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So halfen wir beim Corona-Krisenmanagement

In der Hochphase der Corona-Pandemie benötigten viele Berliner Pflegedienste dringend Unterstützung. AOK-Pflegeexpertin Anne Kaeks half - als Leiterin des Kriseneinsatzteams ambulante Pflege beim Berliner Senat.

Das Coronavirus kennt keinen Feierabend. An einem Abend im Winter 2020 klingelt bei Anne Kaeks das Telefon. Es ist gegen 20 Uhr, es meldet sich der Leiter einer Wohngemeinschaft mit schwerkranken Patient:innen, die rund um die Uhr beatmet werden müssen. Er klingt verzweifelt. Beim Standard-Test vor Dienstantritt in der Beatmungs-WG ist eine Pflegerin positiv auf Covid-19 getestet worden, erzählt er. Sie habe am Vortag mit anderen Pflegekräften zusammengearbeitet, könnte diese schon angesteckt haben. Doch beim Gesundheitsamt des zuständigen Bezirks erreicht der Pflegedienstleister niemanden mehr. „Was soll ich tun?“, fragt der Mann Anne Kaeks. „Und wenn ich mein Personal nun in Quarantäne schicken muss: Wer kümmert sich dann um unsere schwerkranken Patientinnen und Patienten?“

Anne Kaeks erinnert sich noch gut an dieses Telefonat in der Hochphase der zweiten Corona-Welle. Mehr als 1.000 neue Infektionen werden den überlasteten Berliner Gesundheitsämtern zu diesem Zeitpunkt gemeldet – pro Tag. Die Beatmungsbetten in den Hauptstadt-Krankenhäusern werden langsam knapp. Und kaum eine Berliner Pflegeeinrichtung bleibt von Corona verschont – trotz strikten Besuchsverboten für Angehörige. Es bricht vielen das Herz, was sich zu dieser Zeit in der Pflege abspielt.

Gefragt sind daher zupackende Krisenmanger:innen, die auch in Drucksituationen die Nerven und die Übersicht behalten. Anne Kaeks ist eine von ihnen.

Neun Monate aufreibender Erfahrungen – und sehr, sehr harter Arbeit

Zehn Jahre lang arbeitete Anne Kaeks selbst in der Pflege, eine Zeit lang auch in der Schweiz. 2015 wechselte sie als medizinische Fachberaterin zur AOK Nordost, inzwischen leitet die 36-Jährige die AOK Pflege Akademie. "Neue Herausforderungen sind immer auch eine Chance, zu wachsen", sagt sie. Im Juli 2020, die Pandemie ist erst drei Monate alt, die Inzidenz noch niedrig, fragt sie ein Vorgesetzter: Könntest Du Dir vorstellen, im Corona-Krisenstab auszuhelfen? Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit hatte die AOK Nordost um Unterstützung gebeten. Die Pflegekassen tragen Verantwortung für die Qualität in den Pflegeeinrichtungen und bei den Pflegediensten. Das ist auch in der Pandemie sehr wichtig.

 Anne Kaeks kann Pflege, sie kann Projektmanagement und sie will in der Krise helfen. Also sagt sie zu. Sie und zwei weitere AOK-Kolleg:innen - Pflegeberaterin Wiebke Minowitz und Niederlassungsleiter Alexander Prahl – ziehen mit ihren Laptops in die Gesundheitsverwaltung um. Es beginnen neun Monate aufreibender Erfahrungen – und "sehr, sehr harter Arbeit", berichtet Anne Kaeks. "Die Bereitschaftsdienste an den Wochenenden, an Weihnachten und an Silvester haben wir uns geteilt. Das hat super funktioniert, weil wir bei der AOK ein tolles Verständnis dafür haben, wie wir kollegial miteinander umgehen."

Die Praktiker entwickeln Lösungen, um Ausbrüche schneller einzudämmen

Doch Anne Kaeks macht nicht nur viele Überstunden und oft erst spät Feierabend – sie gestaltet das Krisenmanagement so tatkräftig mit, dass sie schon bald zur Leiterin des Krisenstabs für ambulante Pflegedienste ernannt wird. Das Kriseneinsatzteam hat die Aufgabe, Pflegedienste dabei zu unterstützen, die Versorgung der Pflegebedürftigen aufrecht zu erhalten, wenn sich Personal mit Covid-19 ansteckt und deshalb ausfällt. Auch beim Ausbruchsmanagement soll das Einsatzteam unterstützen.

Damit die Krisenhilfe noch schneller und effektiver ablaufen kann, gibt Anne Kaeks den Anstoß für eine wöchentlich tagende Runde. Darin sitzen die stationären und ambulanten Kriseneinsatzteams, der Leiter der Abteilung Pflege und die Sprecherin der Berliner Amtsärzte zusammen – also die Praktiker:innen, die tagtäglich Corona-Ausbrüche managen. Diejenigen, die am besten wissen, was nicht rund läuft.

Gemeinsam schreiben sie einen Leitfaden für Pflegedienste und Pflegeheime, in dem sie Schritt für Schritt aufführen, was zu tun ist, wenn eine Pflegekraft oder ein:e Bewohner:in positiv auf Covid-19 getestet wird. „Dieser Leitfaden hing wenig später bei fast jedem Leiter eines Berliner Pflegedienstes im Büro“, sagt Anne Kaeks. Als sich herausstellt, dass sich viele Infektionen in Pflegeeinrichtungen durch mangelhafte Hygiene verbreiten, gestalten die Praktiker:innen mit Unterstützung der AOK Pflege Akademie eine Kitteltaschenkarte mit Hygieneregeln - und zwar mehrsprachig, um auch jene Pflege- und Reinigungskräfte zu erreichen, bei denen Schulungen an der Sprachbarriere scheitern. Die Karten stecken bald in vielen Kitteltaschen und sind auch für Angehörige jederzeit griffbereit.

Eine Pandemie lässt sich nur mutig, entschlossen – und gemeinsam besiegen

Das Coronavirus kennt keinen Feierabend. Aber wer gut vorbereitet und gut vernetzt ist, kann es effektiv bekämpfen. Als der Leiter der "Beatmungs-WG" zur Hochphase der Pandemie bei Anne Kaeks anruft, reagiert sie sofort: Sie vermittelt noch am selben Abend an die zuständige Amtsärztin, so dass die Kontaktnachverfolgung anlaufen kann. Zudem organisiert sie gemeinsam mit dem Gesundheitsamt eine Notbetreuung, so dass die Patient:innen gut versorgt über die Nacht kommen.

"Das war schnelles, professionelles Hand in Hand arbeiten", erinnert sich Anne Kaeks. Sie hat durch ihr Engagement im Corona-Krisenstab hautnah erfahren: eine Pandemie lässt sich nur mutig, entschlossen – und gemeinsam eindämmen Die AOK Nordost und Kolleg:innen wie Anne Kaeks haben dazu ihren Beitrag geleistet.