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Virologe mahnt wegen Vogelgrippe zu Pandemie-Vorsorge

29.10.2025 2:30 Min. Lesedauer

Der Virologe Klaus Stöhr warnt vor einer neuen Pandemie im Zusammenhang mit der Vogelgrippe und mahnt zu umfassenden Vorsorgemaßnahmen. „Prinzipiell hat das H5N1-Virus alles, um eine Pandemie auszulösen“, sagte Stöhr der „Mitteldeutschen Zeitung“ von Mittwoch. Er verwies auf die weltweite Verbreitung des Virus mit rasant zunehmenden Möglichkeiten der sporadischen Übertragung auf Säugetiere und Menschen. „Dadurch steigt die Möglichkeit der Anpassung des Virus.“

Stöhr verglich die derzeitige Situation mit der Lage vor fast 100 Jahren. Damals sei das H1N1-Virus direkt vom Wassergeflügel auf den Menschen übergesprungen und habe mit der Spanischen Grippe die verheerendste Pandemie der jüngeren Geschichte verursacht.

Dem Experten zufolge hat das seit mehr als 20 Jahren kursierende Vogelgrippe-Virus H5N1 inzwischen eine „völlig neue Dimension“ erreicht. „Mittlerweile ist es weltweit verbreitet ohne Aussicht auf ein Verschwinden.“ Es gebe „unendlich mehr Möglichkeiten der Übertragung und Anpassung an den Menschen“, so der Virologe. Diese Gefahr sei nicht zu unterschätzen. Übertragungen auf mehr als 48 Säugetierarten seien bereits nachgewiesen. Stöhr verwies darüber hinaus auf eigene Infektionsketten in hunderten Milchviehherden in den USA.

Der Wissenschaftler rief dazu auf, jetzt grundlegend Vorsorge für den Fall einer Pandemie zu treffen. Dazu gehöre es, Impfstoffe zu entwickeln, um einen möglichen Einsatz zu beschleunigen. Weltweit müssten die Pandemiepläne auf den neuesten Stand gebracht und die Überwachung von Tierbeständen verbessert werden. Der Wissenschaftler riet zudem dazu, epidemiologische Studien auf eine breitere Basis zu stellen, um mehr Erkenntnisse über Risikofaktoren oder die Anfälligkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen zu erlangen.

Der einstige WHO-Experte hält nach eigenen Worten eine Stallpflicht in Deutschland für sinnvoll, um Neuinfektionen beim Hausgeflügel zu reduzieren. Eine flächendeckende Impfung der Tiere sei als alleinige Maßnahme hingegen gegenwärtig eine Sackgasse, sagte Stöhr. Geimpfte Tiere würden dann zwar nicht krank, könnten das Virus aber weiterhin ausscheiden. Das Risiko für Menschen, sich zu infizieren, sei zurzeit extrem gering. Wer auf tote Tiere treffe, sollte sie nicht anfassen.

In Deutschland breitet sich die Vogelgrippe rasant aus. Betroffen sind vor allem Kraniche und Wassergeflügel, zunehmend aber auch Nutzgeflügel. Vielerorts müssen teils große Bestände gekeult werden. Um betroffene Betriebe werden Schutzzonen eingerichtet. Das Saarland verhängte heute als erstes Bundesland eine Stallpflicht. Überrascht wurden die Behörden davon, dass das Vogelgrippegeschehen in diesem Jahr vergleichsweise früh und damit außerhalb der typischen Wintermonate aufgetreten ist. In Deutschland sind bisher keine Übertragungen auf Menschen bekannt. (sev)

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