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Psychologie

Burnout: Wie merke ich, dass ich betroffen bin?

Veröffentlicht am:18.06.2021

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 11.01.2023

Ständige Erreichbarkeit, Druck in der Arbeitswelt, Belastungen zu Hause – es gibt zahlreiche Gründe dafür, weshalb immer mehr Menschen an Burnout erkranken. Wie erkennt man, dass man dauerhaft überlastet, und nicht nur vorübergehend gestresst ist?

Ein Mann ist erschöpft am Arbeitsplatz.

© iStock / PeopleImages

Was ist ein Burnout?

Burnout – die englische Bezeichnung verrät, was hinter dem Syndrom steckt. Menschen, die ein Burnout erleiden, fühlen sich innerlich wie ausgebrannt, zutiefst erschöpft von den Belastungen des Alltags, die gefühlt kein Ende nehmen. Geprägt wurde der Begriff Mitte der 1970er-Jahre von dem US-amerikanischen Psychotherapeuten Herbert Freudenberger. Er beschrieb damit ein Empfinden, dem sich vor allem Menschen in helfenden und pflegenden Berufen oft ausgesetzt sahen. Ärztinnen und Ärzte sowie andere Helfer kümmerten sich so selbstlos um Kranke, Alte und Bedürftige, bis sie völlig entkräftet und antriebslos waren.

Inzwischen beschränkt sich der Begriff Burnout längst nicht mehr nur auf die negativen Folgen einer zu großen Opferbereitschaft. Ein Burnout-Syndrom kann praktisch jeden Menschen treffen, der sich von den Anforderungen des Alltags dauerhaft überfordert fühlt: gestresste Manager ebenso wie abgekämpfte Eltern, die sich zeitgleich um die Kinder, den Job, den Haushalt und womöglich noch zusätzlich um die eigenen Eltern kümmern müssen.

Das Burnout-Syndrom ist ein Risikozustand, der infolge einer langfristigen Arbeitsüberforderung auftritt. Es erhöht das Risiko für eine psychische Erkrankung und tritt oft auch zusammen mit psychischen oder körperlichen Erkrankungen, zum Beispiel Depressionen, Angst- oder Schlafstörungen, auf.

Wie kann es zu einem Burnout kommen?

Belastende Situationen zu Hause oder im Job können, wenn sie über lange Zeit andauern, Menschen ans Ende ihrer Kräfte bringen. Die Ursachen dafür können unterschiedlicher Art sein. Sie können in der Arbeitssituation und Persönlichkeitsmerkmalen liegen. Beispiele sind:

  • dauerhafte Überforderung
  • Zeit- und Leistungsdruck, womöglich verbunden mit der Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes
  • das Gefühl, jederzeit flexibel und erreichbar sein zu müssen
  • hohes Verantwortungsbewusstsein, hohe Erwartungen an sich und andere, Neigung zum Perfektionismus
  • eingeschränkter Handlungsspielraum sowie wenig individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung
  • unbefriedigendes Arbeitsklima, mangelnde Würdigung der eigenen Leistungen
  • Konflikte mit Kollegen, Vorgesetzten oder den zu pflegenden Angehörigen
  • fehlende private und berufliche Unterstützung

Entscheidend ist dabei, dass ein Burnout nicht über Nacht kommt, sondern langsam entsteht. Herbert Freudenberger entwickelte seinerzeit ein Zwölf-Phasen-Modell des Burnouts.

  • Demnach beginnt das Beschwerdebild mit übertriebenem Ehrgeiz, Perfektionismus und einer daraus resultierenden Einsatzbereitschaft, die zur Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse führt.
  • Die letzten Stadien des Burnouts sind geprägt von Desinteresse und dem Gefühl von Sinnlosigkeit. Eigeninitiative und Motivation sind dann oft am Nullpunkt angelangt.
  • Die Schlussphase ist gekennzeichnet von totaler körperlicher, geistiger und emotionaler Erschöpfung.

Damit es nicht so weit kommt, ist es wichtig, bereits die ersten Anzeichen eines drohenden Burnouts ernst zu nehmen und auf sie zu reagieren.

Selbsthilfe im Netz

Eine Sanitäterin fasst sich mit der Hand erschöpft an den Kopf.

© iStock / FilippoBacci

Personen in Pflegeberufen erleben häufig belastende Arbeitsbedingungen – und das noch mehr in der Coronapandemie. Für sie ist es besonders wichtig, auf ihre psychische Gesundheit und einen Ausgleich zum Job zu achten.

Was können Anzeichen eines Burnouts sein?

Auf Stress, egal ob zu Hause oder am Arbeitsplatz, erschöpft zu reagieren, ist zunächst einmal nicht krankhaft, sondern normal. Doch wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man sich eingestehen muss, dass das, was man empfindet, mehr als nur Erschöpfung ist? Da es sich bei einem Burnout um kein klar umrissenes Krankheitsbild handelt, gibt es auch keine exakten Diagnosekriterien. Einig sind sich Experten und Expertinnen vor allem darin, dass es sich bei einem Burnout-Syndrom um Beschwerden handelt, die eine direkte Folge stark belastender beruflicher oder außerberuflicher Tätigkeiten und Situationen sind. Als außerberufliche Belastung wird dabei oft die Pflege von Angehörigen genannt.

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Insbesondere drei Anzeichen sprechen für einen Burnout, vor allem wenn sie gleichzeitig auftreten:

  • Erschöpfung: Betroffene fühlen sich überfordert, ausgelaugt und antriebslos, sind oft müde und niedergeschlagen. Viele haben zudem körperliche Beschwerden, zum Beispiel unspezifische Schmerzen, Magen-Darm-Probleme oder Schlafstörungen.
  • Entfremdung von der eigenen Tätigkeit: Menschen mit einem Burnout erleben ihre Arbeit als zunehmend frustrierend. Sie verlieren ihre Empathie, stumpfen ab und entwickeln mitunter eine zynische Haltung ihren Mitmenschen und Aufgaben gegenüber. Diese geht oft mit Verbitterung und starker emotionaler Distanz zu anderen einher.
  • Verminderte Leistungsfähigkeit: Betroffene haben meist Probleme, sich zu konzentrieren und sich Dinge zu merken. Sie fühlen sich lustlos, es mangelt ihnen an Ideen und Kreativität und es fällt ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen.

Wie merke ich, dass ich Burnout habe?

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob die Anzeichen eines Burnouts auf Sie zutreffen, kann ein Burnout-Symptom-Test hilfreich sein.

Die München Klinik bietet einen Burnout-Selbsttest an, in dem nach den psychischen und körperlichen Symptomen eines Burnouts gefragt wird. Nach 21 Fragen erhalten Sie eine persönliche Risikoeinschätzung.

Wichtig: Der Online-Test dient nur zur Orientierung und ersetzt nicht eine ärztliche Diagnose.

Was tun, wenn man ein Burnout hat?

Wer die genannten Anzeichen bei sich bemerkt, und das vielleicht schon über Wochen oder gar Monate hinweg, sollte sich nicht scheuen, einen Arzt aufzusuchen. In einem ausführlichen Gespräch gilt es zunächst zu klären, ob es sich bei den Beschwerden um ein Burnout handelt oder ob sich dahinter eine Depression oder eine andere manifeste psychische Erkrankung verbirgt, zum Beispiel eine Angststörung oder ein chronisches Erschöpfungssyndrom.

Unterstützung finden bei psychischen Problemen

Wenn Sie sich überfordert und gestresst fühlen, steht die AOK an Ihrer Seite. In verschiedenen Kursen lernen Sie zum Beispiel, wie Sie besser für sich selbst sorgen und Überlastungen vorbeugen können.

Burnout oder Depression: Wo liegt der Unterschied?

Insbesondere die Symptome der Depression können den beim Burnout beobachteten Beschwerden ähneln. Die Hauptsymptome einer Depression sind Antriebsminderung, Interessenverlust und gedrückte Stimmung. Daneben können weitere Symptome auftreten, die für ein Burnout-Syndrom weniger typisch sind. Dazu gehören unter anderem ein vermindertes Selbstwertgefühl, Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle und Suizidgedanken. Zudem beziehen sich bei einer Depression die negativen Gedanken und Empfindungen nicht nur auf die Arbeit, sondern auf alle Lebensbereiche. Das Gefühl der Entfremdung von der eigenen Tätigkeit ist bei einer Depression hingegen seltener zu finden.

Die Ähnlichkeit der Symptome hat zuweilen zur Folge, dass bei Menschen ein Burnout festgestellt wird, obwohl sie eigentlich an einer Depression erkrankt sind. Eine sorgfältige diagnostische Abgrenzung ist jedoch wichtig, weil sich daraus unterschiedliche Empfehlungen zum Umgang mit dem Beschwerdebild ableiten. So kann ein längerer Urlaub oder eine berufliche Auszeit bei einem Burnout durchaus sinnvoll sein, während bei einer Depression davon abgeraten wird und eine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung notwendig ist.

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Wie beuge ich einem Burnout vor?

Zur Prävention des Burnouts ist es wichtig, Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung zu finden und die persönlichen Ziele und Werte im Job sowie zu Hause regelmäßig zu reflektieren. In Sozialberufen ist es zudem hilfreich, wenn der Arbeitgeber die Teilnahme an Supervisions- und Selbsterfahrungsgruppen ermöglicht. Darüber hinaus können Weiterbildungsmaßnahmen und ein berufliches Coaching sinnvoll sein.

Ziel aller Maßnahmen ist es, zu einer gesunden Work-Life-Balance zu kommen und so das Burnout zu verhindern.

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