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Gehirn & Nerven

Schmerztabletten: Bei jedem Schmerz zur Pille greifen?

Veröffentlicht am:25.08.2021

4 Minuten Lesedauer

Eine Tablette einzunehmen, wenn der Kopf spannt oder der Rücken schmerzt, gehört für viele Menschen zur Gewohnheit. Nicht jedem ist dabei bewusst, dass auch frei verkäufliche Schmerzmittel die Organe dauerhaft schädigen können. Wie viele Schmerztabletten am Tag sind in Ordnung und welches Schmerzmittel wirkt bei welchen Beschwerden? Informieren Sie sich hier.

Ein Mann hält eine Schmerztablette und ein Glas Wasser in der Hand.

© iStock / miodrag ignjatovic

Schmerzmittel sicher anwenden

Der Kopf drückt während eines anstrengenden Meetings oder die Regelschmerzen werden auf einmal stärker und stärker? Doch wie verhält man sich nun richtig, ist es in Ordnung stets eine Schmerztablette einzunehmen, wenn Beschwerden auftreten?

Viele Menschen greifen gewohnheitsmäßig zur Tablette, um im Alltag weiter zu funktionieren. Rezeptfreie Schmerzmittel wie etwa Ibuprofen oder Paracetamol können Schmerzen schnell lindern. Das Problem: Nebenwirkungen und ernste Komplikationen können die Folge sein, wenn sie regelmäßig unkontrolliert eingenommen werden.

Worauf Sie bei der Einnahme achten sollten:

  • Nehmen Sie Schmerzmittel maximal vier Tage am Stück und pro Monat nicht mehr als zehn Tabletten ein, sofern sie nicht anderweitig verschrieben sind. Ausführlichere Informationen zur Einnahmedauer finden Sie im Beipackzettel des Medikaments.
  • Informieren Sie sich im Beipackzettel, wie Sie das entsprechende Medikament richtig dosieren. Überschreiten Sie die festgelegte Tageshöchstdosis nicht.
  • Achten Sie außerdem darauf, dass das Medikament das richtige Anwendungsgebiet hat. Auch diese Information finden Sie im Beipackzettel.

Während es bei rezeptfreien Schmerzmitteln unwahrscheinlich ist, kann die regelmäßige Einnahme einiger verschreibungspflichtiger Schmerzmittel zu einer Abhängigkeit führen. Laut der Deutschen Schmerzgesellschaft gibt es Schätzungen zufolge etwa ein bis zwei Millionen Menschen in Deutschland, die abhängig von Schmerzmedikamenten sind.

Hinterfragen Sie kritisch, ob Sie versucht haben, Ihre Schmerzen nicht-medikamentös zu lindern, bevor Sie zur Schmerztablette greifen. Nehmen Sie Schmerztabletten außerdem nicht ein, um fit für Freizeitaktivitäten, die Arbeit oder sportliche Aktivitäten zu sein. Wird ein solcher Medikamentenfehlgebrauch zur Gewohnheit, kann er je nach Schmerzmittel zu starken Nebenwirkungen führen oder auch in eine Abhängigkeit münden. Reflektieren Sie immer, aus welchen Gründen Sie Schmerzmittel einnehmen. Sie sollten ausschließlich zur Linderung von Schmerzen zum Einsatz kommen – und nicht, weil Sie beispielsweise durch die Einnahme besser schlafen können oder Sie Ihre Traurigkeit betäuben möchten.

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Welche rezeptfreien Schmerzmittel helfen bei welchen Beschwerden?

Bei rezeptfreien Schmerzmitteln handelt es sich zum größten Teil um nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), die eine schmerzstillende, fiebersenkende und entzündungshemmende Wirkung haben. Hier finden Sie die Anwendungsgebiete der wichtigsten Schmerztabletten vom Typ NSAR:

Ibuprofen und Diclofenac:

  • Arthrose, gelegentliche Gelenkbeschwerden
  • Fieber
  • Migräne
  • rheumatoide Arthritis
  • entzündlich-rheumatische Wirbelsäulen- oder Weichteilerkrankungen
  • akute Gelenkentzündungen (einschließlich Gichtanfälle)
  • schmerzhafte Schwellungen oder Entzündungen nach Verletzungen und Operationen
  • leichte bis mäßig starke Schmerzen

Naproxen:

  • Arthrose, gelegentliche Gelenkbeschwerden
  • Fieber
  • rheumatoide Arthritis
  • entzündlich-rheumatische Wirbelsäulen- oder Weichteilerkrankungen
  • akute Gelenkentzündungen (einschließlich Gichtanfälle)
  • schmerzhafte Schwellungen oder Entzündungen nach Verletzungen und Operationen
  • leichte bis mäßig starke Schmerzen

Acetylsalicylsäure (ASS):

  • arterielle Durchblutungsstörungen
  • Fieber
  • leichte bis mäßig starke Schmerzen (Vorsicht: Aufgrund der gerinnungshemmenden Wirkung von ASS darf es nicht bei Verletzungen oder operativen Eingriffen zum Einsatz kommen)

Außerdem rezeptfrei erhältlich ist Paracetamol, das nicht zu den NSAR zählt. Es wirkt ebenfalls schmerzstillend und fiebersenkend, aber nicht entzündungshemmend. Es hat folgende Anwendungsgebiete:

  • Fieber
  • leichte Schmerzen
Ein Mann massiert seine Schläfen; er hat Kopfschmerzen.

© iStock / PeopleImages

Betroffene sollten zunächst immer prüfen, ob eine nicht-medikamentöse Behandlung ebenfalls bei Kopfschmerzen helfen kann.

Welche Nebenwirkungen können Schmerzmittel haben?

Die Einnahme von NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac kann folgende Nebenwirkungen haben:

  • Magenprobleme (häufigste Nebenwirkung): von Magenverstimmungen, Bauchschmerzen bis hin zu ernsthafteren Beschwerden wie Schleimhautentzündungen, Geschwüren oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt.

    Werden die Mittel nur kurzfristig eingenommen, treten aber nur sehr selten ernste Komplikationen auf. Das Risiko für negative Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt lässt sich verringern, wenn zusätzlich zum Schmerzmittel Medikamente eingenommen werden, die den Magen schützen (Protonenpumpenhemmer wie etwa Omeprazol oder Pantoprazol).
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Verschiedene Studien haben nachgewiesen, dass sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht, wenn bestimmte NSAR wie Diclofenac über einen längeren Zeitraum in hoher Dosierung eingenommen wird.

    Wenn Sie an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden oder ein erhöhtes Risiko für eine solche Erkrankung vorliegt, sollten Sie auf ein anderes Schmerzmittel ausweichen. Niedrig dosiertes Ibuprofen oder Naproxen bieten sich beispielsweise an.
  • Atemprobleme: Das NSAR Acetylsalicylsäure kann bei manchen Menschen mit chronischem Asthma zu Atemproblemen führen. Als Asthmapatient sollten Sie sich von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten lassen, welches Schmerzmittel für Sie in Frage kommt.

Wer sollte vorsichtig bei der Einnahme von Schmerztabletten sein?

Bestimmte Faktoren können das Risiko für Nebenwirkungen und ernste Komplikationen im Magen-Darm-Bereich bei der Einnahme von Schmerztabletten aus der Gruppe der NSAR erhöhen. Wenn bei Ihnen einer oder mehrere der folgenden Punkte zutreffen, sollten Sie sich ärztlich beraten lassen, welches Schmerzmittel für Sie geeignet ist:

  • Sie sind über 65 Jahre alt.
  • Sie hatten bereits ein Magengeschwür oder eine Magenschleimhautentzündung oder leiden aktuell darunter.
  • Sie leiden unter einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.
  • Sie nehmen bereits Schmerzmittel ein und wollen verschiedene Präparate kombinieren.
  • Sie nehmen bereits gerinnungshemmende Medikamente, Kortisonpräparate oder Antidepressiva (aus der Gruppe der SSRI) ein.

Wenn Sie unter einer Nierenschwäche leiden, dürfen NSAR nicht zu hoch dosiert werden. Denn das Risiko für ein akutes Nierenversagen erhöht sich durch die Einnahme.

Sehr achtsam im Umgang mit Schmerzmitteln sollten Sie außerdem sein, wenn Sie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben oder ein erhöhtes Risiko für eine solche Erkrankung bei Ihnen vorliegt. Auch bei Bluthochdruck oder anderen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sollten Sie Ihren Arzt konsultieren, welches Schmerzmittel Sie einnehmen dürfen.

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Unter welchen Umständen sollte auf bestimmte Schmerztabletten verzichtet werden?

  • Schwangerschaft: Schwangere sollten bei der Medikamenteneinnahme grundsätzlich sehr vorsichtig und zurückhaltend sein. Je nach Schwangerschaftswoche dürfen, wenn sich die Einnahme von Schmerzmitteln nicht vermeiden lässt, nur bestimmte Schmerzmittel eingenommen werden. Lassen Sie sich ärztlich beraten, welche Schmerztabletten Sie in der Schwangerschaft einnehmen können.
  • Schwere Nierenerkrankung, Magengeschwür, schwere Herzschwäche: Leiden Sie unter einer solchen Erkrankung sollten Sie auf die Einnahme von NSAR verzichten.
  • Lebererkrankung, Alkoholkrankheit: In diesen Fällen darf kein Paracetamol eingenommen werden. Bei einer ausgeprägten Nierenschwäche darf Paracetamol nur im Abstand von acht Stunden eingenommen werden.
  • Junges Alter: Kinder sollten nur in Absprache mit einem Arzt Schmerzmittel erhalten. Für sie können je nach Alter und Gewicht andere Dosierungen gelten.
  • Fieberhafte Virusinfekte bei Kindern unter zwölf Jahren: ASS darf nicht eingenommen werden, da es das seltene, lebensgefährliche Reye-Snydrom auslösen kann.

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