Antibiotika: So wenig wie nötig und so gezielt wie möglich
Antibiotikaverbrauch im Alb-Donau-Kreis etwa doppelt so hoch wie in anderen Landkreisen
Ulm. Die weltweite Zunahme von Antibiotika-Resistenzen gehört nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation Die WHO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die als Koordinationsbehörde der… WHO zu den größten Gefahren für die menschliche Gesundheit. Der Grund: Wenn diese Medikamente ihre Wirkung gegen Infektionen verlieren, können Krankheiten wieder gefährlich werden, die eigentlich schon als besiegt gegolten hatten.
Seit ihrer Entdeckung haben Antibiotika Millionen von Menschen das Leben gerettet. Sie wirken ausschließlich gegen bakterielle Infektionen wie beispielsweise Lungenentzündungen, Blutvergiftungen oder Blasenentzündungen. Gegen Erkrankungen, die durch ein Virus hervorgerufen werden, helfen Antibiotika hingegen nicht. Bei typischen viralen Infekten wie Erkältung, Bronchitis, Grippe oder Durchfall sollte deswegen auf sie verzichtet werden.
Antibiotika töten krankmachende Bakterien oder können ihre Vermehrung so weit hemmen, dass der Körper mit dem Infekt selbst fertig wird. Doch jeder Einsatz dieser Arzneimittel Nach der Definition des Arzneimittelgesetzes (AMG) sind Arzneimittel insbesondere Stoffe und… kann auch zum Verlust der Wirksamkeit führen: Die widerstandsfähigeren Bakterien überleben und vermehren sich; sie werden gegenüber dem Antibiotikum resistent. Weltweit nehmen diese Antibiotika-Resistenzen zu. Ein verantwortungsvoller Umgang beim gezielten Einsatz von Antibiotika wird daher immer wichtiger.
Laut Arzneimittel-Kompass 2022 sind Antibiotikaverordnungen in den Jahren 2020 und 2021 im Vergleich zu den Vorjahren erheblich zurückgegangen: Um 25 Prozent gegenüber der Vergleichsperiode 2017 bis 2019 und im Jahr 2021 erneut um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei den Antibiotika-Abgabezahlen schneiden in Baden-Württemberg alle Stadt- und Landkreise nahezu gleich ab (durchschnittlich 3,3 Tagesdosen je Versicherter) – mit einer Ausnahme: Der Antibiotikaverbrauch im Alb-Donau-Kreis ist etwa doppelt so hoch wie in anderen Landkreisen (6,1 Tagesdosen je Versicherter). Die Gründe hierfür sind momentan noch unklar.
Grundsätzlich sollten Antibiotika nie ohne Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung eine… eingenommen werden. Antibiotika, die anderen Personen verordnet wurden, sind tabu. Wichtig ist auch die richtige Einnahme: „Beachten Sie immer die verordnete Wirkstoffmenge und halten Sie die vorgeschriebenen Einnahmezeiten ein", sagt Jana Linsky, Geschäftsbereichsleiterin Medizin bei der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Baden-Württemberg. „Setzen Sie Antibiotika nicht selbstständig ohne Rücksprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt vorzeitig ab, sondern nehmen Sie ein Antibiotikum so lange, wie es verordnet wurde, auch wenn Sie sich schon vorher besser fühlen."
Häufig sind Antibiotika die einzige Möglichkeit, bestimmte bakterielle Erkrankungen zu therapieren oder schwere Krankheitsverläufe zu mildern. Gleichzeitig können sie aber auch Nebenwirkungen hervorrufen: Antibiotika wirken nicht nur auf Krankheitserreger, sondern auch auf die nützlichen Bakterien im Darm. Manche Menschen können deswegen mit Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchkrämpfen oder Durchfall reagieren. In seltenen Fällen sind auch allergische Reaktionen möglich.
Um die „Wunderwaffe“ Antibiotika im Kampf gegen bakterielle Infektionen nicht stumpf werden zu lassen, sind aus Sicht von Jana Linsky vor allem zwei Dinge wichtig, nämlich „der gezielte Einsatz des Medikaments in den Fällen, in denen er medizinisch notwendig ist, und die richtige Anwendung.“
Die AOK Baden-Württemberg setzt sich global für eine umweltorientierte Antibiotikaproduktion und für eine fachgerechte Produktion inklusive Entsorgung von Antibiotika ein. Denn multiresistente Keime, wie sie beispielsweise in belasteten Produktionsabwässern auftauchen, sind für Mensch und Umwelt ein ernstzunehmendes Problem.