Das Atmen wieder lernen

Nach einer schweren Erkrankung, die eine maschinelle Beatmung über viele Wochen notwendig gemacht hat, entwickelt sich die Atemmuskulatur zurück. Patienten verlieren die Fähigkeit, selbstständig zu Atmen. Spezialisierte Zentren helfen Betroffenen, das Atmen wieder zu erlernen.
Weaning
Das Atmen wieder lernen, indem Patienten von der Beatmungsmaschine entwöhnt werden, nennt sich im medizinischen Sprachgebrauch Weaning. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutete ursprünglich das Entwöhnen eines Säuglings vom Stillen[1], bevor es in die medizinische Fachsprache überging.
Qualitätsvertrag mit spezialisierten Zentren
In Sachsen und Thüringen schloss die AOK PLUS nun zwei bundesweit einzigartige Qualitätsverträge mit dem Klinikum Chemnitz und der Zentralklinik Bad Berka, mit dem Ziel maschinell beatmeten Patienten durch eine Entwöhnung wieder mehr Lebensqualität und Selbstbestimmung zu geben. Patienten, die invasiv beatmet werden, können am Alltag kaum oder gar nicht mehr teilnehmen. Als durch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) zertifizierte Weaningzentren verfügen die beiden Maximalversorger neben einer großen Leistungsfähigkeit und viel Erfahrung über ein besonders hohes Maß an Qualität bei der Entwöhnung.

„Studien zeigen, dass bis zu 60 Prozent der Patienten, die als nicht von der Beatmung entwöhnbar galten, in einem zertifizierten Weaning-Zentrum erfolgreich entwöhnt werden konnten. Hier zeigt sich deutlich, dass die Spezialisierung von Krankenhäusern die Behandlungsqualität und auch den Behandlungserfolg verbessert, ganz im Sinne der Patienten ist,“ erklärt Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK PLUS die besondere Zusammenarbeit mit den Kliniken.
Multiprofessionelle Teams
Es bedarf für den mitunter langwierigen Weg der Entwöhnung eines multiprofessionellen Teams mit viel Erfahrung: Ärzte, spezialisierte Atmungstherapeuten, Schwestern und Pfleger, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen und Sozialarbeiter leisten in den Kliniken täglich hoch professionelle, wertvolle Arbeit.
„Bei diesen Rahmenbedingungen kann es auch gelingen, Patienten von der maschinellen Beatmung zu entwöhnen, die in einem weniger spezialisierten Umfeld als nicht entwöhnbar gelten“, sagt Prof. Dr. med. habil. Stefan Hammerschmidt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin IV in Chemnitz. Dennoch kann je nach Dauer und Grund der Beatmung dieser Weaning-Prozess unterschiedlich schwierig sein.
Podcast erklärt Weaning
Dr. Michael Weber, Chefarzt der Klinik für Pneumologie Bad Berka, spricht im Podcast der Zentralklinik Bad Berka „Freche Fragen an Chefärzte“ mit Niels Tiersch, Referent für Qualitätstransparenz der AOK PLUS, darüber, für welche Patienten die Beatmungsentwöhnung in Frage kommt, wie die Entwöhnung umgesetzt wird und der Patient betreut wird. Aus Sicht der AOK PLUS werden in Thüringen zu viele Menschen unnötig beatmet und können in einem spezialisierten Zentrum entwöhnt werden, um wieder mehr Lebensqualität zu erfahren.
Wie funktioniert das Projekt?
Das Pilotprojekt der Kasse sieht unter anderem vor, dass Angehörige die Verlegung in ein zertifiziertes Weaning-Zentrum beantragen können, wenn der betroffene Patient länger als 14 Tage im Krankenhaus beatmet wird. Außerdem können Angehörige von intensivpflegerisch versorgten Patienten eine Begutachtung des Entwöhnungspotenziales beantragen. Zum Qualitätsvertrag gehören auch die medizinische und pflegerische Nachsorge bis zu einem Jahr nach dem Weaning. Damit sollen der Erfolg der Behandlung gesichert und eine adäquate Versorgung sichergestellt werden.
[1] Als Ernährungsform ist das als Baby-led-weaning bekannt und bedeutet frei übersetzt: „selbstbestimmte Beikosteinführung“.
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