Lexikon

Risikoselektion

Die Einführung des weithin unbeschränkten Krankenkassenwahlrechts durch das 1993 in Kraft getretene Gesundheitsstrukturgesetz (GSG)  bedeutete eine bewusste Entscheidung des Gesetzgebers für verstärkten Wettbewerb zwischen den Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).

Ein zentrales Merkmal der GKV ist das Solidaritätsprinzip Das Solidaritätsprinzip ist ein Strukturmerkmal der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV): Die… . Danach gibt es im Unterschied zur privaten Krankenversicherung (PKV) keine risikoäquivalenten Beiträge, die - je Versicherten nach Alter und Gesundheitszustand differenziert - das individuelle Krankheitskostenrisiko abbilden. Wenn es in einem wettbewerblichen Krankenversicherungssystem mit solidarischer Finanzierung - also ohne risikoäquivalente Beitragskalkulation - keinerlei Kompensation von unterschiedlichen Ausgabenrisiken der Versicherten gibt, besteht für die Krankenkassen ein unmittelbarer ökonomischer Anreiz, sich vorrangig um solche Versicherte bzw. Versichertengruppen zu bemühen, bei denen ein positives Verhältnis zwischen Beitragszahlung und Leistungsausgaben besteht (positiver Deckungsbeitrag oder "gutes Risiko"), während Versicherte bzw. Versichertengruppen mit negativen Deckungsbeiträgen ("schlechte Risiken") eher als unerwünscht gelten.

Gezielte Auswahlprozesse zur Verbesserung der Risikostruktur einer Krankenkasse werden als Risikoselektion bezeichnet. Dabei wird gelegentlich zwischen "aktiver" oder "passiver" Risikoselektion unterschieden, je nachdem, ob der Selektionsprozess auf ein aktives Engagement der Krankenkasse oder auf das Wahlverhalten der Versicherten ("Selbstselektion") zurückzuführen ist. In beiden Fällen wäre der Krankenkassenwettbewerb insoweit gestört, als (Zusatz-)Beitragsunterschiede zwischen den Kassen kein unverzerrtes Preissignal für funktionalen Kassenwettbewerb um mehr Qualität ist ein zentrales Versorgungsziel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Rahmen der… und Wirtschaftlichkeit der Gesundheitsversorgung mehr aussenden würden.

Das zentrale Instrument, um Anreize in der GKV zu einer sozial- wie gesundheitspolitisch unerwünschten Risikoselektion der Krankenkassen zu minimieren, ist der Risikostrukturausgleich (RSA). Seit 2009 wird der RSA im Rahmen des neu geschaffenen Gesundheitsfonds Der Gesundheitsfonds wurde durch das 2007 verabschiedete GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz eingeführt.… unter Verwendung direkter Krankheitsindikatoren durchgeführt. Damit werden in der GKV bei weiterhin solidarischer Finanzierung risikoäquivalente Beiträge simuliert, die die Anreize zu unerwünschter Risikoselektion gegen alte, kranke, einkommensschwache und kinderreiche Versicherte weitgehend beseitigen und die Kassen damit zugleich auf solche Handlungsfelder verweisen, die sich für die gesamte GKV als vorteilhaft erweisen.