Blickwinkel Versorgung

Debatte: Neue Wege zu mehr Spenderorganen

20.03.2024 Axel Rahmel 4 Min. Lesedauer

Zu viele Menschen warten lange oder vergeblich auf ein Spenderorgan, sagt Axel Rahmel. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) erläutert, wie sich die Situation verbessern ließe.

Foto: Eine Hand mit einem blauen Einmalhandschuh übergibt ein rotes Gummiherz an eine offen gehaltene Hand.
Im Jahr 2023 wurden nur knapp 3.000 Spenderorgane übertragen.

Die Transplantation ist eine etablierte Therapie für Menschen, deren Organe versagen. Diese oft einzige Möglichkeit der Lebensrettung ist jedoch vor allem durch den Mangel an Spenderorganen begrenzt. Ende 2023 standen etwa 8.400 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für eine Transplantation. Nur knapp 3.000 Organe wurden im gesamten Jahr 2023 übertragen.

Zahl der Spender gestiegen

Foto: Porträt von Dr. Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO).
Dr. Axel Rahmen, Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO)

Auf den ersten Blick ist es eine positive Meldung: Im vergangenen Jahr haben 965 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet. Dies sind 96 mehr als im Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2022 ist damit die Zahl der Spenderinnen und Spender um elf Prozent gestiegen. Aber das reicht bei Weitem nicht aus. Zu viele schwer kranke Patientinnen und Patienten warten zu lange oder oft sogar vergeblich auf ein neues Organ.

In Anbetracht des eklatanten Organmangels bleibt uns derzeit nur die Möglichkeit, neue Wege zur Optimierung und Erhöhung der Zahl der zur Verfügung stehenden Spenderorgane zu gehen. Dazu gehört im ersten Schritt, mögliche Organspender auf den Intensivstationen zuverlässig zu identifizieren. Das automatisierte elektronische Screeningtool DETECT kann Krankenhäuser dabei unterstützen. Das Programm DSO-TransplantCheck entlastet die Krankenhäuser bei der Analyse und Optimierung interner Abläufe im Organspendeprozess.

Die DSO arbeitet darüber hinaus an einer weiteren Verbesserung der Qualität und Sicherheit, zum Beispiel durch die Einführung von Verfahren wie der Maschinenperfusion von entnommenen Organen und der Fotodokumentation von Spenderorganen. Hierdurch tragen wir dazu bei, dass möglichst viele Organe erfolgreich transplantiert werden können.

„In Umfragen äußern sich 80 Prozent der Befragten positiv zur Organspende.“

Dr. Axel Rahmen

Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO)

Einführung der Widerspruchslösung

Zudem könnte die Widerspruchslösung ein Baustein sein, um die Situation der Organspende auf längere Sicht zu verbessern. Sie wäre ein klares Signal, dass Politik und Gesellschaft hinter der Organspende stehen. Durch die Einführung der Widerspruchslösung würde das Denken an die Möglichkeit einer Organspende in der Gesellschaft und in den Kliniken zu einer Selbstverständlichkeit. Dies würde im Einklang mit Umfragen stehen, in denen sich regelmäßig 80 Prozent der Befragten positiv zur Organspende äußern.

Zwei Hände ragen ins Bild, die Handflächen sind nach oben geöffnet und die Hände berühren sich. In der sich daraus ergebenden Handmulde liegt eine aus Papier ausgeschnittene Abbildung von zwei Nieren.
Seit dem 18. März ist das vor vier Jahren beschlossene Organspende-Register online. Damit kann die Bereitschaft zur Organ- oder Gewebespende erstmals digital gespeichert werden. Ebru Yildiz, Leiterin des Westdeutschen Zentrums für Organtransplantation der Universitätsmedizin Essen, erläutert, welche Konsequenzen das neue Register mit sich bringt.
18.03.2024Otmar Müller3 Min

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