‚Qualitätsmonitor‘ für NRW: Die meisten Herzinfarkte werden in Kliniken gut versorgt
Kritisch: Über 3.100 Behandlungen in Krankenhäusern ohne Katheterlabor
Dortmund. Patientinnen und Patienten mit Herzinfarkt werden in NRW in aller Regel gut versorgt. Grund: Von den 44.673 Herzinfarkt-Fällen im Jahr 2020 wurden 72 Prozent in Kliniken behandelt, die ein durchgängig verfügbares Katheterlabor vorhalten. Problematisch waren 3.189 Herzinfarkt-Behandlungen in Kliniken ohne Katheterlabor. Das zeigt das heute gestartete Online-Portal „Qualitätsmonitor“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), das neben der Herzinfarkt-Versorgung auch die Behandlung von Brust- und Lungenkrebs beleuchtet. „Jeder nicht optimal versorgte Fall ist einer zu viel. Patientinnen und Patienten müssen darauf vertrauen können, dass Behandlungen nur dort erfolgen, wo die bestmöglichen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Daher ist eine Konzentration komplexer Leistungen sinnvoll und notwendig, um die Behandlungsqualität zu verbessern und die Patientensicherheit zu erhöhen“, sagt AOK-Vorstandsvorsitzender Tom Ackermann.
Besonders ausgeprägt war das Problem der nicht adäquaten Herzinfarkt-Versorgung in Kliniken, die 2020 weniger als 25 Fälle behandelten. Nur jede siebte der 88 Kliniken in dieser Gruppe verfügte laut Qualitätsmonitor über ein durchgängig verfügbares Herzkatheterlabor. Von den insgesamt 1.167 Herzinfarkten in Kliniken mit diesen geringen Fallzahlen wurden 73 Prozent in Krankenhäusern ohne Herzkatheterlabor versorgt. Hingegen lag der Anteil in Kliniken mit mehr als 240 Herzinfarkt-Fällen pro Jahr bei null Prozent. „Bei einem Herzinfarkt ist höchste Eile geboten. Deshalb sollte möglichst auch innerhalb von einer Stunde eine Herzkatheter-Behandlung erfolgen. Und das am besten in einer Klinik, die über die nötige Routine und optimale Ausstattung verfügt. In Häusern, die nur selten Herzinfarkte behandeln, ist das leider häufig nicht sichergestellt“, sagt der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Chef. In einem Katheterlabor können Gefäßverschlüsse, die bei einem Herzinfarkt auftreten, optimal behandelt werden. Infarktpatienten sollten über den Rettungsdienst In Notfällen gewährleistet der Rettungsdienst lebensrettende Maßnahmen und den Transport kranker und… so schnell wie möglich ein Katheterlabor erreichen. Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt die Umgehung von Krankenhäusern ohne rund um die Uhr verfügbares Katheterlabor. „Eigentlich haben wir in NRW keinen Mangel an Herzkatheterlaboren“, betont Ackermann. So hatten 2020 insgesamt 128 der insgesamt 310 an der Versorgung beteiligten Kliniken in NRW ein durchgängig verfügbares Herzkatheterlabor.
23 Kliniken mit weniger als 25 Brustkrebs-OPs pro Jahr
Neben der Herzinfarkt-Versorgung beleuchtet der Qualitätsmonitor auch die Versorgung von Brustkrebsfällen. „Auffällig dabei ist, dass die vielfach kritisierte „Gelegenheitschirurgie“ weniger wird, aber immer noch ein relevantes Ausmaß hat“, berichtet Ackermann. So operierten 2020 insgesamt 23 der 128 an der Brustkrebs-Versorgung beteiligten Krankenhäuser in NRW weniger als 25 Brustkrebs-Fälle. Im Jahr 2016 waren es noch 32 Krankenhäuser. „Wenn pro Jahr nur 25 OPs durchgeführt werden, entspricht das etwa einem Eingriff alle zwei Wochen. Unter diesen Umständen kann nicht davon ausgegangen werden, dass es ein eingespieltes Team mit ausreichend Routine und eingespielten Prozessen gibt“, so Ackermann.
Knapp 40 Prozent der Brustkrebs-Versorger 2020 nicht als Brustkrebszentrum zertifiziert
Ein wichtiges Qualitätskriterium für eine optimale Brustkrebsbehandlung ist die Zertifizierung als Brustkrebszentrum. Der Qualitätsmonitor macht sichtbar, dass 2020 insgesamt 39 Prozent der an der Versorgung von Brustkrebs-Fällen beteiligten Kliniken in NRW nicht über ein Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) oder der Ärztekammer verfügten. Diese Krankenhäuser versorgten 12 Prozent der Brustkrebs-Fälle. Das Innovationsfonds Das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz vom 16. Juli 2015 gibt dem Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) den… -Projekt „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) hat aber kürzlich belegt, dass es einen Überlebensvorteil von 20 Prozent für Patientinnen mit Brustkrebs gibt, die in zertifizierten Zentren behandelt werden. „Das verdeutlicht, dass wir eine Konzentration von Krebsbehandlungen in spezialisierten Zentren mit geprüften Qualitätsstandards dringend brauchen. Hier sollten die Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene schnell handeln und die Behandlung der Brustkrebs-Patientinnen ausschließlich auf Krankenhäuser konzentrieren, die als Brustkrebs-Zentrum zertifiziert sind“, so Ackermann.
Das neue Online-Portal „Qualitätsmonitor“ ist abrufbar unter www.qualitaetsmonitor.de
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