Engagiert für Gesundheit

Geschäftsbericht 2021/2022

Ein junger Mann mit gepflegtem Bart in Jeans und kariertem Hemd, gebeugt ein kleiner Junge mit bunt gestreiftem Pulli auf seinem Rücken. Daneben eine junge Frau mit schulterlangen Haaren in Jeans und hellem Twinset, ein Mädchen mit gelbem Pulli auf ihrem Rücken.

2021 – ein besonderes Jahr

 

Im Frühjahr 2022 geht der Blick auf zwei Jahre Pandemie zurück – mit Einschnitten in das öffentliche, gesellschaftliche und persönliche Leben sowie in die Wirtschaft, wie sie bis dahin undenkbar waren. Allein im Jahr 2021 gab es in Deutschland rund 5,5 Millionen Corona-Neuinfektionen. Ende 2020 begann die Impfkampagne, Zweit- und Auffrischungsimpfungen folgten und unterschiedliche Modelle für eine Impfpflicht wurden diskutiert. Dies alles vollzog sich unter neuen politischen Vorzeichen nach dem Regierungswechsel im September 2021.

Die Auswirkungen der Coronapandemie auf das Gesundheitswesen und die AOK Hessen sind vielschichtig – angefangen mit den Beeinträchtigungen der wirtschaftlichen Entwicklung und des Arbeitsmarktes bis hin zu Verschiebungen im Leistungsgeschehen. Zudem wurde die AOK Hessen mit neuen Aufgaben betraut. So organisierten die Krankenkassen zu Jahresbeginn den Versand der Berechtigungsscheine für FFP2-Masken. Über ihre Kommunikationskanäle hat die AOK Hessen permanent Aufklärungsarbeit zum Thema Impfen betrieben – auch mit einer speziellen Impfhotline. 

Für viele Bereiche im Gesundheitswesen wurden weiterhin besondere Hygienezuschläge ausgezahlt und vergütungstechnische Sonderregelungen umgesetzt. Die AOK Hessen übernahm die Abwicklung der Reha- und Pflege-Rettungsschirme in Hessen. Unternehmen und Mitglieder wurden durch Stundungsregelungen bei Beitragszahlungen gro.zügig unterstützt. Auch die Arbeitswelt – die Art und Weise der Arbeitsorganisation und Zusammenarbeit – hat sich bei der AOK Hessen stark verändert. Die Coronapandemie hat diese Entwicklung zwar nicht ausgelöst, aber deutlich beschleunigt. Viele Beschäftigte arbeiten inzwischen teilweise oder sogar überwiegend von zu Hause oder flexibel an verschiedenen Orten. Aber auch darüber hinaus geht die AOK Hessen neue und innovative Wege – unter anderem mit agilem Arbeiten in Projekten, einem modernen Sprachdialogsystem im Kundenservice oder Prozessunterstützung durch „Robotic Process Automation“. 

Die Pandemie mit all ihren Auswirklungen spiegelt sich auch im Geschäftsergebnis des Haushaltsjahres 2021 wider. Zur Stabilisierung des GKV-Zusatzbeitragssatzes im Rahmen der „Sozialgarantie“ hatte die Bundesregierung Ende 2020 die Krankenkassen gesetzlich verpflichtet, einen beträchtlichen Teil ihrer Rücklagen an den Gesundheitsfonds abzuführen. Insbesondere Krankenkassen mit einer soliden Finanzpolitik waren hiervon tangiert Sie wurden damit für die Bildung von Rücklagen und eine langjährige vorausschauende Geschäftspolitik nachträglich bestraft und im Wettbewerb erheblich benachteiligt. Die AOK Hessen war hiervon stark betroffen, ihr wurden rund 298 Millionen Euro entzogen. Dieser Sondereffekt prägt das Finanzergebnis maßgeblich. Die AOK Hessen schließt das Geschäftsjahr 2021 in der Krankenversicherung bei einem Finanzvolumen von rund 6,7 Milliarden Euro mit einem Defizit in Höhe von fast 331 Millionen Euro ab. Trotz dieser insgesamt schwierigen Rahmenbedingungen ist die AOK Hessen solide finanziert und umfassend leistungsfähig. Sie ist mit rund 1,7 Millionen Versicherten und einem Marktanteil von 31,1 Prozent die größte Krankenkasse in Hessen. 

In diesem Geschäftsbericht sollen neben dem Rechnungsergebnis 2021 zentrale Entwicklungen, Projekte und Schwerpunkte der Arbeit aufgezeigt werden. Wir wünschen eine interessante Lektüre und freuen uns sehr, wenn Sie die AOK Hessen auch weiterhin als Krankenversicherung, Vertragspartnerin und Arbeitgeberin weiterempfehlen. 

 

Statement der Verwaltungsratsvorsitzenden

 

 

Mann mit Brille, Hemd, Anzugjacke, Krawatte.

Dr. Stefan Hoehl

Vorsitzender des Verwaltungsrates

André Schönewolf. Mann mit Brille, Hemd, Sakko

André Schönewolf

Vorsitzender des Verwaltungsrates

 

 

 

Impulse zur Weiterentwicklung

Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, die für die Finanzierung der Sozialversicherung von entscheidender Bedeutung ist, war maßgeblich von der Pandemie geprägt. Lockdown und Kurzarbeit, aber auch Lieferprobleme und Fachkräftemangel haben viele Planungen zunichtegemacht und Unternehmen wie Beschäftigte belastet. Völlig inakzeptabel war der politische Eingriff in die Selbstverwaltungs- und Haushaltsautonomie der Krankenkassen. Finanzmittel der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler, die bewusst als Reserven gebildet wurden, um absehbare Kostensteigerungen zu finanzieren, mussten im Jahr 2021 überraschend an den Gesundheitsfonds abgeführt werden. Auch vor diesem Hintergrund musste der Verwaltungsrat sowohl zum Jahreswechsel 2020/21 als auch ein Jahr später eine Anpassung des Zusatzbeitragssatzes beschließen. Diese Entscheidungen sind nicht leichtgefallen, waren aber unumgänglich, um die Finanzierung aller notwendigen Leistungen für Gesundheit und Pflege für die Versicherten der AOK Hessen zu gewährleisten. Ohne die gesetzliche Regelung zur Abführung des Finanzvermögens wäre eine Anpassung des Zusatzbeitragssatzes der AOK Hessen nicht erforderlich gewesen.

In politischer Hinsicht war das Jahr 2021 maßgeblich von der Bundestagswahl geprägt. Mit dem Regierungswechsel ist die Erwartung verbunden, dass die Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen ihre Verantwortung wieder in vollem Umfang wahrnehmen kann und keine weiteren Eingriffe in ihre Kompetenzen erfolgen. Einzelne Maßnahmen der vergangenen Jahre sollten darüber hinaus dringend korrigiert werden. Fehlentscheidungen – insbesondere aus der letzten Legislaturperiode – haben nicht nur die Selbstverwaltung geschwächt, sondern gleichzeitig den Ausgabenanstieg in der gesetzlichen Krankenversicherung massiv verstärkt, ohne hierbei die Versorgungsqualität zu verbessern. Mit „Neue Nähe – für ein gesünderes Deutschland“ hat die AOK-Gemeinschaft im Jahr 2021 ihr gemeinsames Positionspapier zur Bundestagswahl überschrieben. Dort wird aufgezeigt, dass Nähe in Gesundheitsfragen viel mehr bedeutet als nur räumliche Nähe, sondern insbesondere mit Menschen, Kompetenzen, Qualifikationen und Strukturen zu tun hat.

Auch im Jahr 2021 haben sich die ehrenamtlichen Verwaltungsräte der AOK Hessen mit ihren persönlichen und beruflichen Erfahrungen engagiert eingebracht. Sie haben als Vertreterinnen und Vertreter der Versicherten und Arbeitgeber wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der AOK Hessen und des Gesundheitswesens gesetzt. Eine bedeutende Weichenstellung war die Wahl von Dr. Isabella Erb-Herrmann zum Mitglied des Vorstandes. Zudem wurde beispielsweise die Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz von Patientinnen und Patienten als neue Leistung in die Satzung der AOK Hessen aufgenommen. Und mit der Neugestaltung des Tarifs BUSINESS fit wurden Akzente für ein nachhaltiges Betriebliches Gesundheitsmanagement gesetzt.

Statement des Vorstandes

 

 

Mann, trägt Hemd, Anzugjacke, Krawatte

Detlef Lamm

Vorsitzender des Vorstandes

Mann, trägt Hemd, Anzugjacke, Krawatte

Dr. Michael Karner

Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes

Frau, trägt Jacke.

Dr. Isabella Erb-Herrmann

Mitglied des Vorstandes

 

 

 

Gestärkt aus den Krisen

Nach der ersten Welle der Coronapandemie mit Lockdown und Kontaktbeschränkungen bestand im Sommer 2020 die Hoffnung, dass im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben wieder Normalität einkehrt und die Krise überwunden ist. Doch im gesamten Jahr 2021 durchkreuzten die aufeinanderfolgenden Infektionswellen des Coronavirus die Pläne der meisten Unternehmen und machten den zurückkehrenden Optimismus zunichte. Dies galt auch für die AOK Hessen. Nach der Erhöhung des Zusatzbeitragssatzes zum 1. Januar 2021 wurde das Haushaltsjahr 2021 der hessischen Gesundheitskasse mit einem Defizit von 330,6 Millionen Euro abgeschlossen. Maßgeblich für dieses Ergebnis war der Sondereffekt der gesetzlich vorgegebenen Abführung von Finanzreserven an den Gesundheitsfonds. Aber auch erhebliche Ausgabensteigerungen, die vielfach als Folge der Gesetzgebung in der vergangenen Legislaturperiode eintraten, machten eine weitere Anpassung des Zusatzbeitragssatzes unausweichlich.

Auch im Jahr 2022 wurden bereits nach wenigen Wochen viele Planungen von Staat, Institutionen und Unternehmen zu Makulatur. Der Krieg in der Ukraine mit seinen weltweiten Folgen trifft die Wirtschaft und damit auch die Finanzgrundlage der öffentlichen Haushalte empfindlich. Auch das deutsche Gesundheitswesen ist erheblich betroffen. Die gesundheitliche Versorgung von Kriegsverletzten und Geflüchteten wird uns – neben der weiter andauernden Coronapandemie – über eine lange Zeit große Anstrengungen abverlangen. Darüber hinaus besteht Anlass zur Sorge über die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung und der Sozialversicherung insgesamt. Es scheint bereits nahezu sicher zu sein, dass ausgeglichene Haushalte ohne Beitragssteigerungen praktisch ausgeschlossen sein werden. Daher ist es dringend erforderlich, durch eine kluge Kombination aus zusätzlichen Finanzmitteln, kurzfristig wirksamen Sparmaßnahmen und gesetzlichen Reformen die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung abzusichern. Die politisch Verantwortlichen in Parlament und Regierung sind aufgefordert, die notwendigen Entscheidungen zügig und konsequent zu treffen.

Trotz aller finanziellen Unwägbarkeiten hat die AOK Hessen ihren Kurs der Modernisierung fortgesetzt und weiter in den Ausbau der digitalen Infrastruktur investiert. Damit erarbeitet sie die Grundlagen, um auch weiterhin wettbewerbs- und zukunftsfähig ihre Spitzenposition im hessischen Gesundheitsmarkt zu sichern und zu stärken. Den wichtigsten Erfolgsfaktor stellen hierbei die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dar, die seit Beginn der Coronapandemie mit großem Engagement und sehr flexibel auf die unterschiedlichsten Herausforderungen reagiert haben. Zwischenzeitlich wurden erfolgreiche Formen der Zusammenarbeit auch in räumlicher Distanz etabliert. Die Möglichkeiten zur Arbeit im Homeoffice und andere flexible Arbeitsformen möchte die AOK Hessen beibehalten und weiterentwickeln, um die Wünsche ihrer Beschäftigten und die Anforderungen ihrer Kundinnen und Kunden bestmöglich in Einklang zu bringen.

Teddy mit von Kinderhand gehaltenem Stethoskop auf der Brust, rechts daneben leicht verschwommenes Kindergesicht.

Verlässlich und empathisch

Die AOK Hessen ist für die gesundheitliche und pflegerische Versorgung ihrer Versicherten da. Dafür hat sie im Jahr 2021 insgesamt rund sechs Milliarden Euro ausgegeben. Für eine qualitätsorientierte und wirtschaftliche Versorgung der Patientinnen und Patienten gestaltet sie die Strukturen im Gesundheitswesen aktiv mit und setzt auf Innovation, Regionalität, Vernetzung und Dialog.

Menschen in einer Beratungssituation an einem Tisch. Rechts eine junge Frau, blättert in einer Broschüre. Daneben ein Junger Mann. Ein weiterer Mann in Rückenansicht, nur der Schulterbereich.

Persönlich und nah

Auch in Zeiten von Corona ist die AOK Hessen nah an den Menschen und ihren Bedürfnissen. Trotz zahlreicher Einschränkungen hatte die Gesundheitskasse über vielfältige Kanäle intensiven Kontakt zu ihren Versicherten. Sie hilft persönlich, partnerschaftlich und unbürokratisch. Dabei hat sie neue Kontaktmöglichkeiten und Kommunikationskanäle etabliert, die schon vor der Pandemie vorhanden oder in Entwicklung waren, durch die besondere Situation aber beschleunigt ausgebaut wurden.

fünf Menschen in einem Seminarraum im Gespräch, drei Frauen, zwei Männer, teils sitzend, teils stehend.

Engagiert und verantwortungsvoll

Die Coronapandemie beschleunigte eine Entwicklung, die die AOK Hessen schon zuvor angestoßen hatte: den Weg in moderne und hybride Formen der Zusammenarbeit. In kurzer Zeit konnte vieles ermöglicht und ausprobiert werden, Erfahrungen und Impulse aus der Praxis flossen ein. Dabei wurden vor allem die Potenziale der Digitalisierung genutzt. Flexible Modelle zu Arbeitsort und -zeit spielten eine besondere Rolle.

älteren und einer jüngeren Frau in Umarmung, davor ein kleiner Junge, ebenfalls umarmt.

Kompetent und vernetzt

Das Jahr 2021 war gesundheitspolitisch ein herausforderndes Jahr. Es war das erste Jahr, das komplett im Zeichen der Coronapandemie stand. Und es war das Jahr der Bundestagswahl, aus der eine neue Regierungskoalition hervorging. Zudem schloss die GKV das Jahr mit einem Defizit in noch nie gekannter Höhe ab. Die Stabilisierung der GKV-Finanzen ist und bleibt die vordringlichste Aufgabe der Gesundheitspolitik.

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