um dem Gedanken zurück auf die positive Spur zu helfen.

Auch ein kleines Lächeln kann Wunder bewirken. In unserem Gesicht befinden sich unzählige kleine Muskeln. Werden die Mundwinkel nach oben gezogen, können schon positive Gefühle hervorgerufen werden.

Im Jahre 1988 wurde hierzu ein Experiment von dem Sozialpsychologen Fritz Strack durchgeführt: Die Facial-Feedback-Hypothese, bzw. das Bleistiftexperiment.

Embodiment-Übungen für den Alltag

  • Eine aufrechte Körperhaltung unterstützt das Durchhaltevermögen und kann deine Stimmung verbessern. Bevor du also aufgeben möchtest oder die Motivation verlierst, sende über eine stolze und fröhliche Körperhaltung positive Impulse an dein Gehirn. Vielleicht bekommst du dadurch einen neuen Energieschub.
  • Nutze alle Bewegungsrichtungen deines Körpers: In einem flexiblen und bewegten Körper kann sich ein gesunder und flexibler Geist besser ausbreiten.
  • „Tue, als ob!“ – Lach beispielsweise einmal laut und leg einen kurzen Freudentanz hin. Dein Körper hört dir genau zu und befolgt für gewöhnlich deine Anweisungen.
  • Akzeptiere auch, wenn es dir mal nicht gut geht. Nimm die Gefühle wahr und schaue was du brauchst, damit es dir wieder besser geht. Versuche aber nicht krampfhaft glücklich zu sein.

Mit ein bisschen Wohlwollen und einer festen Überzeugung kann Embodiment dir also helfen, Lustlosigkeit im Alltag zu bekämpfen und deine Stimmung zu heben.

Kannst du dich mit Embodiment identifizieren?

1088 Personen haben abgestimmt
  • Felix Kapohl: „Das Konzept der somatischen Marker nach Antonio R. Damasio“, Norderstedt 2001.
  • Paula M. Niedentha, Lawrence W. Barsalou, Piotr Winkielman, Silvia Krauth-Gruber, François Ric: ”Embodiment in Attitudes, Social Perception, and Emotion”, 2005.
  • Strack, F, Martin, L. L & Stepper, S.: “Inhibiting and Facilitating Conditions of the Human Smile: A Nonobtrusive Test of the Facial Feedback Hypothesis”, Journal of Personality and Social Psychology 54, 1988, S. 768-777.
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    veröffentlicht am 06.10.2020
    AOK-Expertin „Psyche und Seele“

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