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Organe

Urinprobe: Was sie aussagt, wie sie funktioniert

Veröffentlicht am:28.03.2024

4 Minuten Lesedauer

Der Urin kann die Diagnostik vieler Erkrankungen unterstützen. Er liefert unter anderem Hinweise auf Blasenentzündungen, Diabetes mellitus oder Nierenkrankheiten. Dafür ist es wichtig, die Urinprobe richtig durchzuführen.

Ein Patient hält einen Becher mit einer Urinprobe für einen Urintest in der Hand.

© iStock / RichLegg

Welche Bedeutung haben Urinproben für die medizinische Diagnostik?

Urin kann wichtige Marker enthalten, die anzeigen, wenn etwas im Körper nicht stimmt. Bereits die Beschaffenheit des Urins kann Fachleuten einiges verraten: Wenn er zum Beispiel sehr dunkel ist oder nur wenig Harn kommt, ist das ein möglicher Hinweis darauf, dass eine Person zu wenig getrunken hat oder die Nieren nicht gut arbeiten. Eine „flockige“ Urinprobe kann hingegen auf eine Entzündung oder auch auf eine Nierenerkrankung hindeuten.

Eine Urinprobe kann jedoch noch viel mehr aussagen: Mit dem Urin scheidet der Körper unter anderem Abbauprodukte von Medikamenten, körpereigene oder körperfremde Giftstoffe, Abfallprodukte und Botenstoffe aus. Auch diese lassen sich bei einem Urintest messen. In einer Verkehrskontrolle kann daher bei Verdacht auf Alkohol- oder Drogeneinfluss von Polizistinnen und Polizisten ein Urintest gefordert werden. Auch im Rahmen einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) wegen einer entzogenen Fahrerlaubnis kommen Urinanalysen als Abstinenznachweis zum Einsatz.

Urintest: Welche Krankheiten lassen sich damit feststellen?

Es gibt eine Reihe verschiedener Krankheiten, die sich mithilfe eines Urintests aufspüren lassen. Klassisch werden bakterielle Infektionen wie einer Blasenentzündung durch einen Urin-Schnelltest festgestellt. Hierzu wird ein spezieller Teststreifen in frischen Urin gehalten – nach kurzer Zeit kann er dann schon abgelesen werden. Es kommt zu Verfärbungen im Bereich der Testfelder, so dass man schnell weiß, ob die weißen Blutkörperchen im Urin erhöht sind (Hinweis auf eine Infektion), ob zu viel Zucker im Urin vorliegt (Hinweis auf eine Zuckerkrankheit) oder ob Blut enthalten ist. Bei Auffälligkeiten muss natürlich eine weitere Abklärung erfolgen. Enthält die Urinprobe zum Beispiel zu viel Zucker, wird der Arzt oder die Ärztin beispielsweise den Blutzucker messen, um zu klären, ob der Blutzuckerstoffwechsel gestört ist (Diabetes mellitus). 

Von besonders großer Bedeutung sind Urintests zudem, um Erkrankungen der Nieren zu entdecken. Erhöhte Eiweißwerte sind beispielsweise typisch, falls die Nieren nicht mehr richtig arbeiten. Als Hinweis auf eine Entzündung wird im Urin-Schnelltest neben einer erhöhten Zahl an weißen Blutkörperchen (Leukozyten) häufig Nitrit nachgewiesen. Nitrit ist ein indirekter Nachweis, dass Bakterien im Harntrakt vorkommen, wie zum Beispiel bei einer Nierenbeckenentzündung

Urinprobe: Welche Tests gibt es?

Es gibt eine Reihe von sehr spezifischen Urintests, bei denen zum Beispiel ein Botenstoff gemessen wird, der nur während einer Schwangerschaft produziert wird (beta-HCG), oder bei denen bestimmte Drogen im Urin nachgewiesen werden sollen. Urinproben werden jedoch in erster Linie dazu verwendet, um schnell und einfach erste Hinweise auf mögliche Erkrankungen zu erhalten. Es gibt verschiedene Testmethoden. Das sind die wichtigsten:

Jemand, der lilafarbene Gummihandschuhe trägt, hält einen Urinteststreifen in einen Becher mit Urin, diverse Teststreifen liegen verteilt auf dem Tisch.

© iStock / Lothar Drechsel

Ein Urin-Schnelltest gibt binnen weniger Minuten Auskunft darüber, ob bestimmte Stoffe im

Urin-Schnelltests

Sogenannte Urin-Schnelltests werden häufig bei Routineuntersuchungen in Arztpraxen angewandt. Sie messen die Konzentration verschiedener Substanzen im Urin, zum Beispiel den pH-Wert, den Eiweißgehalt, Glukose, Nitrit, Keton sowie das Vorkommen roter und weißer Blutzellen. Hierbei wird ein Teststreifen in den Urin gehalten, woraufhin sich verschiedene Felder auf dem Streifen verfärben, die der Arzt oder die Ärztin mit der Beispielskala auf der Testverpackung vergleicht. Die Art der Färbung bei der Auswertung zeigt an, ob die Werte im Normalbereich liegen oder weitere Untersuchungen notwendig sind.

Urin-Status

Der Urin-Status wird meist erhoben, wenn eine tiefergehende Untersuchung erforderlich ist oder wenn der Urin-Schnelltest auffällig war. Die Probe von diesem Urintest wird im Labor untersucht, was etwas aufwendiger ist. Hierbei begutachten die Fachleute neben den Werten, die bei einem Schnelltest ausgewertet werden, auch die Klarheit, Farbe und Konzentration des Urins. Außerdem beurteilen sie vorhandene Bakterien und Zellen beziehungsweise deren Bestandteile unter dem Mikroskop.

Urinkultur

Eine Urinkultur ist ein spezieller Urintest, über den sich eine bakterielle oder sehr selten auch Pilz-Infektion abklären lässt. Hierfür werden in einem Labor Nährboden-Plättchen mit Nährboden in eine Urinprobe getaucht. Konkret handelt es sich dabei um kleine Behälter aus Kunststoff, in denen sich ein Nährboden befindet, so dass Bakterien und Pilze – sofern im Urin vorhanden – sich gut vermehren können. Diese Urinkultur wird in einem sogenannten „Brutschrank“ gelagert. Dies ist ein Wärmeschrank, in dem optimale Bedingungen zur Vermehrung von Zellkulturen und damit auch von Bakterien und anderen Organismen vorliegen. Falls sich Bakterien oder Pilze in der Urinprobe befinden, wachsen diese dann ungehindert auf den Plättchen zu Kolonien heran. Ist der Erreger dann bekannt, kann die Ärztin oder der Arzt das passende Antibiotikum verschreiben.

Urinprobe abgeben: Worauf muss ich achten?

Voraussetzung für einen aussagekräftigen Urintest ist eine sorgfältig gewonnene Urinprobe. Folgen Sie dafür unbedingt den Anweisungen des Arztes oder der Ärztin. In der Regel sollten Sie den Mittelstrahlurin verwenden. Dabei wird der erste Teil des Urins verworfen und erst der zweite „Schwung“ in einem Becher aufgefangen. So wird verhindert, dass Keime aus dem Schambereich mit in die Probe gelangen..

Frauen, die zum Zeitpunkt des Urintests schwanger sind oder ihre Menstruation haben, sollten dies in der Arztpraxis mitteilen.

Darüber hinaus wird der Arzt oder die Ärztin Ihnen sagen, zu welcher Tageszeit Sie die Urinprobe entnehmen müssen:

  • Erster Morgenurin: Der erste Urin des Tages ist besonders hoch konzentriert und eignet sich gut, um zum Beispiel die Eiweißwerte, eine mögliche Bakterieninfektion oder eine Schwangerschaft abzuklären.
  • Zweiter Morgenurin: Der zweite Urin des Tages ist nicht mehr so stark konzentriert und wird unter anderem verwendet, um den Blutzucker zu messen.
  • Spontanurin: Dies bezeichnet eine Urinabgabe ohne zeitliche Vorgaben oder besondere Vorbereitungen wie sie zum Beispiel für den Nachweis einer Chlamydien-Infektion notwendig ist.

Sammelurin: Der Sammelurin umfasst sämtlichen Harn eines 24-Stunden-Zeitraums. Hierbei wird zum Beispiel erfasst, wie viel Eiweiß eine Person innerhalb eines Tages ausscheidet. 

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