Parkinson: Frühzeitige Behandlung erhält die Lebensqualität

Die Diagnose Morbus Parkinson (Morbus: lateinisch für Krankheit) ist ein Schock für Betroffene und ihr Umfeld. Doch anders als noch vor einigen Jahrzehnten können Erkrankte heute dank moderner Medikamente und zusätzlicher Therapien gut leben und die Beschwerden sehr lange in Schach halten. „Parkinson ist nicht heilbar, aber mittlerweile gut zu behandeln. Je früher man die Behandlungsoptionen plant, desto besser“, sagt Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie im AOK-Bundesverband.

Foto: Ein junger Mann und ein älterer Mann gehen spazieren, währen der junge Mann seinen Arm um den Älteren legt.

Zweithäufigste degenerative Erkrankung

Mit etwa 400.000 Betroffenen in Deutschland und rund sechs Millionen weltweit ist Parkinson nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Als neurodegenerativ werden in der Medizin Vorgänge bezeichnet, die zu einem Untergang von Nervenzellen führen. Die Parkinson-Krankheit kann sehr belastend sein, für die Betroffenen selbst, aber auch für Menschen, die dem oder der Erkrankten nahestehen. Sie trifft vor allem ältere Menschen und tritt meist nach dem 50. Lebensjahr auf. Ab 70 Jahre sind etwa 20 von 1.000 Menschen betroffen. Männer erkranken etwas häufiger als Frauen. Parkinson-Erkrankungen, die vor dem 40. Lebensjahr auftreten, werden als „früh beginnend“ bezeichnet. Namensgeber ist der englische Arzt James Parkinson, der die Symptome der Krankheit 1817 erstmals beschrieben hat.

 

Schleichender Verlauf

Parkinson schränkt die Bewegungsfähigkeit des Erkrankten im längeren Verlauf oft stark ein und macht deshalb den Alltag zunehmend beschwerlich. Erkrankte werden unterstützungsbedürftig. „Um die Behandlung der Krankheit bestmöglich zu planen, ist es wichtig, schon erste Anzeichen ernst zu nehmen und einen Arzt oder eine Ärztin zu Rate ziehen“, so Medizinerin Maroß. Zu den typischen Anzeichen für Parkinson gehört zunächst einmal ihr schleichender Verlauf: Anfangs zittert oft nur eine Hand. Charakteristisch ist die Verlangsamung von Bewegungsabläufen. Später können – in unterschiedlichen Kombinationen und unterschiedlich stark – folgende Veränderungen hinzukommen:

  • Steifheit, Langsamkeit und Ungeschicklichkeit auf derselben Seite. Tätigkeiten wie das Zuknöpfen des Hemdes fallen schwerer. Im weiteren Verlauf treten solche Symptome auch auf der anderen Körperseite auf, sie bleiben aber meist schwächer.
  • Nach und nach fällt auch das Gehen schwerer, die Erkrankten machen kleinere Schritte.
  • Betroffene sprechen monotoner, leiser und heiserer.
  • Das Gesicht wird ausdrucksloser. Die Sprache verändert sich.
  • Oft entwickeln die Erkrankten auch Gang- und Gleichgewichtsstörungen. Dadurch steigt das Risiko für Stürze und Knochenbrüche. Häufig fällt es ihnen schwer, enge Stellen wie Türen zu passieren. Es entsteht der Eindruck, die Bewegung friere kurz ein.
  • Meist werden die Symptome im Verlauf der Krankheit begleitet von Schmerzen, Schlafstörungen, Depressionen, Blasen- und Verdauungsstörungen sowie einer erhöhten Talgproduktion der Haut.

O-Ton von Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband

Verschiedene Krankheitsformen

Parkinson ist eine Erkrankung des Gehirns. Es wird zwischen verschiedenen Formen unterschieden – je nach Ursache. Das idiopathische Parkinson-Syndrom ist am häufigsten. „Idiopathisch“ (von griechisch: idios = eigen, pathos = Leiden) bedeutet, dass die Erkrankung ohne erkennbare Ursache entstanden ist. Bei der Parkinson-Krankheit werden Nervenzellen geschädigt, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dieser sorgt unter anderem dafür, dass elektrische Impulse vom Gehirn über die Nerven zu den Muskeln übertragen werden. So werden etwa Bewegungen gesteuert. Die Zerstörung der Zellen beeinträchtigt die Fähigkeit, Bewegungen in Gang zu setzen oder zu koordinieren.

Parkinson-Beschwerden können jedoch auch die Folge anderer Erkrankungen des Nervensystems, beispielsweise einer Demenz, sein. Entzündungen, Tumore oder Medikamente wie einige Psychopharmaka können ebenfalls solche Beschwerden verursachen.

Behandlung

Wer Symptome an sich beobachtet, sollte sich deshalb untersuchen lassen. Meist sind es Neurologinnen und Neurologen, die die Diagnose stellen und die an Parkinson Erkrankten behandeln. Je nach Alter, Erkrankungsdauer, Schwere und sozialer Situation sind unterschiedliche Therapieziele notwendig. Der Mangel an Dopamin wird dabei durch Medikamente ausgeglichen. Die genaue Einstellung der Medikamente ist wichtig, um mögliche Nebenwirkungen, wie beispielsweise Übelkeit, überschießende unwillkürliche Bewegungen oder Halluzinationen, zu vermeiden. Die Auswahl und Kombination der Medikamente sowie weitere Behandlungen hängen vom Alter, von den individuellen Begleiterkrankungen, dem Verlauf der Krankheit und der Schwere der Symptome ab. Dabei hat es in den vergangenen Jahrzehnten enorme Fortschritte gegeben. „Mittlerweile können viele Patientinnen und Patienten deshalb sehr lange gut und vielfach sogar einige Jahre weitgehend beschwerdefrei mit ihrer Krankheit leben“, so Neurologin Maroß.

Lebensqualität erhalten

Zusätzlich zu den Medikamenten, die dies ermöglichen, können im Einzelfall weitere Therapien die Lebensqualität der Parkinson-Erkrankten erhalten: So unterstützen Krankengymnastik und Ergotherapie dabei, Bewegungsabläufe harmonisch zu halten. Mithilfe von Entspannungstechniken lassen sich schwierige Alltagssituationen besser meistern. Bei Depressionen können antidepressive Medikamente helfen, in einigen Fällen ist eine Verhaltenstherapie sinnvoll. Psychologische Beratung kann nicht nur den Betroffenen unterstützen, sondern auch nahestehenden Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich auf die Krankheit einzustellen. Die Parkinson-Krankheit wirkt sich nämlich auf viele Lebensbereiche aus – Beruf, Partnerschaft und Familie oder Freizeitaktivitäten.

Gute ärztliche Begleitung wichtig

Auch wenn sich der Alltag im Frühstadium der Erkrankung nur wenig verändert: Viele Betroffene haben Angst, mit der Zeit unselbstständig und pflegebedürftig zu werden. „Daher ist es sinnvoll, dass sich Erkrankte und Angehörige auf die Zeit einstellen, in der zunehmend Unterstützung nötig sein wird“, so Ärztin Maroß. Eine gute ärztliche Begleitung ist wichtig. Zudem sollte der Erkrankte so weit wie möglich aktiv sein und bleiben. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen – Erkrankten oder deren Angehörigen, zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe – kann helfen, einen besseren Umgang mit Parkinson zu finden.