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Arbeitgebermagazin

Gesundes Arbeiten

Erstaunliche Lösungen für die Pflege

Veröffentlicht am:10.07.2025

5 Minuten Lesedauer

Prävention für Pflegebedürftige und Betriebliche Gesundheitsförderung für Pflegekräfte miteinander verbinden: So gelingt eine nachhaltige Verbesserung der Pflegequalität.

Pfleger zieht altem Herrn die Schuhe an.

© AOK

Beginnen und dranbleiben

„Der größte Fehler, den man in Betrieblicher Gesundheitsförderung machen kann, ist: keine zu machen“, sagt Christoph Benke, Experte für Betriebliche Gesundheitsförderung bei der AOK Ostwürttemberg.

„Das sehen wir in jeder BGF-Zusammenarbeit mit Unternehmen. Denn wer mit Gesundheitsförderung oder am besten strukturiertem Gesundheitsmanagement im Betrieb beginnt und dranbleibt, kann sich als Unternehmen Vorteile verschaffen, die weit übers Gesundheitliche – also zum Beispiel weniger Fehlzeiten – hinausgehen.“

PiP-Projekt: Ablauf

Ablauf eines PiP-Projekts

In zwei Jahren zum Zertifikat

  • Strukturaufbau innerhalb der Einrichtung
  • Analyse zur Ermittlung der Bedarfe und Bedürfnisse der Mitarbeitenden und Pflegebedürftigen
  • Planung und Umsetzung passender Maßnahmen zur Gesundheitsförderung
  • Evaluation der Wirksamkeit der Maßnahmen
  • Zertifizierung „Gesundes Wohnen und Arbeiten“

PiP für Pflegeeinrichtungen

Möglich ist dies auch im Bereich der Pflege. Obwohl diese Branche als besonders stressig und kräftezehrend gilt, Fluktuation und Fachkräftemangel hoch sind.

Das Projekt „PiP – Prävention in der Pflege“ der AOK Baden-Württemberg unterstützt Pflegeeinrichtungen über einen Zeitraum von zwei Jahren dabei, einen langfristigen Gesundheitsförderungsprozess zu initiieren, Arbeitsbedingungen zu verbessern und zugleich die Pflegequalität zu steigern.

Best Practice: AOK-Siegel für KWA Albstift

Hans-Joachim Seuferlein, Geschäftsführer der AOK Ostwürttemberg, übergibt Andrea Schneider, Stiftsdirektorin des KWA Albstift Aalen, das Siegel. Mit auf dem Bild: Gesamtpflegedienstleitung Birgit Northoff, KWA-Gesundheitsmanagerin Christine Mertz und AOK-Kooordinatorin Anja Mäurer
Hans-Joachim Seuferlein, Geschäftsführer der AOK Ostwürttemberg, übergibt Andrea Schneider, Stiftsdirektorin des KWA Albstift Aalen, das Siegel. Mit auf dem Bild: Gesamtpflegedienstleitung Birgit Northoff, KWA-Gesundheitsmanagerin Christine Mertz und AOK-Kooordinatorin Anja Mäurer

Die KWA Albstift des KWA Kuratorium Wohnen im Alter gAG hatte sich vor rund zwei Jahren entschlossen, gemeinsam mit der AOK gesundheitsfördernde Strukturen in ihrer Einrichtung aufzubauen.

„Als Pflegeeinrichtung beobachten wir – ungeachtet einer guten Ausstattung mit Hilfsmitteln – seit vielen Jahren einen Anstieg der körperlichen und emotionalen Belastungen unserer Mitarbeitenden“, sagt KWA-Stiftsdirektorin Andrea Schneider. „Es war uns ein Wunsch, die Situation systematisch zu erfassen und mit geeigneten gesundheitsfördernden und -erhaltenden Maßnahmen gegenzusteuern.“

Mit PiP konnte eine neue Qualität und Quantität der Gesundheitsförderung in der Einrichtung fest etabliert werden.

Das Hamsterrad verlassen

Die Besonderheit des mit wissenschaftlicher Begleitung entwickelten Projekts ist, Prävention für Pflegebedürftige und Betriebliche Gesundheitsförderung für Mitarbeitende miteinander zu verbinden.

„In allen Branchen geht es eigentlich darum, das sogenannte Hamsterrad zu verlassen. Sich zusammenzutun und zu überlegen, wie es wo läuft, wo Verbesserungen gelingen können und wie sich diese realisieren lassen“, betont Christoph Benke. Startet eine Pflegeeinrichtung mit PiP, erhält diese eine persönliche Begleitung durch eine AOK-Fachkraft.

Best Practice: Seniorenzentrum St. Martin

Alexander Funk, Leiter des Seniorenzentrums St. Martin (li.) und Frederik Weihing, Geschäftsbereichsleiter Prävention bei der AOK Neckar-Fils, mit Jacqueline Franke, Gesundheitsmanagerin der Einrichtung (re.)
Alexander Funk, Leiter des Seniorenzentrums St. Martin (li.) und Frederik Weihing, Geschäftsbereichsleiter Prävention bei der AOK Neckar-Fils, mit Jacqueline Franke, Gesundheitsmanagerin der Einrichtung (re.)

Das Seniorenzentrum St. Martin in Deggingen (Landkreis Göppingen) erhielt am 6. März 2025 das PiP-Siegel „Gesundes Wohnen und Arbeiten“.

Überreicht wurde die Urkunde durch den Geschäftsbereichsleiter Prävention, Frederik Weihing, in Vertretung der Geschäftsführung der AOK Neckar-Fils.

Bei der Übergabe gratulierte er dem Einrichtungsleiter Alexander Funk und der Gesundheitsmanagerin Jacqueline Franke für ihre vorbildliche und verdienstvolle Präventionsarbeit und bedankte sich zudem beim gesamten Team des Seniorenzentrums St. Martin, welches zur Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung gehört.

Das PiP-Siegel bescheinigt der Einrichtung ein ausgezeichnetes Ergebnis in der Gesundheitsförderung und Organisationsentwicklung und ist zwei Jahre lang gültig. Danach kann es verlängert werden, wenn die notwendigen Prüfkriterien erfüllt werden.

Als würdigen Rahmen zur Aushändigung des Siegels hatte die AOK Neckar-Fils alle Teilnehmenden des Steuerkreises Prävention zu einem Koch-Workshop im Gesundheitszentrum Eislingen eingeladen. Zum Kreis gehören Mitarbeitende verschiedener Arbeitsbereiche des Seniorenzentrums St. Martin sowie Mitarbeitende der AOK Neckar-Fils, die über die beiden Jahre hinweg stets beratend und unterstützend zur Seite gestanden hatten. Gemeinsam hatte man an der Umsetzung betriebsgesundheitlicher Maßnahmen für Belegschaft und Pflegegäste gearbeitet.

Als Ergebnis stehen jetzt beispielsweise in St. Martin Faszienkurse für Mitarbeitende und Sturzpräventionsmaßnahmen für Bewohnende auf dem Programm. Auch wurde ein CareTable angeschafft, der den Bereich Ernährung stärkt und dem Humor in der Pflege eine stärkere Rolle verleiht.

Das gemeinsame Kochen und Essen bot einen perfekten Abschluss, um sich noch einmal auszutauschen, sich am gemeinsam Erreichten zu erfreuen und einen Blick in die Zukunft zu werfen. In der Einrichtung sind 65 Mitarbeitende beschäftigt, aktuell wohnen hier 51 Seniorinnen und Senioren.

Verankerung im Alltag

In die Analyse sowie anschließende Gestaltung samt Umsetzung von Maßnahmen sind Mitarbeitende und Pflegebedürftige aktiv mit eingebunden. Das erleichtert die feste Verankerung im pflegerischen Alltag und führt zu teilweise erstaunlichen Lösungen.

Da entstehen zum Beispiel eine Minigolfgruppe oder gemeinsame abendliche Selfcare-Runden – um zwei besonders ungewöhnliche Ideen zu nennen, die sich in Einrichtungen etabliert haben.

Best Practice: Johanniter-Haus in Pleidelsheim

Freuen sich über die Auszeichnung: (v.l.n.r.) Sandra Kunzmann   und Jörg Schmautz von der AOK Ludwigsburg-Rems-Murr sowie Mirjana Androic und Andrea Koch vom Johanniter-Haus Pleidelsheim
Freuen sich über die Auszeichnung: (v.l.n.r.) Sandra Kunzmann und Jörg Schmautz von der AOK Ludwigsburg-Rems-Murr sowie Mirjana Androic und Andrea Koch vom Johanniter-Haus Pleidelsheim

„Ziel ist es, individuell auf die Einrichtung ausgerichtete gesundheitsfördernde Maßnahmen zu entwickeln und dauerhaft zu etablieren. Die im Seniorenheim tätigen als auch wohnenden Menschen stehen dabei gleichermaßen im Fokus“, erklärt Präventionsexpertin Sandra Kunzmann. Unter ihrer fachlichen Begleitung wurde im Johanniter-Haus in Pleidelsheim unter anderem ein Steuerkreis Gesundheit gebildet.

Dieser beschäftigt sich regelmäßig mit aktuellen Themen und trifft wichtige Entscheidungen. Aus dem hausinternen Sozialen Dienst wurde eine Mitarbeiterin zur Gesundheitsmanagerin qualifiziert, die den eingeleiteten Prozess koordiniert und fortführt.

„Wir haben Abläufe, Strukturen und die Kommunikation analysiert und gemeinsam mit dem Team Ideen und Wünsche formuliert“, sagt Heimleiterin Mirjana Androic. Neben verschiedenen organisatorischen Optimierungen wurden eigene Qigong-Kurse, Angebote zur gesunden Ernährung und regelmäßige Aktionstage für Mitarbeitende und Bewohnende initiiert. Alle Maßnahmen wurden sehr gut angenommen.

„Speziell ausgebildete Kolleginnen tragen im Haus auf lebendige Weise bekannte Märchen vor. Vor allem Demenzkranke sind dabei außergewöhnlich aktiv und reagieren oftmals unerwartet positiv“, freut sich Gesundheitsmanagerin Andrea Koch.

Zum Abschluss der offiziellen zweijährigen Projektphase wurde das vorbildliche Engagement des Johanniter-Teams vor Ort feierlich gewürdigt: „Die Weichen für eine nachhaltig gesundheitsfördernde Arbeits- und Lebensumgebung wurden hier im Haus erfolgreich gestellt. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten“, lobte Jörg Schmautz, stellvertretender Geschäftsführer der AOK Ludwigsburg-Rems-Murr. Er überreichte Mirjana Androic und Andrea Koch das Qualitätssiegel „Prävention in der Pflege“.

Damit ist das Johanniter-Haus das erste ausgezeichnete Seniorenheim im Landkreis Ludwigsburg. „Alle Beteiligten profitieren von gesunden und wertschätzenden Arbeitsbedingungen. „Diesen Weg werden wir selbstverständlich fortsetzen“, resümiert Heimleiterin Mirjana Androic.

Resilienz-Potenzial

Teilnehmende Pflegebetriebe stellen fest, dass sich die Stimmung im Haus verbessert, Fachkräfte Bewerbungen schicken, die Fluktuation sinkt und sogar ehemalige Mitarbeitende wiederkehren.

Christoph Benke meint: „Im Bereich der Pflege haben Menschen sehr nah miteinander zu tun. Betrachten wir das auch als Chance statt nur als Belastung, zeigt sich großes Potenzial für Resilienz. Mit PiP kann dieses nachhaltig gefunden und genutzt werden. Zum Vorteil für alle Beteiligten.“ PiP ist in stationären und ambulanten Einrichtungen durchführbar.

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Best Practice: St. Maria Seniorenpflegeheim in Dietenheim-Regglisweiler

Das St. Maria Seniorenpflegeheim nahm am landesweiten AOK-Projekt „PiP – Prävention in der Pflege“ teil und durchlief erfolgreich das Prüfverfahren zur Vergabe des Qualitätssiegels. Bereits seit einigen Jahren stehen den Mitarbeitenden des Pflegeheims in Dietenheim verschiedene Angebote im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zur Verfügung. Im Rahmen des PiP-Projekts haben Gesundheitsmanagerin Kornelija Gehnke vom St. Maria Seniorenpflegeheim und der eigens eingerichtete Arbeitskreis Gesundheit zahlreiche neue Maßnahmen entwickelt und umgesetzt.

„Unser Ziel war es, Gesundheitsförderung alltagstauglich zu gestalten und individuell auf die Bedürfnisse unseres Teams abzustimmen“, erklärt Francesco Zell, Einrichtungsleiter des Seniorenpflegeheims St. Maria.

So entstanden in den vergangenen zwei Jahren vielfältige Angebote – von Schrittzähler-Wettbewerben über Fortbildungen zu gesundem Führungsverhalten bis hin zu kurzen Entspannungspausen im Arbeitsalltag.

Francesco Zell betont die praxisnahe Umsetzung: „Besonders wertvoll war für uns, dass wir keine Standardlösungen übergestülpt bekamen, sondern das Projekt flexibel an unsere spezifischen Gegebenheiten angepasst wurde. So konnten wir nachhaltige Veränderungen im Alltag bewirken. Durch PiP ist eine neue Kultur des Miteinanders entstanden, die unsere Einrichtung langfristig prägen wird.“

So unterstützt die AOK Baden-Württemberg

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