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Verdauungssystem

Reizmagen: Das hilft gegen die Beschwerden

Veröffentlicht am:16.01.2024

5 Minuten Lesedauer

Völlegefühl, die vorzeitige Sättigung beim Essen, ein Brennen im Oberbauch – typische Symptome eines Reizmagens. Diese einfachen Maßnahmen können helfen, die Beschwerden einer funktionellen Dyspepsie zu lindern.

Eine Frau mit Reizmagen sitzt vor ihrem Essen, mit einer Hand hält sie eine Gabel, mit der anderen stützt sie ihren Kopf, auf dem Tisch stehen eine Schüssel Salat und eine Flasche Wasser.

© iStock / CrispyPork

Funktionelle Dyspepsie: Was ist ein Reizmagen?

Mehr als jeder fünfte Erwachsene hat immer wieder mit Magenbeschwerden zu kämpfen. Manchmal stecken organische Erkrankungen wie Magengeschwüre dahinter, oft lassen sich jedoch keine klaren organischen Ursachen finden. Dann sprechen Mediziner und Medizinerinnen von einer funktionellen Dyspepsie, oder umgangssprachlich: einem Reizmagen.

Betroffen sind Männer und Frauen in jedem Lebensalter, wobei funktionelle Dyspepsie etwas häufiger bei Frauen vorkommt. Zudem scheinen die Reizmagen-Symptome bei Frauen einen stärkeren Leidensdruck zu verursachen. Auch Kinder und Jugendliche haben manchmal Reizmagen-Symptome. Sie klagen dann hauptsächlich über Bauchschmerzen.

Was sind typische Reizmagen-Symptome?

Typisch für das Reizmagensyndrom sind verschiedene Beschwerden im Magenbereich. Je nachdem, welche Symptome im Vordergrund stehen, unterscheiden Ärzte und Ärztinnen zwei Reizmagen-Subtypen:

  • Epigastrischer Schmerz (EPS): Schmerzen und Brennen im Oberbauch
  • Postprandiales Distress-Syndrom (PDS): Völlegefühl, „aufgeblähtes“ Gefühl und vorzeitige Sättigung während des Essens

Ein Reizmagen mit PDS-Symptomen macht sich vor allem bei und nach den Mahlzeiten bemerkbar, Der brennende epigastrische Schmerz tritt dagegen auch unabhängig vom Essen auf. Häufig lassen sich die beiden Subtypen jedoch nicht klar voneinander abgrenzen, weil sich die Symptomatik überschneidet. Manche Betroffene beschreiben zusätzlich weitere Beschwerden, wie Übelkeit, häufiges Aufstoßen sowie Blähungen. Eine funktionelle Dyspepsie wird diagnostiziert, wenn die Beschwerden seit mehreren Monaten bestehen und keine organischen Ursachen gefunden werden.

Reizmagen, Reizdarm – was ist der Unterschied?

Wie der Reizmagen ist auch das Reizdarmsyndrom eine sogenannte funktionelle Erkrankung, das heißt: es sind keine krankhaften Organ-Veränderungen feststellbar, es weist nichts auf andere auslösende Erkrankungen (etwa Stoffwechselstörungen) hin und die Ursache der Beschwerden kann nicht eindeutig identifiziert werden. Beim Reizdarmsyndrom kommt es neben Bauchschmerzen und Blähungen vor allem zur Veränderung des Stuhlgangs, also Verstopfungen oder Durchfall. Anders als beim Reizmagen stehen die Beschwerden daher mit dem Stuhlgang in Verbindung. Allerdings kennen viele Betroffene beides: Etwa jede dritte Person mit einem Reizmagen leidet zusätzlich unter einem Reizdarmsyndrom.

Ein älterer Mann meditiert auf dem Boden mit Kopfhörern, um seinen Reizmagen zu beruhigen.

© iStock / Miljan Živković

Entspannung ist wichtig, um die Beschwerden bei einem Reizmagen zu lindern. Meditation oder Autogenes Training können Betroffenen helfen.

Welche Ursachen stecken hinter dem Reizmagen?

Wie und warum sich ein Reizmagensyndrom entwickelt, ist nicht abschließend geklärt. Bei manchen Betroffenen lässt sich im Magen eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori nachweisen, bei anderen nicht. Auch nach einer antibiotischen Behandlung gegen Helicobacter pylori bleibt jedoch nur einer von zehn Reizmagen-Betroffenen langfristig symptomfrei. Manchmal – vor allem beim PDS-Typ mit Beschwerden nach dem Essen – wandert der Nahrungsbrei deutlich langsamer vom Magen in den Dünndarm als bei Gesunden. Aber nicht jeder Mensch mit einer verzögerten Magenentleerung entwickelt Reizmagen-Beschwerden. Forschende vermuten eine Reihe von ursächlichen Faktoren, die bei einem Reizmagen zusammenwirken:

  • Der Magen dehnt sich beim Essen nicht ausreichend aus, verteilt den Nahrungsbrei ungünstig und entleert sich zu langsam (Motilitätsstörung).
  • Bestimmte Bereiche des Verdauungstrakts reagieren übermäßig empfindlich auf Reize wie Dehnung, Säure und Schärfe.
  • Die Schleimhautbarriere im oberen Dünndarm schützt nicht ausreichend, sodass reizende Stoffe, wie Säure oder Gallenflüssigkeit die Schleimhaut durchdringen und Entzündungen auslösen können.
  • Veränderungen in der Zusammensetzung des Mikrobioms im oberen Magen-Darm-Trakt, die etwa durch frühere Magen-Darm-Infektionen verursacht wurden. Das Darmmikrobiom besteht aus einer Vielzahl von Bakterien im Verdauungstrakt, die die Verdauung und das Immunsystem beeinflussen.

Risikofaktoren. Wie hängt ein Reizmagen mit weiteren Erkrankungen zusammen?

Patientinnen und Patienten mit Reizmagen leiden gegenüber Menschen ohne solche Beschwerden öfter an Depressionen und Ängstlichkeit, Fachleute vermuten, dass Depressionen und Ängste einen Reizmagen begünstigen können. Häufig beeinflussen sich körperliche und psychische Aspekte gegenseitig.

Reizmagen: Was Betroffene tun können

Bei Reizmagen-Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit und Völlegefühl müssen Arzt oder Ärztin zunächst ausschließen, dass ein magenreizendes Medikament, eine Lebensmittelunverträglichkeit oder eine organische Erkrankung die Ursache ist – etwa eine Entzündung in Magen, Speiseröhre oder Bauchspeicheldrüse, ein Magengeschwür, Gallensteine oder ein Tumor. Bei der Diagnose helfen körperliche Untersuchungen wie das Abtasten des Bauchs und weitere Verfahren, wie eine Ultraschall-Untersuchung der Bauchorgane oder eine Magenspiegelung. Wenn Arzt oder Ärztin keine organischen Ursachen finden, leitet sich daraus die Diagnose einer funktionellen Dyspepsie ab.

Da Reizmagen-Beschwerden keine einheitliche und eindeutig feststellbare Ursache haben, gibt es auch keine Therapie, die für alle Erkrankten funktioniert. Die Betroffenen müssen daher oft über längere Zeit beobachten, was ihre Beschwerden verstärkt und was ihnen guttut. Parallel dazu können kleine und einfache Maßnahmen die Beschwerden lindern. Rauchen Sie nicht und trinken Sie möglichst wenig Alkohol – beides kann die Magenschleimhäute reizen. Achten Sie außerdem darauf, sich regelmäßig zu bewegen und ausreichend zu schlafen.

Ernährung bei Reizmagen: Was essen?

Bei Reizmagenbeschwerden gehen viele Betroffene davon aus, bestimmte Lebensmittel nicht zu vertragen. Allerdings lassen sich aus der aktuellen Studienlage keine klaren Empfehlungen ableiten, welche Ernährung bei einem Reizmagen guttut. Manchmal verschlimmern sich die Beschwerden nach bestimmten Mahlzeiten (etwa fettigem Essen). Das ist jedoch sehr individuell. Personen mit Reizmagen hilft es daher oft, ein Ernährungs- und Symptomtagebuch zu führen, um Zusammenhänge zu erkennen und Auslöser zu vermeiden. Viele Betroffene vertragen mehrere kleinere Mahlzeiten besser als wenige, üppige. Auch in Ruhe zu essen und bewusst zu kauen kann die Symptome lindern.

Größere Ernährungsumstellungen, die das Weglassen ganzer Nahrungsmittelgruppen beinhalten, sollten jedoch mit dem Arzt abgesprochen werden, um einen eventuell damit verbundenen Nährstoffmangel zu vermeiden.

Reizmagen: Was tun für mehr Entspannung?

Körper und Psyche sind untrennbar miteinander verbunden. Auch viele Gesunde kennen den Effekt, dass Stress und Streit ihnen „auf den Magen schlägt“. Daher lohnt es sich, bei einem Reizmagen auch die psychische Gesundheit gezielt zu stärken. Diese Methoden können Betroffenen helfen:

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Reizmagen: Behandlung mit Medikamenten

Die Umstellung des Lebensstils sollte immer die erste Wahl sein. Reichen ein veränderter Lebensstil, eine bewusstere Ernährung und Stressmanagement nicht aus, um die Reizmagen-Symptome zu lindern, können Medikamente helfen.

Nehmen Sie Medikamente jedoch nur in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ein und wägen Sie gemeinsam den therapeutischen Nutzen mit möglichen Nebenwirkungen ab.

Bei einer nachgewiesenen Helicobakter-Pylori-Infektion der Magenschleimhaut kann eine Therapie mit Antibiotika durchgeführt werden. Diese Therapie lindert die Beschwerden bei einem Teil der Betroffenen deutlich.

Falls den Betroffenen neben den Reizmagen-Beschwerden auch psychische Erkrankungen diagnostiziert werden, etwa Depressionen oder Angststörungen, ist es wichtig, auch diese angemessen zu behandeln. Dabei kann je nach Art und Schwere der Erkrankung eine Psychotherapie oder eine Behandlung mit Psychopharmaka zum Einsatz kommen.

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