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Herz & Kreislauf

Plötzlicher Schwindel: Ab wann er gefährlich ist

Veröffentlicht am:15.04.2024

5 Minuten Lesedauer

Schwindel kann krankheitsbedingt, durch Medikamente oder äußere Faktoren auftreten. Er sollte hausärztlich abgeklärt werden, um eine ernsthafte Erkrankung auszuschließen. Meist lässt er sich gut behandeln.

Eine Frau erleidet einen Schwindelanfall. Sie fasst sich wegen eines Schwindelgefühls an den Kopf.

© iStock / bymuratdeniz

Welche Ursachen hat Schwindel?

Karussellfahrt im Kopf: Schwindel ist eine Missempfindung, die durch eine Störung des Gleichgewichtssinns entsteht. Der Gleichgewichtssinn sorgt dafür, dass der Mensch immer weiß, wo oben, unten, links und rechts ist, ob er aufrecht steht oder kopfüber, ob er stillsitzt oder sich bewegt. Der Gleichgewichtssinn ermöglicht uns auch, im aufrechten Gang zu balancieren. Die Informationen, die notwendig sind, um sich zu orientieren, liefern unsere Augen, der Tastsinn und die Tiefensensibilität sowie die Gleichgewichtsorgane im Innenohr – das sogenannte vestibuläre System. All diese Informationen werden im zentralen Nervensystem (ZNS) aufgenommen und verarbeitet.

Schwindel entsteht dann, wenn im ZNS widersprüchliche Informationen eintreffen. Ein Beispiel hierfür ist das Lesen beim Autofahren: Der Körper nimmt wahr, dass er sich fortbewegt, aber die Augen, die den Blick auf das Buch fokussieren, vermitteln Stillstand. Diese Informationen passen nicht zueinander. Der Körper kann sie nicht interpretieren und reagiert mit Schwindel. Schwindel kann auch entstehen, wenn die Informationen zwar stimmen, unser Gehirn sie aufgrund von Funktionsstörungen aber nicht richtig verarbeiten kann. Der Ursprung des Gleichgewichtsnervs liegt im Hirnstamm direkt neben dem Ursprungdes Nervus vagus. Dieser steuert und reguliert die Funktionen von wichtigen Organen wie Magen, Herz und Lunge.  Daher kommt es häufig vor, dass der Körper bei Schwindel auch mit Symptomen wie Herzrasen oder Übelkeit reagiert.

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Ab wann ist Schwindel gefährlich?

Wenn sich alles dreht, ein Mensch die Orientierung und die Kontrolle über den eigenen Körper verliert, können selbst kurze Schwindelanfälle gefährlich werden. Durch einen unsicheren Tritt können Betroffene fallen und sich dabei verletzen. Bei Schwindel neigen insbesondere ältere Menschen zu Stürzen, die häufig zu Verletzungen wie Prellungen und Knochenbrüchen führen.

Eine gestörte Wahrnehmung und Körperkontrolle durch Schwindel können zudem im Straßenverkehr lebensgefährliche Situationen auslösen. Patienten und Patientinnen mit Schwindel sind nicht fahrtauglich. Grundsätzlich muss ein kurzer Aussetzer aber nicht bedeuten, dass es auch ein medizinisches Problem gibt. Das gilt vor allem, wenn der Schwindel eine eindeutige Ursache hat, zum Beispiel eine lange Schiffsreise oder eine Fahrt im Karussell. Ansonsten sollte Schwindel aber hausärztlich abgeklärt werden.

Wann muss Schwindel sofort ärztlich abgeklärt werden?

Schwindel kann auch ein Anzeichen einer lebensbedrohlichen Erkrankung sein, zum Beispiel eines Schlaganfalls oder einer vorübergehenden Durchblutungsstörung des Gehirns (Transitorische ischämische Attacke, TIA).

Wenn Schwindel plötzlich auftritt und von Symptomen wie Lähmungs- und Taubheitsgefühl, Sprach- oder Sehstörungen begleitet wird, sollten Sie sofort ins Krankenhaus gebracht werden – am besten rufen Sie einen Krankenwagen über die Notrufnummer 112.

Schwindel: Welche Krankheiten können dahinterstecken?

Meist verbirgt sich hinter einer Schwindelsymptomatik eine harmlose Erkrankung, die erfolgreich therapiert werden kann. Der Hausarzt oder die Hausärztin kann abklären, ob etwas Ernstes die Schwindelanfälle verursacht und gegebenenfalls an einen Facharzt oder eine Fachärztin zur weiteren Diagnostik überweisen. Folgende Schwindelformen sind am weitesten verbreitet.

  • Gutartiger Lagerungsschwindel

    Vor allem bei älteren Menschen bilden sich häufig kleine Steinchen in der Flüssigkeit des Gleichgewichtsorgans im Innenohr. Dadurch kann es zu Störungen des Gleichgewichtssinns kommen. Die Betroffenen verspüren dann einen Drehschwindel, insbesondere nach schnellen Kopfbewegungen. Diese Schwindelform ist harmlos und wird mit bestimmten Lagerungsmanövern behandelt, durch die die Ablagerungen gelöst werden.

  • Bewegungsschwindel

    Bewegungsschwindel, medizinisch Kinetose genannt, entsteht, wenn das Schwindelgefühl durch einen optischen Reiz ausgelöst wird, der nicht zur Bewegungsempfindung passt. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn sich Menschen see-, flug- oder reisekrank fühlen, ihnen also während der Fahrt schwindelig wird. Auch diese Schwindelform ist medizinisch harmlos, kann jedoch die Betroffenen durchaus belasten.

  • Menière-Krankheit

    Bei der Menière-Krankheit tritt urplötzlich eine Schwindelattacke auf, die üblicherweise 30 Minuten, aber auch bis zu mehreren Stunden andauern kann. Die Betroffenen fühlen sich, als würden sie sich drehen und drohen zu fallen. Ursache hierfür ist eine gestörte Produktion der Innenohr-Flüssigkeit. Es kommt zu Flüssigkeitsverschiebungen im Innenohr, die Messfehler erzeugen, die als vermeintlich echte Informationen an zentrale Verarbeitungsstellen weitergeleitet werden. Typisch für die Menière-Krankheit ist, dass gleichzeitig mit den Schwindelanfällen auch eine akute Schwerhörigkeit auftritt. Auch ein einseitiges, meist tiefklingendes Ohrgeräusch (Tinnitus) und ein Druckgefühl auf dem Ohr gehören zum Vollbild der Erkrankung. Für Betroffene, die unter Angst vor Schwindelattacken oder einem andauernden Ohrgeräusch leiden, kann psychologische Hilfe ratsam sein.

  • Vestibuläre Migräne

    Schwindelattacken mit Übelkeit, Erbrechen und starken Kopfschmerzen, die minuten- oder sogar stundenlang anhalten können, sind typisch für die sogenannte vestibuläre Migräne. Auch die klassischen Symptome der Migräne – wie Licht- und Lärmempfindlichkeit, Rückzugstendenz, Müdigkeit und Verschlechterung bei körperlicher Belastung können auftreten. Jedoch sind die Symptome sehr unterschiedlich und reichen von Drehschwindel vor dem Kopfschmerz bis hin zu lediglich den Begleitsymptomen, ohne Schmerzen. Deswegen ist die Diagnose oft schwierig. Die Behandlung gleicht der der Migräne.

  • Neuritis vestibularis

    Bei anhaltendem Drehschwindel, medizinisch Neuritis vestibularis genannt, leiden die Patienten und Patientinnen aufgrund der Störung oder des Ausfalls des Gleichgewichtsorgans auf einer Seite unter Schwindelanfällen. Ausgelöst wird diese Form des Schwindels in der Regel durch eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs, vermutlich durch Viren, aufgrund dessen das Gleichgewichtsorgan ausfällt. Die Patienten und Patientinnen erleben ein schweres Krankheitsgefühl durch Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Fallneigung zur betroffenen Seite. In der Regel dauert es ein bis zwei Wochen, bis die Symptome wieder abklingen.

  • Zentrale Schwindelformen

    Von zentralen Schwindelformen sprechen Medizinerinnen und Mediziner, wenn eine Schädigung des Gehirns die Schwindelattacken auslöst. Sie können Hinweis auf sehr ernste Erkrankungen sein, wie zum Beispiel einen Hirnstamminfarkt, einen Schlaganfall, eine Multiple Sklerose oder einen Gehirntumor. Deshalb sollte schon beim geringsten Verdacht sofort ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Folgende Beschwerden treten oft in Verbindung mit zentralen Schwindelformen auf:

    • Seh-, Schluck- oder Sprechstörungen
    • Missempfindungen des Tastsinns
    • Lähmungserscheinungen im Gesicht oder an den Armen

Was tun bei Schwindel?

Die Behandlung von Schwindel hängt von seiner Ursache ab. Deshalb sollte im Zweifel immer ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden.

  • Es gibt verschiedene Medikamente, die eine Schwindelsymptomatik lindern können.
  • Auch gegen mögliche Begleiterscheinungen vom Schwindel, wie Übelkeit und Erbrechen, gibt es Medikamente.
  • Spezielle Lagerungsmanöver können Patienten oder Patientinnen mit gutartigem Lagerungsschwindel helfen.
  • In bestimmten Fällen ist auch die Physiotherapie ein wichtiges Element bei der Behandlung von Schwindelanfällen. Gezielte Übungen können helfen, die Gleichgewichtsreaktionen der Betroffenen zu verbessern.
Eine Frau stützt hält eine Schachtel mit gelben Ohrstöpseln in den Händen.

© iStock / lisanna881

Schallisolierende Ohrstöpsel können Bewegungsschwindel vorbeugen.

So beugen Sie Bewegungsschwindel vor

Bei Auto- oder Schiffsfahrten hilft es, den Blick nicht auf einen Gegenstand im Fahrzeug, sondern auf den Horizont zu richten.

Außerdem sollten Menschen, die unter Gleichgewichtsstörungen leiden, die Ohren besonders schonen, laute Musik meiden und bei Lärmbelastung schallisolierende Ohrstöpsel verwenden.

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