Klima und Gesundheit – Zukunftsforum der Selbsthilfe Akademie Schleswig-Holstein erarbeitet Handlungsmöglichkeiten für Klima-Resilienz
Kiel. „Klima und Gesundheit“ lautete das Thema des diesjährigen Zukunftsforums der Selbsthilfe-Akademie Schleswig-Holstein. Aktive aus den Selbsthilfegruppen und -organisationen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Selbsthilfe-Kontaktstellen sowie Interessierte kamen heute in der Landesgeschäftsstelle des Paritätischen Schleswig-Holstein in Kiel zusammen, um sich zu informieren, auszutauschen und konstruktiv und kreativ Handlungsmöglichkeiten für mehr Klima-Resilienz zu erarbeiten.
„Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Gesundheit. Deshalb müssen wir jetzt handeln.“
AOK-Landesdirektorin
Klimawandel hat Auswirkungen auf die Gesundheit
„Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Gesundheit. Deshalb müssen wir jetzt handeln“, sagte AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Landesdirektorin Iris Kröner zu Beginn der Veranstaltung. Dem Thema Selbsthilfe komme dabei eine besondere Bedeutung zu. „Gerade Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen müssen in verstärktem Maße gesundheitliche Auswirkungen verkraften. Sie sind noch mehr gefordert, sich an den Klimawandel und seine Folgen anzupassen. Hier kann die gesundheitsbezogene Selbsthilfe mit ihren vielfältigen Angeboten unterstützen und die Gesundheitskompetenz der Betroffenen und deren Angehörigen stärken“, sagte Kröner.
Vulnerable Gruppen besonders belastet
Das unterstrich auch Birgitt Uhlen-Blucha, Referentin für Selbsthilfe beim PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein. „Aufgrund ihrer gesundheitlichen und sozialen Herausforderungen zählen die Menschen in der Selbsthilfe zu den vulnerablen Gruppen, die durch die klimatischen Veränderungen besonders belastet werden. Die Selbsthilfe in Schleswig-Holstein hat ein breites Spektrum an Maßnahmen zusammengetragen, um nach innen in die Gruppen, Organisationen und Kontaktstellen zu wirken, und ist sich ihrer Selbstwirksamkeit bei diesem herausfordernden Thema bewusst“, so Uhlen-Blucha. Es brauche Angebote für den Austausch über die psychischen Folgen des Klimawandels und es bedürfe mehr Bildungsangebote, um die komplexe Problematik zu verstehen. „Die Selbsthilfe will politisch mehr Einfluss nehmen und sich lokal und landesweit mit ihrer Forderung nach Beteiligung und Berücksichtigung der gesundheitlichen Belastungen durch den Klimawandel einbringen“, so Uhlen-Blucha.
Klimakrisen erfordern eine stärkere Resilienz
Wie sich der Klimawandel auf die Gesundheit global und lokal auswirkt, stellte Norbert Kamin, Referent von KLUG - Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit dar. Er sagt: „Ein gesundes Leben ist nur auf einem gesunden Planeten möglich. Die Häufigkeit und Intensität zunehmender Krisen erfordern eine stärkere Resilienz. Diese ist am besten erreichbar durch transformatives Handeln.
Auswirkungen von Extremwetterlagen auf Menschen
Der Blick auf die zum Teil unterschiedlichen Auswirkungen von Extremwetterlagen auf Menschen braucht eine genaue Betrachtung und angemessene Handlungen, wie Holger Westermann von menschenswetter veranschaulichte. Dabei spielen auch stadtplanerische und stadtökologische Konzepte eine Rolle. „Klimawandel bedeutet für chronisch kranke Menschen, dass sich die Wahrscheinlichkeit für Wetterlagen ändert, die Ausprägung und Häufigkeit ihre Symptome beeinflussen. Wissenschaftliche Studien messen die Wirkung des Klimawandels in Arztbesuchen, Krankenhauseinweisungen oder gar Todesfällen – doch für wetterempfindliche Menschen mit chronischen Erkrankungen sind schon schwächere Symptomverschlechterungen eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität“, betont Westermann.
Gemeinschaftliches Tun, um den Klimawandel abzumildern
Dass Ängste, Sorgen und Hilflosigkeit natürliche Reaktionen auf die wahrgenommenen Veränderungen sind und es wichtig ist, diese Gefühle zuzulassen, betonte Mareike Schulze von Psychologists/Psychotherapists for Future: „Die Gefühle, die wir zur Klimakrise entwickeln, sind gesund und angemessen angesichts der realen Bedrohung“, sagt die psychologische Psychotherapeutin. Gemeinschaftliches Tun, um den Klimawandel abzumildern, ist motivierend und hilft, den erforderlichen langen Atem zu behalten. „Jedes Darüberreden und jedes Darübernachdenken mit anderen Menschen hilft, die Verarbeitungstiefe dieses Themas zu stärken, eine emotionale Verknüpfung herzustellen und ins Handeln zu kommen“, sagte Mareike Schulze in ihrem Vortrag.
Kommunale Hitzepläne erforderlich
Die gemeinschaftliche Selbsthilfe ist krisenerprobt und handlungskompetent, um individuelle und insbesondere gemeinschaftliche Lösungen zu entwickeln. Denn das braucht es, um den klimatischen Veränderungen etwas entgegenzusetzen. „Um eine kollektive Klima-Resilienz zu erreichen, braucht es Impulse, Initiativen und Forderungen aus der Selbsthilfe, um politischen Einfluss zu nehmen, um kommunal Veränderungen anzustoßen oder zu unterstützen, zum Beispiel die Forderung nach kommunalen Hitzeplänen. Vereine und Kontaktstellen können Vorbilder für den Wandel zur klimafreundlichen Einrichtung werden. Ich freue mich daher, dass das Zukunftsforum in unseren Räumen stattfindet.“ so Prof. Dr. Melanie Groß, Verbandsratsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein.
Für weitere Informationen und Interviews kann der Kontakt zu den Referierenden hergestellt werden.
Birgitt Uhlen-Blucha, Selbsthilfe-Akademie 0431 5602 99, info(at)selbsthilfe-akademie-sh.de
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