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Liebe & Sexualität

Das erste Mal Sex: Was erwartet mich?

Veröffentlicht am:12.01.2022

8 Minuten Lesedauer

Das erste Mal Sex schüchtert die meisten von uns etwas ein. Kein Wunder – denn obwohl wir gerade im Netz und in den sozialen Medien ständig mit Sex konfrontiert werden, hat im Grunde niemand so richtig Ahnung, was einen denn nun wirklich erwartet.

Ein lesbisches Pärchen liegt gemeinsam im Bett.

© iStock / Drazen Zigic

Bin ich bereit für Sex?

Mehr als die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland hat im Alter von 17 Jahren ihr erstes Mal erlebt. Ganz wichtig: Das heißt nicht, dass es so etwas wie ein „richtiges“ Alter für den ersten Sex gibt. Man sollte erst dann mit jemandem schlafen, wenn man sich zu hundert Prozent sicher ist und bereit fühlt. Das gilt übrigens nicht nur beim ersten Mal: Sex sollte immer etwas sein, das man in erster Linie für sich selbst tut – nie für jemand anderen.

Eine gewisse Unsicherheit ist vor dem ersten Sex total normal. Deshalb ist es wichtig, auf seinen Körper und seine Gefühle zu hören: Verwandelt sich die Unsicherheit in Angst, ist das wahrscheinlich ein Zeichen dafür, noch nicht bereit zu sein. Auch wenn man bereits eingewilligt oder mit dem Sex begonnen hat, hat jeder jederzeit das Recht, „Nein“ oder „Stopp“ zu sagen – und sollte das auch tun, sobald er sich mit seiner Entscheidung unwohl fühlt. Es besteht auch kein Grund, sich für dieses „Nein“ vor dem Partner rechtfertigen oder gar entschuldigen zu müssen.

Bereit für Sex?

Wer sich noch unsicher ist, kann sich selbst ein paar Fragen stellen.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat einen kleinen Fragenkatalog erstellt. Dieser hilft dabei, herauszufinden, ob man bereit für das erste Mal ist.

Sowieso ist es gut, mit seinem Partner über Sex zu sprechen – vor allem, wenn es um das erste Mal geht. So findet man nicht nur die Bedenken des anderen heraus, sondern auch die Erwartungen, Vorlieben und No-Gos. Wer mit seinem Partner viel kommuniziert, fühlt sich sicherer. Dadurch ist man entspannter und bekommt mehr Lust.

Wie ist das erste Mal?

Viele von uns haben hohe Erwartungen an das erste Mal. Zum einen wird der erste Sex in vielen Filmen überromantisiert. Zum anderen setzen sich viele Jugendliche schon früh mit Pornografie auseinander: Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat ergeben, dass 63 Prozent der befragten Frauen bereits im Alter von 16 Jahren ihren ersten Kontakt mit Pornografie hatten. Bei gleichaltrigen Männern sind es sogar 89 Prozent. Das liegt unter anderem daran, dass pornografische Inhalte über das Internet sehr leicht zugänglich sind.

Hierbei sollte man sich immer in Erinnerung rufen: Die meisten Pornofilme vermitteln eine verzerrte Vorstellung. Die Darstellungen geben nur sehr selten die Realität wieder. Es geht häufig um Leistung, Perfektion und intensive Orgasmen. In echt sieht die Sache ganz anders aus – und das erste Mal läuft dann nicht ganz so ab, wie man es sich vorgestellt hat. Vielleicht wird man unterbrochen, vielleicht klappt das mit dem Kondom nicht auf Anhieb, vielleicht fehlt bei einem der beiden Partner die nötige Erregung. All das kann vorkommen, nichts davon ist Grund zur Sorge, denn: Sex ist kein Wettkampf. Und guter Sex lässt sich nicht durch einen Orgasmus definieren.

Stattdessen sorgt ausgiebiges Streicheln, Küssen und Berühren dafür, dass beide Spaß haben, entspannter werden und in Stimmung kommen. Wer dabei unsicher ist, kann ganz einfach nachfragen, was dem anderen gefällt.

Tipp

Nicht zu viel planen!?

Je penibler das erste Mal geplant wird, desto größer werden die Erwartungen. Damit kann auch die Gefahr steigen, enttäuscht zu werden.

Tut Sex weh?

Sex sollte keine Schmerzen bereiten. Unter bestimmten Umständen kann es aber vorkommen, dass der Geschlechtsverkehr vor allem Frauen wehtut oder sich unangenehm anfühlt. Das kann verschiedene Ursachen haben, von denen jedoch viele auf Nervosität zurückzuführen sind.

Vaginalkrampf

Gerade beim ersten Mal kann es vorkommen, dass Frauen sich verkrampfen, weil sie sehr nervös sind. Das führt dazu, dass sie die Beckenbodenmuskulatur anspannen, die auch den Vaginaleingang umschließt. Versucht der Partner, mit seinem Penis in die verengte Vagina einzudringen, kann das zu verstärkten Muskelkontraktionen und damit einhergehenden Schmerzen führen.

Diese Gefahr wird kleiner, je wohler man sich in der Situation fühlt, je sicherer und entspannter man ist. In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass sich die Muskeln um die Scheide, sobald sie berührt wird oder etwas in sie eindringt, verkrampfen. Man spricht dann von Vaginismus. In diesem Fall können Berührungsübungen dabei helfen, die Vaginalmuskeln an Druck zu gewöhnen. Frauen, die darunter leiden, sollten einen Frauenarzt beziehungsweise Frauenärztin aufsuchen und mit ihm oder ihr über mögliche Übungen sprechen.

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Mangelnde Erregung

Ist eine Frau erregt, wird ihre Vagina in der Regel feucht. Diese benötigt nämlich etwas Zeit, um sich auf den Sex vorzubereiten. Sie sondert ein Sekret ab, damit der Penis leichter in sie hineingleiten kann. Ist die Vagina zu trocken, fällt das Eindringen des Mannes oder eines Sexspielzeugs meist schwerer und verursacht bei der Frau Schmerzen. Auch die Reibung bei der Penetration kann dann wehtun.

Für die Lösung dieses Problems sind beide Partner gleichermaßen verantwortlich: Als Frau kann ich sagen, was mich erregt. Als Mann oder als Partnerin mit entsprechendem Sexspielzeug kann ich dafür sorgen, dass das Vorspiel intensiv ist und lange genug dauert, um die Erregung zu steigern. Falls es mit dem Feuchtwerden trotzdem nicht so ganz klappt, hilft Gleitmittel. Bei dem Kauf von Gleitgel bieten sich Produkte auf Wasserbasis an, da öl- oder fetthaltige Mittel das Kondom oder Sexspielzeug beschädigen können. Experimente mit Speiseöl oder Joghurt sollte man lieber bleiben lassen – Lebensmittel gehören nicht in die Vagina

Mythos Jungfernhäutchen: Was ist dran?

Viele junge Frauen haben Angst vor Schmerzen beim ersten Mal. Das liegt vor allem daran, dass sie über Jahre hinweg in dem Glauben gelassen wurden, der Vaginaleingang sei durch eine Haut verschlossen, die beim ersten Geschlechtsverkehr schmerzvoll zerreiße. Ein Jungfernhäutchen dieser Art existiert jedoch überhaupt nicht. In Wahrheit handelt es sich dabei um den sogenannten Hymen – einen elastischen, unterschiedlich geformten Schleimhautkranz am Vaginaleingang. Nur bei etwa 30 Prozent der jungen Frauen reißt dieser Kranz beim ersten Sex etwas ein. Das kann ein bisschen wehtun und eventuell auch bluten – muss es aber nicht.

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Das erste Mal Analverkehr

Beim Analverkehr dringt ein Partner mit dem Penis in den After der Partnerin oder des Partners ein. Natürlich weiß man beim ersten Mal noch nicht unbedingt, in welcher Position man sich wohler fühlt. Das wird sich mit der Zeit herausstellen – und man muss sich auch nicht festlegen.

Beim Analsex ist das Vorspiel besonders wichtig, denn vor dem Eindringen muss der Afterschließmuskel gelockert werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass dieser verletzt wird. Das Gewebe rund um den Anus ist dünner und empfindlicher als die Haut des restlichen Körpers. Das macht ihn anfälliger für Risse – und damit auch für Infektionen. Die Öffnung sanft zu streicheln und zu massieren hilft dabei, den Schließmuskel zu entspannen. Ist der After etwas geweitet, kann man mit feuchten Fingern, kleinen Dildos oder Plugs eindringen. Das alles kann etwas dauern, doch je besser die Vorbereitung, desto besser auch der Sex.

Analsex sollte nicht auf Anhieb zu heftig sein, damit die Partner ein Gefühl füreinander entwickeln. Beide sollten ansprechen, wenn etwas wehtut, und den Sex bei Schmerzen unterbrechen, damit es nicht zu Verletzungen kommt. Wer sich von Kotrückständen gestört fühlt, kann vorher eine Analspülung machen. Diese ist in Apotheken, Sanitätsgeschäften oder Sexshops erhältlich. Da der Anus im Gegensatz zur Vagina kein natürliches Sekret erzeugt, bietet sich außerdem Gleitgel an.

Ein Junge und ein Mädchen sitzen nebeneinander in einem Park und lachen ausgelassen.

© AOK

Das erste Mal muss keine ernste Angelegenheit sein. Gemeinsam sprechen und lachen sorgen für eine lockere Stimmung bei beiden Beteiligten.

Woher weiß ich, was mir gefällt?

Sexuelle Vorlieben sind sehr individuell – und können sich auch im Laufe des Lebens immer wieder ändern. Daher gilt: Ausprobieren! Im Bett gibt es kein richtig oder falsch – Hauptsache, beide Partner sind einverstanden und fühlen sich in der Situation wohl. Wichtig ist es, die Grenzen des anderen zu jedem Zeitpunkt zu respektieren. Es kann auch ruhig während des Sex nachgefragt werden, wie sich der Partner gerade fühlt. Selbstbefriedigung kann dabei helfen, seine eigenen Bedürfnisse herauszufinden, denn: Wer seinen Körper kennt, kann besser einschätzen, welche Berührungen ihm gefallen und welche nicht.

Wie wichtig ist Verhütung?

Auch wenn manche das Gefühl haben, es könnte peinlich werden: Das Thema Verhütung muss vor dem ersten Mal besprochen werden. Bei richtiger Anwendung sind Pille und Kondom sichere Verhütungsmethoden für Jugendliche. Junge Frauen und Männer können sich an ihre Eltern sowie den Frauenarzt oder Urologen wenden, wenn sie merken, dass Sex zum Thema wird. Es muss niemandem peinlich sein, sich Verhütungsmittel verschreiben zu lassen oder sie zu kaufen. Ganz im Gegenteil: Es zeugt von Verantwortung.

Auch wenn junge Frauen die Pille nehmen, sollte zusätzlich ein Kondom verwendet werden. Es ist das einzige Verhütungsmittel, das vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV schützen kann, oder HPV. Das gilt sowohl für Vaginal- als auch für Analverkehr. Beim Oralverkehr können zusätzlich Latextücher beziehungsweise Lecktücher das Risiko vor Infektionen senken.

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Wissenswertes rund um Sex

  • Gleitmittel erleichtert nicht nur das Eindringen, sondern kann auch den Spaßfaktor beim Sex erhöhen. Beim Kauf sollte jedoch auf die Inhaltsstoffe geachtet werden. Beispielsweise kann Gleitgel auf Silikonbasis Sexspielzeug angreifen, wodurch sich Bakterien vermehren können. Ölbasierte Mittel wiederum können Kondome beschädigen und die Scheidenflora stören.
  • Während junge Männer ohne Probleme mit Kondomen am Penis experimentieren können, kommen Frauen häufig erst beim ersten Mal Sex damit in Kontakt. Wenn es dann so weit ist, sind sie oft verunsichert, wie sie mit Kondom und Penis umgehen sollen. Daher ist es keine schlechte Idee, sich im Vorhinein eine Packung zu kaufen und sie in Ruhe unter die Lupe zu nehmen – das beugt Berührungsängsten vor. Kondome gibt es in unterschiedlichen Größen und Farben, mit verschiedenen Oberflächen und Gerüchen. Kondome bekommst du zum Beispiel in der Drogerie, Apotheke oder im Supermarkt.
  • Sex und Harnwegsinfektionen: Geschlechtsverkehr erhöht insbesondere bei Frauen das Risiko für Harnwegsinfektionen, weil dadurch Bakterien in die Harnröhre gelangen können. Manchmal wird Frauen deshalb empfohlen, nach dem Sex die Toilette aufzusuchen und die Harnblase zu entleeren, um die Bakterien wieder auszuspülen. Studien, ob damit tatsächlich Harnwegsinfektionen verhindert werden können, zeigen jedoch widersprüchliche Ergebnisse. Auch Diaphragmen und Verhütungsmittel mit Spermien-abtötenden Wirkstoffen können Harnwegsinfekte begünstigen und sind daher für Frauen, die anfällig für Blasenentzündungen sind, eher nicht zu empfehlen.
  • Immer mehr junge Männer greifen zu Viagra. Einer amerikanischen Studie zufolge liegt dies unter anderem daran, dass sie sich „sexuell verbessern“ möchten. Viagra wird verschrieben, wenn Männer Probleme damit haben, eine Erektion zu bekommen. Es ist ein ernst zu nehmendes Medikament, das auch ernst zu nehmende Nebenwirkungen haben kann. Junge Männer sollten es daher niemals einnehmen, ohne vorher mit einem Arzt gesprochen zu haben.
  • Viele junge Paare schrecken vor Sex während der Periode zurück. Dazu gibt es jedoch keinen Grund, wenn beide damit einverstanden sind. Wer es ausprobieren möchte, greift am besten zu Softtampons: Diese können während des Sex in der Vagina bleiben und sind so weich, dass sie für den Penis oft gar nicht zu spüren sind. Aber Achtung: Auch während der Menstruation ist es wichtig, an Verhütungsmittel zu denken!
  • Rauchen kann negative Auswirkungen auf die Potenz haben: Das relative Risiko einer erektilen Dysfunktion liegt bei Rauchern bei 1,5 im Gegensatz zu Nichtrauchern.
  • Alkohol wirkt sich auf die Sinne aus und bewirkt, dass man das Geschehen nicht mehr ganz klar wahrnimmt. Kontrolle ist beim Sex jedoch wichtig – besonders beim ersten Mal.

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