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Wenn verklebte Faszien Probleme bereiten

Veröffentlicht am:02.05.2022

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 23.06.2023

Faszien sind faszinierend. Das Bindegewebe stützt unseren Körper, umhüllt Muskeln und Knochen. Es kann aber auch verkleben und Schmerzen verursachen.

Eine Frau steht auf einem Rasenstück und macht Dehnübungen, um ihre Faszien zu trainieren.

© iStock / franckreporter

Was sind Faszien?

Faszien sind Bindegewebsstrukturen, die wie ein Geflecht den gesamten Körper durchziehen und Muskeln, Knochen, Nervenfasern sowie Organe umhüllen, stützen und schützen. Sie sind quasi das stützende Netzwerk unseres Körpers. Außerdem helfen sie Muskeln, Bändern und Sehnen beim Ausführen von Bewegungen und der Übertragung von Kraft. Anatomisch gesehen gehören sämtliche Bindegewebsteile mit einem hohen Anteil an Kollagenfasern zu den Faszien: Gelenk- und Organkapseln, Bänder und Sehnen.

Grafik zum Aufbau eines Muskels und die Lage der Faszien.
Aufbau einer menschlichen Faszie.

In den vergangenen Jahren haben Faszien auch wissenschaftlich immer mehr Aufmerksamkeit erhalten. Faszien oder dichtes Bindegewebe spielen möglicherweise eine wichtige Rolle für die Gelenkstabilität, die allgemeine Bewegungskoordination sowie bei Rückenschmerzen und vielen anderen Krankheiten.

Es gibt Studien, die davon ausgehen, dass das gesamte Bindegewebe heutzutage als einziges Organ gesehen werden kann. Faszien bestehen in erster Linie aus Proteinen (Eiweiße) und Wasser. Die genaue Zusammensetzung hängt davon ab, an welcher Stelle im Körper sie sich befinden. Je nach Funktion ist das Netz aus Faszien mal fester und mal lockerer geknüpft. Es enthält mal mehr oder weniger Wasser, ist mal dehnbar, mal reißfest.

Verklebte Faszien: Wenn Faszien Schmerzen verursachen

Faszien können sich unabhängig von der Muskulatur zusammenziehen. Die Relevanz und das Ausmaß dieser Eigenaktivität der Faszien ist umstritten. In ihnen stecken Schmerzrezeptoren und Bewegungssensoren. Die Faszien gelten als großes Sinnesorgan und sind eng mit dem vegetativen Nervensystem verbunden. Dadurch senden sie ununterbrochen Signale an unser Gehirn. So sind es unter anderen auch die Faszien, die dafür sorgen, dass wir unseren Körper wahrnehmen und Bewegungen koordinieren können, ohne dass wir uns darauf extra konzentrieren müssten.

Faszien können überaus empfindlich auf verschiedene Reize reagieren. Dazu gehören sportliche Überbelastung ebenso wie Bewegungsmangel. Inzwischen wird die sogenannte myofasziale Dysfunktion – also eine Funktionsstörung von Muskeln und Faszien – häufig als spezifische Ursache für Kreuzschmerzen beschrieben. Demnach ist die gestörte Faszienfunktion dadurch gekennzeichnet, dass Spannungsveränderungen in den Faszien zu einer Einschränkung ihrer Verschiebbarkeit führen. Einfach gesagt: Faszien, die ständig unter Spannung stehen, werden starr. Das schränkt die Beweglichkeit ein und steigert die Schmerzempfindlichkeit.

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Eine Erklärung ist, dass die elastischen Faszien durch Bewegungsmangel verdicken, verkleben und verfilzen. Bei solchen Veränderungen werden unspezifische Entzündungsstoffe ausgeschüttet. Das kann besonders bei der Lendenfaszie, unserer größten Faszie, zu Kreuzschmerzen führen. Die Lendenfaszie befindet sich oberhalb des Beckens, sie verbindet unsere Rückenmuskeln mit den Oberschenkel- und Gesäßmuskeln. Eine Folge von verhärteten Faszien ist neben Schmerzen auch Unbeweglichkeit. In diesem Fall werden verklebte Faszien gelöst, um den Schmerz wieder loszuwerden. Das könnte mit einem speziellen Faszientraining gelingen.

Welche Faszien gibt es und was sind ihre Aufgaben?

Im Körper gibt es verschiedene Arten von Faszien, die jeweils unterschiedliche Funktionen erfüllen. Man kann sie sich in Schichten angeordnet vorstellen – auch wenn sich diese nicht genau voneinander abtrennen lassen – die sich gegeneinander verschieben lassen. So erhöht sich die Beweglichkeit.

Diese Faszien unterscheiden Fachleute:

  • Die oberflächliche Faszie: Sie befindet sich unter der Haut und besteht aus lose angeordnetem Bindegewebe und Fett. Im Vergleich zu den anderen Faszien enthält sie weniger Kollagenfasern, da die oberflächliche Faszie sehr beweglich sein muss. Sie umgibt den ganzen Rumpf sowie die Extremitäten.
  • Die tiefe Faszie: Auch Rumpffaszie genannt, umgibt die tiefe Faszie die Muskulatur, die Sehnenstrukturen und Bänder im Körper. Sie ist sehr stramm und enthält viele parallel angeordnete Kollagenfasern. Das verleiht ihr eine gute Stabilität. Bei Muskelbewegung wird die ausgeübte Kraft mithilfe des Fasziennetzwerks in alle Bereiche des Körpers übertragen.
  • Die meningeale Faszie: Sie umhüllt Nervenfasern und Nervenbündel und ist für deren Schutz zuständig.
  • Die viszerale Faszie: In dieser Faszienschicht verlaufen Gefäße und Nerven. Sie umgibt alle Körperhöhlen wie den Herzbeutel, den Bauchraum, den Brustkorb und das Becken. Durch diese Faszie wird die Versorgung der inneren Organe sichergestellt.

Obwohl jede Faszienschicht eine Spezialaufgabe hat, arbeiten sie zusammen: Sie sorgen dafür, dass wir jederzeit ein Gefühl dafür haben, wo sich unser Körper im Raum befindet und wie er sich bewegt. Das nennen Fachleute Propriozeption. Möglich machen das die Rezeptoren der Faszien, die Reize wahrnehmen und Signale untereinander senden.

Eine Frau macht Übungen mit einer Faszienrolle.

© iStock / alvarez

Beim Training mit Faszienrollen ist Vorsicht geboten: Experten äußerten die Befürchtung, dass die Rollen Schäden an den Venenklappen verursachen könnten.

Was versteht man unter Faszientraining?

Als Faszientraining wird eine Vielzahl von Therapietechniken bezeichnet, bei denen Druck auf Muskeln und Faszien ausgeübt wird. Faszientraining kann im Rahmen einer Physiotherapie als auch individuell stattfinden. Eines der häufigsten Hilfsmittel beim eigenständigen Training sind Faszienrollen, Schaumstoffrollen oder Kugelmassagegeräte verschiedener Härtegrade, mit denen die Faszien bearbeitet werden.

Es gibt nicht „das“ Faszientraining

Weil unser Bindegewebe diverse Formen aufweist, gibt es auch in der Behandlungspraxis häufig große Unterschiede.

Je stärker das Bindegewebe beansprucht wird, desto besser oder schlechter kann es sich entwickeln. Das heißt: Obwohl sich eine Faszie an der exakt gleichen Stelle befindet, kann sie bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt sein.

Kann Faszientraining schädlich sein?

Es empfiehlt sich, verschiedene Übungen genau zu erlernen. Wenn Sie rheumatisch oder andersartig am Bindegewebe vorerkrankt sind, sollten sie das Faszientraining nur nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin durchführen. So können Sie sicher sein, dass die individuellen körperlichen Gegebenheiten entsprechend berücksichtigt werden. Studien legen nahe, dass Faszientraining zumindest kurzfristig die Flexibilität erhöhen und Muskelkater reduzieren kann. Es kann dabei helfen, die Faszien zu lösen. Eine Auswirkung auf die sportliche Leistung ist jedoch nicht feststellbar. Ob es durch das Faszientraining zu einer dauerhaften Verbesserung der Beweglichkeit kommt, ist aktuell nicht belegt, und ob es hierbei klassischen Stretchübungen überlegen ist, ist ebenfalls nicht bewiesen.

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Faszientraining kann mit und ohne Schaumstoffrollen oder anderen Hilfsmittel durchgeführt werden. Studien konnten bislang keine Hinweise darauf geben, dass ein Training mit Faszienrollen besser wirkt als das Training ohne. Die Faszien sind teilweise sehr dünn. Ein besserer Effekt ausschließlich durch den rollenden Druck, ist fraglich. Im Gegenteil: In der Vergangenheit äußerten Experten und Expertinnen die Befürchtung, dass ein zu starkes Training mit der Faszienrolle Schäden an den Venenklappen verursachen kann. Schon beim Rollen über Wade oder Oberschenkel entsteht eine Belastung von 30 Prozent des Körpergewichts. Legt man sich mit dem Rücken auf die Rolle, ist diese Belastung noch um ein Vielfaches höher. Wissenschaftliche Belege für die Schädlichkeit von Faszientraining gibt es allerdings nicht.

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