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Haut & Allergie

Insektenstichallergie: schnelle Hilfe beim anaphylaktischen Schock

Veröffentlicht am:03.08.2021

5 Minuten Lesedauer

Ob Mücke, Bremse, Biene oder Wespe: Einige Menschen reagieren mehr oder weniger stark allergisch auf den Stich einiger Insekten. Für manche kann diese allergische Reaktion gefährlich werden und zu einem anaphylaktischen Schock führen, im Volksmund auch allergischer Schock genannt. Umso wichtiger ist es, auf den Notfall vorbereitet zu sein.

Frau wurde mehrfach im Nacken von Mücken gestochen und leidet an einer Insektengiftallergie.

© iStock / dimid_86

Allergische Reaktionen auf Insektenstiche

Ein anaphylaktischer Schock ist ein Notfall. Jeder Mensch wird hin und wieder von einem Insekt gestochen – gerade im Sommer, wenn Mücken, Bremsen, Wespen und Bienen zuweilen in Scharen unterwegs sind. Meist ist ein Stich harmlos: Er schmerzt eventuell ein wenig, die Einstichstelle rötet sich, juckt und schwillt leicht an. Doch spätestens nach ein paar Tagen ist all das in der Regel wieder vergessen.

Nicht so bei Menschen mit einer Insektengiftallergie. Die reagieren auf die in den Giften enthaltenen Eiweiße so stark, dass es zu heftigen Beschwerden kommen kann – mitunter gar zu einer lebensbedrohlichen Situation. Reagiert der Gestochene mit einem anaphylaktischen Schock, sollte unter der Nummer 112 schnellstmöglich der Notarzt verständigt werden. Übertrieben ist das keinesfalls: Allein in Deutschland sterben Jahr für Jahr rund 200 Menschen an einer anaphylaktischen Reaktion.

Die Allergie entsteht nicht gleich nach dem ersten Stich, sondern kann sich im Laufe des Lebens entwickeln. Es kann also sein, dass man über viele Jahre hinweg immer mal wieder gestochen wird, ohne dass es zu besonderen Reaktionen kommt – und dann plötzlich und ohne ersichtlichen Grund gegen Insektenstiche allergisch wird.

Welche Insekten lösen Allergien aus?

In den meisten Fällen sind es die Stiche von Bienen oder Wespen, die eine allergische Reaktion hervorrufen, wobei ein Bienenstich häufiger zu schweren Symptomen führt als ein Wespenstich. Menschen, die gegen Bienengift allergisch sind, reagieren oft auch auf den Stich einer Hummel – allerdings stechen die friedlichen Hummeln nur äußerst selten zu. Wer an einer Wespengiftallergie leidet, hat oft ähnliche Probleme, wenn eine Hornisse ihn sticht.

Eine Allergie gegen das Gift von Mücken oder Bremsen ist sehr selten. Es kommt bei diesen Insekten fast immer nur zu Beschwerden direkt an der Einstichstelle. Reaktionen des ganzen Körpers wie auch ein anaphylaktischer Schock auf Mücken- oder Bremsengift finden sich nicht.

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Wie äußert sich eine Allergie gegen Insektenstiche?

Bei einer Insektengiftallergie wehrt sich das Immunsystem gegen bestimmte Eiweißbestandteile des jeweiligen Gifts. Warum die Körperabwehr bei manchen Menschen so stark reagiert und warum sie ein Insektengift oft erst irgendwann im Leben als fremd zu betrachten beginnt, ist noch immer weitgehend unklar.

Welche Symptome treten bei Lokalreaktion auf?

Eine verstärkte Lokalreaktion entwickelt sich in der Regel unmittelbar nach dem Stich an der Einstichstelle und zeigt sich durch eine starke Schwellung von zehn oder mehr Zentimetern im Durchmesser. Meist ist sie schmerzhaft, juckt stark oder brennt, aber zählt nicht zu einer gefährdenden allergischen Reaktion.

Jemand leidet an Insektengiftallergie und zeigt den zerstochenen Unterarm her.

© iStock / cunfek

Bei einer Insektengiftallergie wird jeder kleine Mückenstich zur Qual.

Was ist eine anaphylaktische Reaktion?

Breitet sich die Reaktion über den ganzen Körper aus, spricht man von einer allergischen Reaktion. Diese Beschwerden breiten sich in der Regel innerhalb von Sekunden aus und führen zu einer kreisförmigen Schwellung, Rötungen und starkem Juckreiz. Auch leichte Atembeschwerden können auftreten. Gefährlich wird es, wenn Kreislaufreaktionen, asthmatische Beschwerden und Schwellungen in den oberen Atemwegen mit starker Luftnot und Bewusstlosigkeit hinzukommen.

Meist treten die allergischen Beschwerden, unabhängig von ihrer Stärke, unmittelbar nach dem Stich auf. Milde Symptome wie Brennen, Schmerzen, Juckreiz, Hautrötung klingen in der Regel innerhalb weniger Stunden wieder ab. Lokale Kühlung oder Gel können dabei unterstützen. Stärkere Beschwerden bessern sich erst nach Tagen, gegebenenfalls ist dann medizinischer Rat sinnvoll.

Wann spricht man von einem anaphylaktischen Schock?

Ist die allergische Reaktion sehr stark, kommt es zum anaphylaktischen Schock, umgangssprachlich auch allergischer Schock genannt. Er kann mit Atemnot, Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit einhergehen. Im schlimmsten Fall kommt es zum Herz-Kreislauf-Stillstand. Eine notfallärztliche Versorgung ist hier zwingend notwendig.

Doch meist kommt der Schock nicht urplötzlich, sondern kündigt sich zusätzlich zu den Hautreaktionen durch eines oder mehrere Symptome an. Dazu gehören:

  • Schweißausbrüche
  • Schwindel
  • Erbrechen oder Übelkeit
  • Herzrasen

Wer derartige Anzeichen bei sich bemerkt, sollte nicht zögern, sofort den Notarzt zu rufen. Auch andere Menschen in der Nähe sollten umgehend informiert werden, damit sie bei Bedarf helfen können. Körperliche Anstrengung, Alkohol und Infekte können das Entstehen eines anaphylaktischen Schocks begünstigen.

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Was tun bei Insektenstichallergie?

Falls Sie eine Insektengiftallergie bei sich vermuten und schon mal eine starke allergische Reaktion hatten, ist eine Abklärung beim Allergologen wichtig. Spezifische Untersuchungen und Tests helfen bei der Aufklärung. Der Allergologe empfiehlt je nach Ergebnis verschiedene Medikamente.

Wozu dient das Notfallset?

Die wichtigste Maßnahme, um unangenehme oder gar gefährliche Folgen eines Insektenstichs zu verhindern, besteht darin, stets auf ihn vorbereitet zu sein. Allergiker, die bereits einen anaphylaktischen Schock nach Insektenstich erlebt haben sollten daher immer, wenn die Möglichkeit besteht, gestochen zu werden, ein Notfallset bei sich haben. Das Set enthält grundsätzlich drei Präparate, mit denen sich alle Symptome schnell und wirksam behandeln lassen: eine Adrenalinspritze, eine kortisonhaltige Tablette oder einen kortisonhaltigen Saft und ein Antihistaminikum. Diese Medikamente nutzen sie gemäß Empfehlung ihres Arztes. Aber noch weitere Dinge sollten Sie beachten:

  • Ihre Familie und Freunde sollten über die Allergie informiert sein.
  • Ihre Familie und Freunde sollten Kenntnis über den Adrenalin-Pen haben und im Notfall anwenden können.
  • Falls es zum Stich kommt, sollten Menschen in der Nähe informiert werden, damit sie helfen können, wenn stärkere Beschwerden auftreten.
  • Bei einem Bienenstich sollte der Stachel mithilfe des Fingernagels entfernt werden, um zu verhindern, dass das gesamte Gift in den Körper eindringt. Dabei ist es wichtig, den Stachel möglichst nicht zusammenzudrücken.
  • Die Einstichstelle kann zusätzlich für eine Weile mit einem kühlen, feuchten Umschlag abgedeckt werden.

Was geschieht bei einer Desensibilisierung?

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit einer Wespen- oder Bienenstichallergie ist die spezifische Immuntherapie, auch Desensibilisierung genannt. Sie kann helfen, die allergischen Reaktionen langfristig zu reduzieren, und dauert im besten Fall drei bis fünf Jahre. Ziel der Behandlung ist es, das Immunsystem an die allergieauslösenden Substanzen ganz allmählich zu gewöhnen und so die überschießende Immunreaktion zu unterdrücken. Deshalb werden dem Körper Extrakte zugeführt, die das Allergen enthalten – in abgewandelter Form und zunächst in ganz geringer Konzentration. Im Verlauf der Therapie wird die Dosis schrittweise erhöht, bis eine persönliche Höchstdosis erreicht ist, die dann in regelmäßigen Abständen verabreicht wird.

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Wie beugt man Insektenstichen vor?

Die folgenden Verhaltensregeln können dabei helfen, stechende Insekten fernzuhalten, damit es am besten erst gar nicht zu einer allergischen Reaktion kommt.

  • Die meisten Lebensmittel locken Insekten an. Wer draußen isst, sollte besonders gut aufpassen und gleich nach dem Essen den Tisch abräumen. Sind besonders viele Insekten unterwegs, kann es sinnvoll sein, auf die Mahlzeit im Freien zu verzichten.
  • Trinkgläser und offene Flaschen sollten möglichst abgedeckt werden.
  • Nach dem Essen oder Trinken sollte man Mund und Hände waschen.
  • Von Abfalleimern hält man sich am besten fern.
  • Niemals nach Wespen oder Bienen schlagen. Die meisten allergieauslösenden Insekten stechen nur, um sich zu verteidigen. Viel besser ist es, sich ruhig zu verhalten oder sich nur sehr langsam zu bewegen.
  • Die Wohnungsfenster bleiben tagsüber besser geschlossen.
  • Um Bienenstöcke oder Wespennester macht man vorzugsweise einen großen Bogen.

Wer all diese Punkte beherzigt, ist vor Insektenstichen bestmöglich geschützt – und damit auch vor einem anaphylaktischen Schock.

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