Anstieg um fast 30.000 Verordnungen von Magensäureblockern in Westfalen-Lippe
AOK warnt: Sinnvolle Therapie, aber Vorsicht bei der Langzeitbehandlung
Dortmund. Die Verordnungen von Magensäureblockern sind in Westfalen-Lippe wieder angestiegen. Das ergab eine aktuelle Auswertung der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… NordWest. Danach stellten die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im vergangenen Jahr insgesamt 3.380.221 Verordnungen über Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol aus. Das sind fast 30.000 Packungen mehr als ein Jahr zuvor (3.351.368 Verordnungen). Damit kommt es erstmalig wieder zu einem leichten Anstieg nach einer mehrjährigen rückläufigen Entwicklung. Magensäureblocker lindern Sodbrennen und schützen die Magenschleimhaut. Aber in der Langzeitanwendung können auch Gefahren lauern. „Immer mehr Studien zeigen bei einer Langzeitanwendung von Protonenpumpenblockern Zusammenhänge mit Infektionen, erhöhtem Frakturrisiko, Schlaganfällen, Demenz und weiteren Risiken. Deshalb ist es wichtig, dass diese Medikamente nur dann eingenommen werden, wenn die Magensäureproduktion gehemmt werden soll“, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest. Insgesamt gab die Gesetzliche Krankenversicherung In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind grundsätzlich alle Arbeiter und Angestellten… (GKV) in Westfalen-Lippe im vergangenen Jahr fast 65 Millionen Euro für diese Medikamentengruppe aus.
Protonenpumpenhemmer – sinnvoller ‚Magenschutz‘
Protonenpumpenhemmer hemmen die Produktion von Magensäure und gelten als Mittel der Wahl bei Sodbrennen (Reflux) und Magen-Darm-Geschwüren (Ulcera). Sie schützen auch die Magenschleimhaut bei Einnahme von magenschädigenden Medikamenten und werden daher auch als ‚Magenschutz‘ bezeichnet. Magensäureblocker gehören mit zu den am häufigsten verordneten Wirkstoffen. Im Ranking stehen sie auf Platz drei nach Blutdrucksenkern und Schmerzmitteln.
„Magensäureblocker sind sinnvoll, wenn sie medizinisch angezeigt sind“
Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest
Sicherer Umgang mit Magensäureblockern
Ob auf Rezept oder in der Selbstmedikation, Pantoprazol und Co gelten als wirksame, gut verträgliche und unbedenkliche Wirkstoffe. Daher werden sie auch gerne einfach weiter verordnet oder eingenommen. Häufig erhalten sie Einzug in die Dauertherapie eines Patienten, wenn eine Behandlung nach einem Krankenhausaufenthalt ambulant weitergeführt wird. Aber gerade in der Langzeitanwendung könnten ernsthafte Gefahren lauern. „Magensäureblocker sind sinnvoll, wenn sie medizinisch angezeigt sind. Sie sollten aber nicht in die Dauermedikation gelangen, sondern abgesetzt werden, wenn die Indikation wegfällt“, betont Ackermann.
Denn bei zu langer Hemmung der Magensäureproduktion werden Nährstoffe nicht mehr so gut aufgenommen und Erreger durch die Magensäure nicht mehr abgetötet. Als Folge können Magen-Darm-Infektionen und Nährstoffdefizite auftreten. Da auch die Calciumaufnahme betroffen ist, kann auch das Osteoporose- und Frakturrisiko ansteigen. Ein Zusammenhang mit Nierenerkrankungen, Schlaganfällen und Demenz wurde auch gezeigt – hier sind die genauen Mechanismen aber noch nicht geklärt. Daher gilt, die Dosis von Magensäure-blockern so niedrig und die Therapiezeit so kurz wie möglich zu halten.
Vorsicht beim Absetzen
Allerdings ist es schwer, einen Protonenpumpenhemmer wieder abzusetzen. Denn häufig kommt es zu einem Rebound-Effekt mit zunächst überschießender Säureproduktion. Da dadurch die Schmerzen wieder größer werden, nimmt der Patient wieder seine Medikamente, da er meint, das Problem sei noch nicht gelöst. „Wichtig ist, Magensäureblocker immer auszuschleichen und nicht abrupt abzusetzen. Es dauert einige Zeit, bis sich die Magensäureproduktion wieder normalisiert hat“, so Ackermann.
Sodbrennen vorbeugen
Um gelegentliches Sodbrennen und saures Aufstoßen zu vermeiden, lässt sich mit einer Umstellung der Ernährung viel erreichen: Betroffene sollten auf üppige Mahlzeiten verzichten und stattdessen mehrere kleine über den Tag verteilt zu sich nehmen. Das entlastet den Magen und führt auf natürliche Weise dazu, dass sich die Menge an Magensäure reduziert. Meist hilft es auch, auf
spätes Abendessen und auf Lebensmittel zu verzichten, die die Säureproduktion erhöhen. Dazu gehören Kaffee, schwarzer Tee, kohlensäurehaltige Getränke, Fruchtsäfte sowie Süßes und Fettiges. Besonders starke "Magensäuretreiber" sind auch Alkohol, Nikotin und zu viel Stress.
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Foto: Einnahme von Magensäureblockern
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