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Gesundheitsmagazin

Naturkosmetik

Natürlich Haare färben ohne Chemie

Veröffentlicht am:23.10.2020

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 22.02.2023

Einfach mal ein neuer Look mit einer neuen Haarfarbe. Wer kennt es nicht? Doch viele Haarfärbemittel schädigen das Haar. Welche natürlichen Alternativen es gibt und ob das Haarefärben genauso gut funktionieren wie mit Chemie, erfahren Sie hier.

Frau trocknet ihr Haar mit einem Handtuch ab.

© iStock / Drazen Zigic

Wie funktioniert Haare färben mit Chemie?

Um zu verstehen, wie Haare färben funktioniert, ist ein Blick auf den Aufbau von Haaren sinnvoll. Schaut man sich ein Haar unter dem Mikroskop an, fällt zunächst ein dunkler Strich ins Auge. Der sogenannte Markkanal (Medulla) zieht sich der Länge nach durch das gesamte Haar. Doch was dem Haar seine Farbe verleiht, ist die Faserschicht (Cortex), die um diesen luftgefüllten Kanal liegt, denn in ihren Zellen befinden sich Farbpigmente. Jedes einzelne Haar wird wiederum von einer Schuppenschicht (Cuticula) ummantelt, die es vor äußeren Einflüssen wie Wasser oder chemischen Substanzen schützt.

Um die Haarfarbe dauerhaft zu ändern, muss diese Schutzschicht aufgebrochen werden. Nur so können die Farbstoffe tief ins Haar eindringen. Deshalb kommen in der Regel alkalische Mittel wie Ammoniak zum Einsatz, die die Schuppenschicht aufquellen lassen und durchlässig machen. Wie in einem Schwamm bilden sich dabei viele kleine Zwischenräume im Haar – und es entsteht Platz für die zunächst noch farblosen Pigmentvorstufen.

In der inneren Faserschicht bilden diese mithilfe eines „Entwicklers“ in der Farbe (meist Wasserstoffperoxid) größere Farbmoleküle und verbinden sich mit dem Protein Keratin, dem Hauptbaustein der Haare. Auf diese Weise fest verankert, können sie nicht mehr ausgespült werden. Voraussetzung für die permanente Coloration ist, dass die Schuppenschicht anschließend wieder geschlossen wird. Daher wird nach dem Ausspülen der Farbe üblicherweise noch eine versiegelnde Kur aufgetragen.

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Häufiges Haarefärben mit Chemie greift das Haar an

Was sich als eine geniale Erfindung erwiesen hat und hoher Beliebtheit erfreut, hat aber auch eine Kehrseite. Wer in der Drogerie oder beim Friseur die herkömmlichen Haarfärbeprodukte wählt, der ahnt schon allein aufgrund des stechenden Geruchs beim Anmischen, dass es sich um einen Chemie-Cocktail handelt. In konventionellen Haarfärbeprodukten findet sich wirklich eine Reihe Chemikalien, die ein – zum Teil hohes – Potenzial für Nebenwirkungen haben, darunter Ammoniak, Peroxide, sogenannte PEG-Derivate oder das Färbemittel p-Phenylendiamin. Sie können Allergien auslösen und die Haut reizen.

In seltenen Fällen kann es sogar zu heftigen allergischen Reaktionen oder Verätzungen der Kopfhaut durch die Produkte kommen. Vor allem Menschen mit sensibler Haut oder einer Neigung zu Allergien haben ein erhöhtes Risiko für solche Reaktionen. In jedem Fall wird das Haar selbst geschädigt – und das umso mehr, je öfter es chemisch gefärbt wird.

Insbesondere Blondierungen setzen ihm schwer zu. Denn beim Bleichen werden die Farbpigmente zunächst aus den Haaren gelöst und schließlich durch synthetische ersetzt. Dabei verändert sich mit der Zeit die Struktur der Haare: Sie werden spröde, porös und verlieren an Dicke. Jede Anwendung greift das Haar weiter an – mit den glanzvollen sowie voluminösen Zeiten kann es dann bald vorbei sein.

Und auch die vermeintlich sanfteren Tönungen sind keine gesundheitlich unbedenkliche Alternative. Zwar dringen ihre auswaschbaren Farbpigmente nicht durch die Schuppenschicht hindurch tief ins Haar ein, aber meist kommen auch sie nicht ohne Substanzen aus, die für die Gesundheit problematisch sein können.

Eine Person färbt einer Frau im Bad die Haare mit einer Naturhaarfarbe.

© iStock / Edu Fersede

Viele Naturhaarfarben lassen sich Zuhause einfach in einer Schüssel mit heißem Wasser anrühren und anschließend leicht auftragen.

Haare färben ohne Chemie – mit Naturhaarfarben

Wer den Chemie-Cocktail vermeiden möchte, dem steht mittlerweile eine große Auswahl an pflanzlichen und natürlichen Haarfärbemitteln zur Verfügung. Vor allem zertifizierte Bio-Farben weisen eine hohe Qualität hinsichtlich der Inhaltsstoffe auf. Eingesetzt werden hochwertige Öle und Pflanzenextrakte, die nahezu jeden Farbwunsch erfüllen: Von Blond (Kamille, Rhabarber) über Hell- und Dunkelbraun (Indigo, Walnuss) bis hin zu rötlichen Reflexen (Henna, Rote Bete).

Sogar der eigene Naturton lässt sich mit Cassia, einer Art neutralem Henna, ganz leicht intensivieren. Nur extreme Typ-Veränderungen sowie starke Aufhellungen beziehungsweise Blondierungen sind nicht möglich. Und auch bei der Grauhaarabdeckung stoßen die natürlichen Farben – insbesondere beim Selbstfärben – häufig an ihre Grenzen. Naturhaarfarben wirken nämlich nur an der äußeren Schuppenschicht und dringen nicht „gewaltsam“ tief ins Haar ein. So werden aber auch seine Struktur und die in ihm vorhandenen Pigmente nicht angegriffen.

Die Naturhaarfarben sind häufig in Pulverform erhältlich und müssen mit heißem Wasser zu einem Brei angerührt werden. Durch die Wärme lösen sich nicht nur die Pigmente im Pulver, gleichzeitig wird auch die äußere Schuppenschicht des Haars schonend geöffnet, sodass die Pigmente langsam in sie eindringen können. Die Einwirkzeit ist mit bis zu zwei Stunden länger als bei chemischen Farben, und das Ergebnis hängt auch von der Haarbeschaffenheit ab. Für eine permanente Farbe ist in der Regel alle fünf bis sechs Wochen ein Nachfärben nötig.

4 Fragen zu Naturhaarfarben

Sind Naturhaarfarben für Haare immer pflanzlich?

Manche Hersteller verwenden die Bezeichnungen „pflanzlich“, „Bio“ oder „Natur“, obwohl sie umstrittene Inhaltsstoffe verwenden. Achten Sie beim Einkauf von Haarfärbemitteln insbesondere auf die Inhaltsstoffe p-Phenylendiamin (PPD), p-Toluylendiamin (PTD), p-Aminophenol und Resorcin. Diese haben ein hohes allergieauslösendes Potenzial.

Anhand von Siegeln wie „NATRUE“, „BDHI-Standard“ (BDHI: Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen), „ECOCERT“ oder „demeter“ können Sie zertifizierte und damit geprüfte Naturkosmetik erkennen. Doch auch bei rein pflanzlichen Bio-Produkten sind Unverträglichkeiten nicht ausgeschlossen.

Woran erkenne ich, ob ich allergisch auf die Haarfärbemittel reagiere?

Wer nach einem Hautkontakt mit Haarfarbe reagiert, leidet an einer sogenannten Kontaktallergie. Die Symptome können unter anderem Juckreiz, Hautrötungen, Schwellungen oder auch Bläschen sein, die auf der Kopfhaut, im Gesicht und auch an Hals und Nacken auftreten können. Wann die Symptome auftreten, hängt mit der Intensität der Allergie zusammen. Auch nach 72 Stunden können die Symptome kommen.

Natur auf Chemie beim Haarefärben – geht das?

Ja, das ist möglich. Unter Umständen hält die Pflanzenfarbe dann aber anfangs nicht so lange. Nach einer chemischen Haarfärbung wartet man am besten mindestens vier Wochen, bis man zur Pflanzenfarbe greift. So lassen sich Fehlfärbungen vermeiden. Wer nicht lange experimentieren möchte, geht am besten zu einem Friseur, der auf das Färben mit Pflanzenhaarfarben spezialisiert ist. Ihm gelingt oft auch die Grauhaarabdeckung.

Was brauche ich, um meine Haare zu färben?

Das meiste, was man zum Haarefärben benötigt, befindet sich in der Verpackung des Haarfärbemittels. Dazu gehören meist Handschuhe, die Färbemittel und gegebenenfalls eine Kur für die Nachbehandlung. Dazu brauchen Sie noch eine Schüssel zum Anrühren, einen Stilkamm und Haarklammern zum Trennen der Haare und einen Pinsel. Je nach Färbemittel benötigen Sie vielleicht noch (heißes) Wasser zum Anrühren – vor allem bei natürlichen Haarfarben. Sinnvoll ist es auch, ein altes Handtuch oder T-Shirt parat zu haben. Lesen Sie unbedingt gründlich die Anwendungshinweise des Haarfärbemittels, bevor Sie loslegen – dort können Sie auch nachlesen, was Sie noch zusätzlich zum Haarefärben benötigen.


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