Kreis Esslingen: Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen erreichen neuen Höchststand
Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating – eine Essstörung hat viele Gesichter. Laut einer aktuellen Auswertung der AOK Neckar-Fils sind die Fallzahlen seit der Corona-Pandemie vor allem bei Kindern und Jugendlichen gestiegen.
Esslingen. Insgesamt nahmen Behandlungen wegen Essstörungen bei AOK-versicherten Kindern und Jugendlichen von 2020 bis 2021 landesweit um knapp 18 Prozent zu. Im Kreis Esslingen stiegen sie im selben Zeitraum um 11,5 Prozent. Im Jahr 2021 waren dort 119 Mädchen und Jungen wegen einer Essstörung in ärztlicher Behandlung, 2019 waren es noch 101. Der höchste Anstieg von Essstörungen ist bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren zu beobachten.
Der Begriff Essstörung bezeichnet unterschiedliche Krankheitsbilder. Dazu zählen unter anderem Magersucht (Anorexie), Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa) sowie die Esssucht (Binge-Eating). Bei allen Formen handelt es sich um Verhaltensstörungen rund um das Essen mit oft schweren Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit. „Häufige Folgeerscheinungen bei der Anorexie sind Haarausfall, Ausbleiben der Menstruation mit beeinträchtigter Fruchtbarkeit, Blutarmut, Herzrhythmusstörungen und Osteoporose“, erklärt Dr. Alexandra Isaksson, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie bei der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Baden-Württemberg. Häufig treten bei Essstörungen auch psychische Begleiterkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Suchterkrankungen auf.
Über die psychologischen Hintergründe der gestiegenen Behandlungszahlen bei Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie gibt es laut der AOK-Ärztin verschiedene Hypothesen: „Diskutiert wird, dass ein Verlust der Tagesstruktur während der Pandemie und insbesondere während der Lockdowns begünstigend gewesen sein könnte, verbunden mit weniger Außenaktivität, die stattdessen den Fokus mehr auf Social-Media-Aktivitäten gelegt haben. Diese wiederum könnten vermehrt einen Anstoß in Richtung Körperoptimierung, Diäten und Workouts gegeben haben. Eine weitere Erklärung könnte sein, dass das gestörte Essverhalten eine Art Coping-Strategie ist, mit dem Gefühl von Kontrollverlust im Rahmen der Pandemie umzugehen.“
Dr. Isaksson geht aber davon aus, dass ein Anstieg in Behandlungsraten nicht mit einem erhöhten Vorkommen von Essstörungen gleichzusetzen ist. Stattdessen könne es auch ein Hinweis sein, dass die Symptomatik während der Pandemie offensichtlicher zutage trat und daher häufiger Hilfe in Anspruch genommen wurde. „Wichtig ist zu beobachten, ob die Behandlungsraten dauerhaft erhöht bleiben beziehungsweise ob tatsächlich auch die Rate der Neuerkrankungen gestiegen ist“, so die Ärztin.
Die Gefahren einer Magersucht werden von den Betroffenen selbst oft nicht wahrgenommen. Angehörige und Eltern sollten keine Vorwürfe oder Anschuldigungen machen, sondern Verständnis ausdrücken, um Betroffene dazu zu ermutigen, sich anzuvertrauen und sich frühzeitig behandeln zu lassen. Erste Anlaufstelle kann der Haus-, Kinder- oder ein Facharzt Will ein Arzt nach erfolgter Approbation eine Fachgebietsbezeichnung (zum Beispiel Arzt für… sein, sowie die anonyme Beratungshotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Die BZgA fördert durch praktische Gesundheitserziehung und -aufklärung das verantwortungsbewusste… : (0221) 89 20 31.
Gemeinsam mit den behandelnden Therapeuten wird individuell geprüft, wie Betroffene am besten unterstützt werden können, beispielsweise in Form einer ambulante Psychotherapie in Kombination mit einer Ernährungstherapie. Eine stationäre Therapie kann notwendig werden, wenn bei der Anorexie ein kritisches Untergewicht besteht oder auch wenn weitere psychische Störungen wie Depressionen, Angststörungen und starke Alltagseinschränkungen vorliegen.
Weitere Informationen für die Redaktionen
- Über Essstörungen und deren Behandlungsmöglichkeiten informieren auch die Internetseiten der BZgA (www.bzga-essstoerungen.de).
- Auch Die AOK Baden-Württemberg unterstützt durch ihre Beratungs- und Präventionsangebote aok.de/bw/ernaehrungsberatung und Angebote zur ambulanten Psychotherapie aok.de/bw/psychotherapie-ambulant.