Zum Welt-Aids-Tag: So können Sie sich vor dem HI-Virus schützen

Am 1. Dezember rückt der Welt-Aids-Tag HIV in den Fokus, um gegen Vorurteile und Diskriminierung der Betroffenen zu kämpfen. Um sich vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus zu schützen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.

Menschen bilden mit ihren Händen einen Kreis und haben in den nach oben geöffneten Handflächen rote Schleifen als Symbol für Aids.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 1988 den Welt-Aids-Tag erstmals ausgerufen.

Noch immer gilt Aids als nicht heilbar. Zwar gab es in den vergangenen Jahren einige HIV-Patienten, die wegen einer Blutkrebs-Erkrankung mit einer Stammzelltransplantation behandelt wurden und bei denen das HI-Virus nach der Behandlung nicht mehr nachweisbar war. Eine Stammzelltransplantation ist aber keine Standardbehandlung einer HIV-Infektion und wird aufgrund ihrer Risiken nur bei der Behandlung lebensbedrohlicher Erkrankungen eingesetzt.

Ende 2021 lebten laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) rund 90.800 Menschen mit HIV-Infektion in Deutschland. Jedes Jahr kommen etwa 1.800 Neuinfektionen dazu. Da ein Großteil von ihnen durch sexuelle Kontakte hervorgerufen wird, sind persönliche Schutzmaßnahmen von großer Bedeutung. Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember erinnert auch in diesem Jahr wieder eine Vielzahl von Veranstaltungen und Solidaritätsbekundungen an die Erkrankung und die davon Betroffenen.

Kondome, PrEP und PEP bieten Schutz

Foto: Ein Kondom liegt zwischen den Teilen einer auseinander gerissenen Verpackung.
Kondome bieten gleich einen mehrfachen Schutz: Sie schützen vor HIV und verringern gleichzeitig das Risiko einer Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (STI). Zudem sind ein günstiges Verhütungsmittel.

Kondome, PrEP oder PEP  – es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, sich vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus zu schützen. „Kondome bieten gleich einen mehrfachen Schutz: Sie schützen vor HIV und verringern gleichzeitig das Risiko einer Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (STI). Sie sind ein günstiges Verhütungsmittel und werden nur bei Bedarf, also direkt beim Sex, verwendet“, erklärt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Die PrEP lässt sich mit der Pille vergleichen: „PrEP steht für Präexpositionsprophylaxe und dient dazu, eine HIV-Infektion zu verhindern. Dazu nehmen Menschen vorbeugend Tabletten ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen“. Die PEP (HIV-Postexpositionsprophylaxe) wiederum ist so etwas wie die „Pille danach“ und wird nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen, wenn man davon ausgeht, dass dabei ein relevantes HIV-Infektionsrisiko bestanden haben könnte. In der Regel wird über einen Zeitraum von vier Wochen eine Kombination von drei Medikamenten verschrieben.

Mit einer PEP muss so schnell wie möglich nach dem HIV-Infektionsrisiko begonnen werden: Am besten innerhalb von zwei Stunden, sonst möglichst innerhalb von 24 Stunden, spätestens nach 48 Stunden. Die Deutsche Aidshilfe informiert über Kliniken, die PEP anbieten.

Unsicher? Dann hilft ein HIV-Test

Rund 8.600 Menschen sind derzeit in Deutschland laut RKI mit dem HI-Virus infiziert, wissen aber nichts davon. Um herauszufinden, ob es zur Ansteckung gekommen ist, kann man sich entweder anonym in einer Arztpraxis, bei einer Beratungsstelle oder beim örtlichen Gesundheitsamt auf HIV testen lassen oder einen HIV-Selbsttest machen. „Bei den Selbsttests handelt es sich zumeist um sogenannte Schnelltests, die nur Antikörper nachweisen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass diese ein CE-Zeichen tragen. Diese Tests sind aber nicht geeignet, wenn ein Patient oder eine Patientin bereits HIV-Medikamente, zum Beispiel im Rahmen einer PrEP oder PEP, einnimmt“, warnt Anja Debrodt.

Es gibt Antikörpertests und Antigen-Antikörper-Tests. Beim Antikörpertest wird das Blut auf körpereigene Abwehrstoffe untersucht. Hier ist eine sichere Aussage darüber, ob eine Infektion vorliegt, erst drei Monate nach einem Risikokontakt möglich. Die Antigen-Antikörper-Tests prüfen das Blut auf Antikörper und auch auf das Vorliegen von Bestandteilen des HI-Virus selbst. Dieser Test wird in den meisten deutschen Laboren durchgeführt und erlaubt eine Aussage bereits sechs Wochen nach dem Risikokontakt.

Einen Überblick über die HIV-Tests, die Kosten und wie sie eingesetzt werden, bietet die Deutsche Aidshilfe. Ein Online-Beratungsangebot zu den Tests findet sich beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI). „Es ist wichtig, Bescheid zu wissen: Ist das Testergebnis negativ, gibt das Sicherheit und man kann sich mit Safer Sex weiter vor HIV schützen. Ist das Testergebnis positiv, ist zunächst ein zweiter Bestätigungstest erforderlich, den man am besten bei einem spezialisierten Arzt oder einer Ärztin macht. Ist auch dieser positiv, kann man mit einer Behandlung beginnen“, so Debrodt. Menschen mit HIV haben heute dank der Behandlung mit HIV-Medikamenten gute Chancen auf eine normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität. Wichtig ist, dass rechtzeitig mit der Therapie begonnen wird. Die meist gut verträglichen Medikamente müssen dauerhaft und regelmäßig eingenommen werden.

Radio O-Töne von Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband

Präexpositionsprophylaxe (PrEP)

Die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) wirkt vorbeugend und ist für Personen gedacht, die nicht mit HIV infiziert sind, aber ein hohes Risiko für eine HIV-Infektion haben – zum Beispiel, weil sie viele Sexualpartner oder häufig Sex ohne Kondom haben. Das Virus kann sich dann nicht mehr im Körper einnisten; eine HIV-Übertragung beim Sex ist nicht mehr möglich.

Die PrEP kann auch von Menschen verwendet werden, deren Sexualpartner mit HIV infiziert ist und deren Infektion noch nicht mit Medikamenten behandelt wird.

Für gesetzlich Krankenversicherte ab 16 Jahren mit einem substanziellen HIV-Infektionsrisiko gibt es seit September 2019 einen Anspruch auf PrEP (Beratung, Versorgung mit Arzneimitteln und die erforderlichen Untersuchungen).

Im Jahr 2021 haben rund 14.688 Menschen PrEP genutzt.

Bei korrekter Einnahme schützt die PrEP in hohem Maße vor einer HIV-Infektion. Sie sollte jedoch nur unter ärztlicher Betreuung erfolgen. Außerdem sollten regelmäßig Tests auf weitere sexuell übertragbare Krankheiten (STI) durchgeführt werden, denn die PrEP schützt vor HIV – nicht aber vor Syphilis, Chlamydien und Ähnlichem.