Der Weg zur gesünderen Pflegeeinrichtung
Es sind Zahlen, die in der Branche Sorgenfalten auf die Stirnen treiben: Fast doppelt so viel Personal wie heute werden Pflegeeinrichtungen im Jahr 2040 benötigen, so der aktuelle Pflege-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Doch schon jetzt kämpft die Pflege mit einem teilweise akuten Fachkräftemangel. „Mehr Personal entlastet nicht nur die einzelne Pflegekraft, sondern lässt auch mehr Zeit für die Betreuung der Pflegebedürftigen“, erklärte jüngst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Um wieder mehr Bewerberinnen und Bewerber für Pflegejobs zu begeistern, soll der Beruf aufgewertet werden – darin sind sich alle Akteure einig.
„Es sind aber nicht einfach nur höhere Gehälter, die mehr junge Menschen für den Pflegeberuf begeistern könnten“, sagt Andreas Schmöller, Fachbereichsleiter Rehabilitations- und Pflegemanagement bei der AOK Baden-Württemberg. „Neben guten Arbeitsbedingungen und vernünftiger Entlohnung kommt es auch ganz wesentlich darauf an, dass Pflegefachkräfte in ihrem Arbeitsalltag aktiv darin unterstützt werden, gesund und leistungsfähig – und damit auch motiviert bleiben zu können.“ Denn der Personalmangel führt bei steigender Arbeitsbelastung durch immer mehr Patientinnen und Patienten fast zwangsläufig zu gesundheitlichen Beschwerden. Ständiger Zeitdruck, Überstunden, Überforderung – die Probleme im Dienst sind vielfältig. Die Ausfallzeiten von Beschäftigten in Pflegeberufen sind daher deutlich höher als im Durchschnitt. Zudem gibt es unter ihnen überdurchschnittlich viele Langzeitausfälle.
Davon betroffen sind auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Pflegeeinrichtungen. Weniger Personal bedeutet für sie zunehmende Einsamkeit – aber auch eine erhöhte Gefahr für die körperliche Gesundheit, wenn Pflegekräfte zu wenig Zeit für ihre Aufgaben haben und unter Stress stehen. Um die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen und gleichzeitig die Gesundheitsförderung für deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verbessern, hat die AOK Baden-Württemberg mit Prof. Dr. Wolfgang Schlicht, emeritierter Sport- und Gesundheitswissenschaftler der Universität Stuttgart, ein spezielles Konzept für Pflegeeinrichtungen konzipiert. Mit „PiP – Prävention in der Pflege“ bietet die AOK Baden-Württemberg, individuell auf die Rahmenbedingungen der Organisation abgestimmt, Optionen, Prävention nachhaltig zu etablieren und einen systematischen Gesundheitsförderungsprozess explizit in Pflegeeinrichtungen in Gang zu setzen, in denen diese Perspektive und aktive Unterstützung bisher nicht existierte – und in dieser Dimension ausschließlich von der AOK Baden-Württemberg konzipiert und umgesetzt wird. Dabei wird gezielt analysiert, welche Bedarfe und Bedürfnisse in den einzelnen Einrichtungen bestehen, um planvoll und zielgerichtet mit geeigneten Maßnahmen die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern.
„Unser vorrangiges Ziel ist es, Entscheider und Entscheiderinnen dazu zu befähigen, selbst passgenaue Angebote und organisatorische Maßnahmen für ein nachhaltiges betriebliches Gesundheitsmanagement in ihrer Einrichtung zu schaffen. Dies wirkt positiv auf Beschäftigte und Bewohner. Dabei unterstützen wir die Einrichtung im Aufbau eigener Expertise“, so Jutta Ommer-Hohl, Fachbereichsleiterin Gesundheitsförderung bei der AOK Baden-Württemberg. Nur wenn die Maßnahmen von Beginn an in den beruflichen Alltag integriert werden, entsteht nachhaltig auch mehr Lebensqualität.