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Haut & Allergie

Wie wirkt sich Stress auf die Haare aus?

Veröffentlicht am:08.12.2020

7 Minuten Lesedauer

Haarausfall betrifft nicht nur Männer, sondern auch zunehmend Frauen. Stress spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Wie kann man den Haarausfall stoppen und was sind effektive Mittel gegen Stress? Hier finden Sie Antworten darauf.

Frauen leiden oft unter stressbedingtem Haarausfall

© iStock / PeopleImages

Was wissen Haare über Stress?

Haarausfall ist kein reines Männerproblem. Auch Frauen haben von Zeit zu Zeit damit zu kämpfen. Ist dies der Fall, wird die Mähne meist insgesamt lichter. Ärzte sprechen vom sogenannten diffusen Haarausfall und sehen ihn im Zusammenhang mit Stress häufiger. Doch was passiert nun genau bei Stress mit den Haaren? 

Zum einen schüttet der Körper vermehrt das Stresshormon Cortisol aus, welches das Haarwachstum hemmt. Zum anderen erhöht sich die Anzahl der Nervenfasern, die jeden Haarfollikel umgeben. Über diese Nervenfasern werden verschiedene Botenstoffe, zum Beispiel Neuropeptide, freigesetzt. Diese Stoffe reizen Abwehrzellen (unter anderem die sogenannten Mastzellen).

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Es kommt zu einer neurogenen Entzündung und Zellen sterben vermehrt ab. Die Folge: Haarausfall. Diese entzündliche Reaktion kann sich auch als Juckreiz bemerkbar machen. Dass die Haare ausfallen, bemerkt man übrigens erst, wenn bereits etwa zehn bis 20 Prozent der gesamten Haarpracht fehlen. Manche sehen es sogar erst, wenn deutlich mehr Haare verloren gegangen sind.

Die gute Nachricht: Wenn die Belastung, und damit der Stress, vorbei ist, wächst das Haar auch wieder – häufig sogar kräftiger und stärker pigmentiert als vorher. Doch dafür müssen Betroffene zunächst herausfinden, was sie belastet, und eine Lösung dafür finden. Denn Haarausfall ist eines der vielen Alarmzeichen, mit denen der Körper signalisiert, dass etwas nicht stimmt.

Um andere Ursachen für den Haarausfall auszuschließen, ist zudem ein Besuch beim Hausarzt oder Dermatologen sinnvoll.

„Wenn der Betroffene körperlich oder seelisch leidet, sollte er sich Hilfe suchen.“

Prof. Dr. Eva Peters
Fachärztin für Dermatologie und psychosomatische Medizin

In schweren Fällen ist eine entsprechende Therapie also dringend zu empfehlen. Prof. Dr. Eva Peters ist Fachärztin für Dermatologie und Psychosomatische Medizin. Sie leitet das Psychoneuroimmunologie Labor an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Justus-Liebig-Universität in Gießen und weiß, welche Stress-Faktoren Haarausfall besonders begünstigen und was man dagegen tun kann.

Im Interview klärt sie auf, welche Therapiemöglichkeiten Betroffene haben.

Frau Peters, wann sollte Haarausfall behandelt werden?

Starker Haarausfall sollte vom Arzt abgeklärt werden

© iStock / triocean

Das Gefühl, belastet zu sein, ist entscheidend. Wenn der Betroffene körperlich oder seelisch leidet, sollte er sich Hilfe suchen. 

Welche Therapieoptionen gibt es?

Es gibt keinen Schuh, der für alle passt. Wichtig ist, dass ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt wird – das machen zum Beispiel die Fachärzte der Psychosomatischen Medizin. Es muss von Fall zu Fall geguckt werden, was denn das eigentliche Problem ist, und dann gibt es für das Problem in der Regel auch immer etwas, was es verbessert.

Der Haarausfall ist ein Indikator, eine Aufforderung, nach der Ursache zu suchen und gegebenenfalls etwas gegen den Stress zu tun. Symptome sind immer dazu da, uns auf Baustellen aufmerksam zu machen. Wenn es sich um Stress handelt, sollten Betroffene zunächst überlegen, um welche Art von Stress es sich handelt.

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Hier lässt sich beispielsweise zwischen kurzfristigem Lebensstress wie einer Prüfungsphase, ständig belastendem Alltagsstress oder schwerwiegenderen Problemen, wie traumatischen Erfahrungen in der Kindheit und ihren Folgen unterscheiden. Je nach zugrundeliegendem Problem gibt es unterschiedliche Ebenen, auf denen der Stress bearbeitet werden kann.

Die Therapieoptionen reichen von dem Erlernen einer Entspannungstechnik über Konfliktbewältigungstechniken und Verhaltenstherapie bis hin zur tiefenpsychologischen Therapie und Psychoanalyse.

Gibt es wirksame Medikamente?

Sie können zum Hausarzt gehen und sich zum Beispiel den Wirkstoff Minoxidil verschreiben lassen, und dann wird vielleicht auch das Haar wieder ein bisschen mehr. Aber der Konflikt mit Ihrem Ehemann, der Sie dazu gebracht hat, Dauerstress zu haben, ist kein Stück bearbeitet. Denn beim Haarausfall gibt es nie nur eine Ursache und eine Heilung. Es muss sehr viel berücksichtigt werden, um wieder eine optimale Situation herzustellen. 

Was raten Sie Betroffenen?

Sich zu trauen, das Thema anzusprechen und aktiv anzugehen. Wichtig ist dabei, dass man Gesprächspartner findet, die bereit sind, zuzuhören, und sich bemühen, das Problem zu verstehen. Jemand, der es einfach mit „Ist doch nicht so schlimm“ abtut, ist da keine Hilfe.

Ein erster Schritt könnte sein, mit Freunden oder Verwandten darüber zu sprechen. Ehrlich ansprechen: Ich habe das Gefühl, dass meine Haare dünner werden, und das macht mir große Sorgen, wie siehst du das? Es kann auch helfen, sich beim Hausarzt oder beim Dermatologen vorzustellen.

Kann keine befriedigende Erklärung gefunden werden und löst sich das Problem nicht, sollte man den nächsten Schritt in Richtung professionelle Hilfe gehen und die Möglichkeiten der psychotherapeutischen Angebote in Anspruch nehmen.

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Sollte ich meinen Haarverlust abklären lassen?

Sie haben den Eindruck, deutlich mehr Haare als noch vor drei Monaten zu verlieren. Zudem ist eines oder mehrere der folgenden Probleme so stark, dass es Sie vor allem bei der Arbeit und Ihren täglichen Verrichtungen belastet:

Beschwerden:
• Ich habe ein starkes Spannungsgefühl auf der Kopfhaut.
• Meine Kopfhaut juckt häufig.
• Ich habe plötzlich viel mehr Schuppen.
• Ich habe das Gefühl, dass Haut und Haare viel fettiger sind als sonst.
• Andere haben mir gesagt, dass sich meine Haare im letzten Vierteljahr stark verändert haben.

Haben Sie den ersten Satz und weitere Punkte mit Ja beantwortet? Dann kann es sein, dass der Haarausfall eine Ursache hat, die untersucht und gegebenenfalls behandelt werden sollte. Lassen Sie dies bitte unbedingt von einem Arzt abklären.

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