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Medienerziehung: Mit diesen Tipps gelingt sie Eltern

Veröffentlicht am:29.06.2020

7 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 14.06.2021

Kinder kommen heutzutage schon früh mit der digitalen Welt in Berührung – eine frühe Medienerziehung durch die Eltern wird daher immer wichtiger. Nur so können Kinder einen gesunden Umgang mit Medien erlernen. Worauf es bei der Medienerziehung ankommt, erfahren Sie hier.

Eine Mutter schaut gemeinsam mit Ihrer Tochter etwas auf dem Smartphone an

© iStock / MStudioImages

Medien üben besonders auf Kinder eine starke Faszination aus: Spiele, Videos, Musik – all das lässt die kindliche Neugier aufflammen. Alles möchte entdeckt und ausprobiert werden. Dagegen spricht auch nichts, wenn Kinder einen verantwortungsvollen und kritischen Umgang mit Medien pflegen. Diesen müssen sie jedoch erst einmal erlernen. Eltern sind in Sachen Medienerziehung besonders gefragt.

Zwar wird in Schulen verstärkt Medienkompetenz vermittelt. Doch den Grundstein müssen Eltern schon früher legen. Sind Kinder erstmal in der Grundschule, werden sie auf dem Pausenhof schnell mit allem in Kontakt kommen, was Handys und das Internet zu bieten haben – Grund genug für Eltern, das Thema Medienerziehung zu Hause zur Priorität zu machen.

Was bedeutet Medienerziehung?

Medienerziehung ist ein pädagogischer Begriff, der die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten im Zusammenhang mit Medien beschreibt. Das ist heutzutage auch dringend notwendig. Immer mehr Schulen setzen auf digitale Lernplattformen, manche Hausaufgaben lassen sich ohne das Internet nicht erledigen und Messenger-Dienste sind ein wichtiges Medium für den Austausch mit Gleichaltrigen geworden. Eltern sollten Ihr Kind daher so früh wie möglich in die digitale Welt einführen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Kinder sicher in die Handywelt einzuführen?

„Papi, wann bekomme ich endlich ein Smartphone?“ Eine Frage, die bei Eltern häufig Unsicherheit auslöst. Denn sie wissen oft nicht genau, wann der richtige Zeitpunkt für das erste Smartphone ist.

Es ist eine belastende Vorstellung, dass das Kind in der Schule geärgert wird, weil es ohne Handy nicht dazugehört. „Generell werden Kinder nicht ausgeschlossen, weil sie irgendwelche Dinge nicht besitzen. Ein Kind, das gut in einen Freundeskreis eingebunden ist, wird deswegen nicht ausgegrenzt“, sagt Medienpädagogin Dr. Iren Schulz.

In Bezug auf die Smartphone-Nutzung sieht das allerdings anders aus. „In der Regel ist die geistige Entwicklung von Kindern erst mit elf Jahren so ausgereift, dass sie wirklich verstehen, was es mit Apps, Cybermobbing, Productplacement und so weiter auf sich hat und wie man damit richtig umgeht“, weiß Dr. Schulz. Erst dann ist ein eigenes Smartphone mit Apps und Internetfunktionen wirklich sinnvoll.

Frühzeitig ein Handy aus „Sicherheitsgründen“?

In einigen Fällen kommen Eltern der Frage ihre Kinder nach einem Smartphone aber sogar zuvor. So haben viele Angst, dass ihrem Kind auf dem Schulweg etwas zustößt – und statten es mit einem Handy aus. Doch das ist das falsche Motiv. „Es ist zwar absolut verständlich“, meint die Medienexpertin der Initiative „SCHAU HIN!“, selbst Mutter einer Tochter: „Aber Kinder brauchen Freiraum und Vertrauen, um selbstständig zu werden.“

Erst mit dem Elternhandy üben, dann das eigene erhalten

Dennoch ist es vollkommen okay, wenn Kinder bereits im Grundschulalter an die Nutzung eines Handys herangeführt werden – aber eben eingeschränkt und sicher, wie die Expertin betont. Das heißt, das Kind kann mal telefonieren oder eine SMS mit dem Gerät der Eltern schreiben. Dann lässt sich etwa halbjährlich eine weitere Anwendung hinzunehmen – je nachdem, was das Kind interessiert, etwa Spiele oder Fotografie.

„Das können Eltern von Beginn an eng begleiten und in Regeln einbetten“, empfiehlt Schulz. Bekommt das Kind dann ein eigenes Handy, sind zudem Sicherheitsapps oder passwortgeschütze Playstores wichtig.

„In der Regel ist die geistige Entwicklung von Kindern erst mit elf Jahren so ausgereift, dass sie wirklich verstehen, was es mit Apps, Cybermobbing, Productplacement und so weiter auf sich hat und wie man damit richtig umgeht. Erst dann ist ein eigenes Smartphone mit Apps und Internetfunktionen wirklich sinnvoll.“

Dr. Iren Schulz
Medienexpertin der Initiative „SCHAU HIN!“

Woher Eltern wissen, ob ihr Kind wirklich reif für ein Smartphone ist?

Dafür gibt es eine Checkliste zur Orientierung. Der Tipp von Dr. Schulz: „Am besten setzt man sich gemeinsam in Ruhe hin, um die Fragen zu beantworten und alles zu erklären.

So kann man dem Kind mit klaren Argumenten begegnen, damit es nicht heißt „Papi verbietet immer alles – aber ohne Grund“.

Mutter und Tochter sitzen gemeinsam am Laptop.

© iStock / LucidSurf

Setzen Sie auf feste Bildschirmzeiten

Eine Frage, die Eltern im Zusammenhang mit Medien am meisten umtreibt: Wie viel Bildschirmzeit am Tag ist in Ordnung? Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat für jede Altersgruppe Empfehlungen für die tägliche Höchstdauer der Mediennutzung herausgegeben:

  • 0 bis 3 Jahre: maximal 10 Minuten
  • 3 bis 6 Jahre: maximal 30 Minuten
  • 6 bis 10 Jahre: maximal 60 Minuten

Diese Richtwerte können von Kind zu Kind variieren. Wie viel Zeit Ihr Kind im Internet oder vor dem Fernseher verbringen darf, hängt nicht nur vom Alter ab.

Andere Faktoren, die eine Rolle spielen, sind etwa die Qualität des Medienangebots sowie der Entwicklungsstand und das Naturell des Kindes. Zeigt Ihr Kind Zeichen der Überforderung und Reizüberflutung – ist es überdreht oder gar aggressiv – ist eine Kürzung der Zeit anzuraten. Generell empfiehlt es sich, anhand der Reaktion und der Stimmung des Kindes über die Bildschirmzeit zu entscheiden.

Am besten, Sie legen die Zeiten gemeinsam in einem Wochenplan fest. Hat der Film oder das Spiel länger gedauert, bleibt der PC einfach am nächsten Tag aus.

SCHAU HIN!

Mehr Aufmerksamkeit für das, was Kinder mit Medien machen

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat einen Medienratgeber entwickelt, der Eltern und andere Erziehende über Neuigkeiten und mögliche Gefahren informiert. Die AOK ist Partner dieser Initiative. „SCHAU HIN“ beantwortet Fragen, gibt Orientierung und konkrete alltagstaugliche Tipps für kompetente Mediennutzung: schau-hin.info.

Versorgen Sie Ihr Kind mit Informationen

Vor der Praxis kommt die Theorie: Es genügt nicht nur zu wissen, wie man chattet oder ein Video auf YouTube öffnet. Kinder sollten auch mit allen wichtigen Begriffen und Informationen versorgt werden. Nehmen Sie sich Zeit, um Ihr Kind über Medien aufzuklären: Wie funktionieren Suchmaschinen? Warum kann das Internet auch gefährlich sein? Und was sind soziale Netzwerke? Verfügt Ihr Kind über das begriffliche Handwerkszeug, kann es seine Erfahrungen mit dem Internet besser einordnen – ein wichtiger Schritt hin zu einem kritischen Umgang mit Medien.

Stellen Sie Regeln auf

Eltern sollten mit ihren Kindern Vereinbarungen für den Mediengebrauch treffen und feste Regeln aufstellen:

  • Welches Gerät darf das Kind wann, wie lange und wo benutzen?
  • Ist es dem Kind erlaubt, seine Medienzeit selbstständig zu gestalten?
  • Und wie sieht es mit einem Tablet fürs Kind aus, damit es seine Hausaufgaben erledigen kann?
  • Wichtig ist nicht nur, Fragen zu klären und Regeln aufzustellen, sondern diese dem Kind auch klar zu kommunizieren und sie zu begründen. Nur so können Sie erreichen, dass Ihr Kind die Regeln akzeptiert.

Übernehmen Sie eine Vorbildfunktion

Ob sich Ihr Kind an die Regeln hält und einen kritischen Umgang mit Medien erlernt, hängt auch vom Verhalten der Eltern ab. Gerade bei der Mediennutzung ist das elterliche Vorbild wichtig. Sie greifen öfter mal zum Handy, um sich lustige Katzenvideos anzugucken? Ihr Kind wird Sie nachahmen. Sie schalten gerne mal den Fernseher oder das Radio an, einfach nur um ein Hintergrundgeräusch zu haben? Dann wird es Ihr Kind schwerer haben, seinen Medienkonsum zu regulieren. Überprüfen Sie daher ihren eigenen Umgang mit Medien, damit Sie Ihrem Kind nicht nur sagen, sondern auch zeigen können, wie es richtig geht.

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Sorgen Sie für Sicherheit im Netz

Nicht kindgerechte, verstörende Inhalte, Mobbing oder unerwünschte Kontakte – das Internet bringt viele Gefahren mit sich. Dem Kind die Nutzung des Internets komplett zu verbieten, würde ihm jedoch die Möglichkeit nehmen, sich eine der wichtigsten Kulturtechniken unserer Zeit anzueignen. Stattdessen sollten Sie dafür sorgen, dass Ihr Kind sicher im Netz unterwegs ist. Durch Jugendschutzfilter, spezielle Softwares und kindgerechte Suchmaschinen können Sie Ihr Kind vor nicht-altersgemäßen Inhalten schützen.

Die Kindersuchmaschine „fragFINN“ bietet jungen Internetnutzern größeren Schutz als klassische Suchmaschinen. Sie spielt pädagogisch geprüfte Inhalte aus und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend empfohlen.

Die Kindersuchmaschine „Blinde Kuh“ verhindert ebenfalls, dass Kinder auf unangemessene Seiten stoßen. Zu dem jeweiligen Suchbegriff werden nur geprüfte Kinderseiten angezeigt.

Weiterführende Infos zum Thema

Seien Sie Ansprechpartner für Ihr Kind

Sicherheit spielt aber nicht nur im Internet eine große Rolle, sondern auch – im weiteren Sinne – bei allen anderen Medien. Szenen in einem Film können verstörend sein oder ein Videospiel das Kind überfordern. Wie sich das verhindern lässt? Lassen Sie Ihr Kind nicht allein, wenn es eine neue Sendung oder ein neues Spiel konsumiert. Begleiten Sie Ihr Kind beim Medienkonsum und bieten Sie sich als Ansprechpartner an. Reden Sie zudem mit Ihrem Kind über Erlebnisse und Eindrücke, die es im Internet sammelt.

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Entscheiden Sie, ob Ihr Kind eigene elektronische Geräte braucht

Um den Umgang mit Medien zu erlernen, ist es nicht unbedingt notwendig, dass Kinder schon von klein auf über eigene Geräte verfügen. Ein eigenes Handy kann im Notfall aber sehr nützlich sein, falls Sie Ihr Kind zum Beispiel einmal nicht pünktlich abholen können. Die Entscheidung hängt letztendlich von den familiären Umständen und der Reife des Kindes ab.

Achten Sie auf einen Ausgleich zum Medienkonsum

Sorgen Sie von Anfang an dafür, dass der Medienkonsum Ihres Kindes nur einen kleinen Teil des Alltags einnimmt. Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind „analoge“ Freizeitaktivitäten nicht vernachlässigt und es einen Ausgleich durch Sport, Lesen und kreative Beschäftigungen hat. Außerdem hilft es, wenn das Kinderzimmer frei von elektronischen Geräten ist. So lernt Ihr Kind, dass Medien nicht jederzeit verfügbar sind.

Auf diese Weise wird Ihr Kind irgendwann in der Lage sein, seine Nutzung von Spielen, Videos und Co. selbstständig zu regulieren. Denn schließlich geht es in der Medienerziehung um genau das: Kinder sollen sich Medien aneignen, ohne von ihnen eingenommen zu werden.

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