Gesund für die Zukunft

Ob Online-Apotheke, Blutdruckkontrolle per Smartphone-App oder künstliche Intelligenz – unser Alltag läuft immer häufiger vernetzt und automatisiert ab. Die Auswirkungen der Digitalisierung sind auch in den Unternehmen deutlich zu spüren, das gilt insbesondere für das Gesundheitswesen. Denn neue Technologien und Virtualisierung bringen Veränderungen nicht nur für Versicherte mit sich. Auch die Beschäftigten sowie auch die Führungskräfte der Gesundheitsbranche müssen sich gleichfalls auf veränderte Abläufe sowie neue Aufgabenbereiche und Arbeitsfelder einstellen.
Für Unternehmen bedeutet der digitale Wandel, dass sie sich mit der grundsätzlichen Gestaltung ihres Kerngeschäfts und ihrer Unternehmenssteuerung befassen müssen. Denn aus der Digitalisierung folgt nahezu zwangsläufig eine digitale Transformation. Um sich für die zukünftigen Herausforderungen zu wappnen, hat die AOK Baden-Württemberg als Orientierungshilfe für ihre Beschäftigten und Führungskräfte eine digitale Agenda entwickelt und verschiedene Projekte und innovative Angebote ins Leben gerufen – als Basis für eine erfolgreiche agile und digitale Transformation.„Die AOK Baden-Württemberg ist weiterhin auf ihrem Weg zum führenden Serviceunternehmen – den digitalen Wandel sehen wir dabei als zusätzlichen Antrieb“, sagt Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg (bis 31.12.2019). „Wir entwickeln unsere digitalen Angebote entlang unserem Leitbild ,GESUNDNAH‘. Das Bedürfnis der Menschen nach Nähe und Präsenz wird wachsen, wenn die Digitalisierung zunimmt. Unser Ziel ist es, auf diesem Weg alle mitzunehmen – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Kundinnen und Kunden.“

1. Personal- und Unternehmensentwicklung
Veränderungen müssen aktiv gestaltet werden, ohne dass immer klar ist, wohin konkret die Veränderung führt. Dahinter steckt die Anforderung, dass Führungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer steigenden Komplexität und Ungewissheit umgehen und sehr agil und kundenorientiert interne Prozesse und Abläufe neu denken können müssen. „Selbstführung“ gilt als zentraler Schlüssel, um diese Herausforderungen zu meistern. „,Selbstführung‘ heißt vor allem, in Verbindung mit sich selbst zu kommen und unter Reflexion der eigenen Stärken und Schwächen seinen eigenen Weg zu gehen“, so Sven Busch, Fachbereichsleiter Personal-/ Unternehmensentwicklung bei der AOK Baden-Württemberg. „Dabei ist es wichtig, Selbstverantwortung zu übernehmen und zu sich zu stehen.“ Wer eine gute Verbindung zu sich selbst hat, agiert aus seiner Kraft heraus und ist wirksam. Deshalb setzt die AOK Baden-Württemberg auf eine nachhaltige Personal- und Unternehmensentwicklung, die es sich zur Aufgabe macht, Führungskräfte und Beschäftigte in eine verantwortlichere Haltung zu bringen. Im Fokus stehen dabei die Stärkung der Persönlichkeit sowie der stärkenorientierte Einsatz der Beschäftigten.
„Gerade im Zuge der Digitalisierung sind starke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig. Wir denken und leben die Digitalisierung deshalb vom Menschen her“, erklärt Sven Busch. „Das heißt: Wir nehmen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit auf den Weg der Weiterentwicklung, erwarten im Gegenzug aber auch die Entwicklungs- und Veränderungsbereitschaft jedes Einzelnen.“
Um die Veränderungsbereitschaft aller Beschäftigten zu fördern sowie mögliche Hemmschwellen und Ängste zu identifizieren und abzubauen, wurde ein gesamtunternehmerisch geführter, hierarchieübergreifender Dialog „Digitalisierung & Kultur“ initiiert. Dieser soll dabei helfen, den Transformationsprozess besser verstehen und mutig mitgestalten zu können. Gleichzeitig wurde das Angebotsportfolio der Personal-/Unternehmensentwicklung weiterentwickelt. Seminare, Workshops und modulare Programme helfen dabei, den Veränderungsprozess nachhaltig und nah an den Bedürfnissen zu unterstützen.
»Auf den Weg der Weiterentwicklung nehmen wir alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit.«
Sven Busch ist Fachbereichsleiter Personal-/Unternehmensentwicklung bei der AOK Baden-Württemberg

Big Picture „Karriere“
Mit einem neuen Karriereverständnis will die AOK Baden-Württemberg den Blick der Beschäftigten auf deren eigene Persönlichkeiten lenken. Sie sollen sich selbst reflektieren und herausfinden, welcher Weg zu ihren individuellen Stärken, Wünschen und Vorstellungen passt. Das soll ihnen helfen, selbstbestimmt ihren eigenen Karriereweg zu entwickeln und sich beruflich zu entfalten – passend zu den persönlichen Motiven und Stärken. Das Big Picture „Karriere“ beschreibt wertschätzend die besondere Charakteristik der Fach-, Projekt- und Führungskarriere und führt neben den Zugangsvoraussetzungen auch die Entwicklungsmöglichkeiten auf. „Eine Karriere bei der AOK Baden-Württemberg bedeutet, für sich selbst und das Unternehmen am richtigen Platz zu sein und persönliche Ziele mit Mut, Eigeninitiative und Stolz zu erreichen“, so Busch. „Das ist nicht nur ein gutes Gefühl für die Menschen, die bei uns arbeiten, sondern wertvoll auch für die Entwicklung des Unternehmens.“
»Wir wollen ausprobieren, anders mit Arbeit umzugehen, als wir es bisher gewohnt sind.«
Frank Böhriger ist Referatsleiter Personalkonzepte und Strategien bei der AOK Baden-Württemberg
2. PROJEKTHAUS & EXPERIMENTIERRÄUME
Neue Herausforderungen – gerade im Zeitalter der Digitalisierung – erfordern oft kreative Antworten. Um auch ihre Beschäftigten aktiv in die Zukunftsgestaltung miteinzubeziehen, hat die AOK Baden-Württemberg in Ludwigsburg das „Projekthaus 13“ eröffnet. Dort wurde in einer ehemaligen Produktionshalle, nach einem Entwurf des Architekturbüros blocher partners, ein „Labor“ für die Arbeit der Zukunft eingerichtet: ein riesiger Freiraum für Kreativität und New Work, also für agiles, innovatives Arbeiten.

Auf rund 1000 Quadratmetern bietet das „Projekthaus 13“ den AOK-Beschäftigten in sechs verschiedenen Zonen Impulse rund um die Themen Arbeiten, Bewegen, Austausch, Vernetzung, Freiraum und Rückzug. Bei Projekten, Kreativ-Workshops oder in interdisziplinären Arbeitsgruppen können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neue Arbeitsweisen erproben oder an konkreten Aufträgen arbeiten. Sie profitieren von kurzen Abstimmungswegen, multifunktionalen Arbeitszonen und Experimentierflächen. Mit dem „Projekthaus 13“ will die AOK Baden-Württemberg den Gedanken der Kreativwerkstatt weiterentwickeln, um eine kreative Unternehmenskultur zu fördern.
Arbeitswelt 4.0: Experimentierräume
Um neue Arbeitsweisen und Strukturen geht es auch bei den Experimentierräumen der AOK Baden-Württemberg. Anders als beim „Projekthaus 13“, in dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerhalb ihres Arbeitsplatzes hochmoderne Ansätze und Ideen entwickeln, steht bei den Experimentierräumen im Vordergrund, innovative und moderne Formen der Arbeit auszuprobieren. „In Pforzheim zum Beispiel wurden zwei Teams zusammengelegt und dabei eng begleitet mit dem Ziel, in Zukunft selbst organisiert zu arbeiten – also ohne Führungskraft“, erklärt Andrea Zielonka vom Fachbereich Personal der AOK Baden-Württemberg: „Das neue Team arbeitet zudem viel stärker virtuell zusammen, als es bisher in Servicebereichen üblich ist. Hier geben wir die Verantwortung, dass die Abläufe funktionieren, ebenfalls an das Team.“
Auch in Esslingen wird in einem Experimentierraum getestet, wie gut die Selbstorganisation des Teams im Arbeitsalltag funktioniert. In diesem Experimentierraum liegt die Besonderheit darin, dass die Führungskraft eine veränderte Rolle im Team einnimmt. Parallel will die AOK Baden-Württemberg den klassischen Acht-Stunden-Arbeitstag auf den Prüfstand stellen und in einem weiteren Experimentierraum den Fünf-Stunden-Tag testen. „Eine so kurze Arbeitszeit widerspricht eigentlich unserem Servicegedanken, deshalb gehen wir dieses Experiment im Backoffice an und probieren, anders mit Arbeit umzugehen als gewohnt“, sagt Frank Böhringer, Referatsleiter Personalkonzepte und Strategien bei der AOK Baden-Württemberg. „Dabei wollen wir sehen, wie das Team seine Abläufe und die Zusammenarbeit analysiert und neu organisiert, ohne dass Service und Qualität beeinträchtigt werden dürfen. Wir sind gespannt, welche Effekte auf verschiedene Faktoren wie Gesundheit, Kommunikation und Work-Life-Balance sich erzielen lassen.“ Wie bei den anderen Projekten und Innovationen sei auch hier entscheidend, dass die Kolleginnen und Kollegen von Anfang an mit einbezogen und an der Entscheidungsfindung als Expertinnen und Experten beteiligt werden. „Mit den Experimentierräumen wollen wir über die Arbeitsmodelle der Zukunft nachdenken und konkret ausprobieren, was für die AOK wo passen könnte, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Dafür trauen wir uns, auch ungewöhnliche Wege zu gehen“, so Böhringer.

3. DIGITALISIERUNG UND ETHISCHE ASPEKTE
Die Bereiche „Markt“ sowie „Versicherungs- und Beitragsmanagement“ hat die AOK Baden-Württemberg inzwischen automatisiert. Die Digitalisierung der restlichen Geschäftsprozesse im Bereich Versorgungsmanagement ist für das zweite Quartal 2020 geplant. „Routineaufgaben können schneller erledigt werden, und verbleibende Aufgaben werden interessanter und anspruchsvoller“, sagt Anita Ammon, Mitarbeiterin im Programm Digitalisierung bei der AOK Baden-Württemberg. Von größeren Datenströmen können auch Versicherte profitieren: „Mit einer effizienteren Verarbeitung der Daten können wir die Versorgung weiter verbessern und für bestimmte Krankheitsbilder den bestmöglichen Versorgungspfad aufzeigen“, so Ammon. „Hier ist uns stets wichtig, verantwortungsvoll mit den Daten unserer Versicherten umzugehen – auch im Hinblick auf die elektronische Patientenakte.“
Verantwortung im Sinne des Menschen
Bei allen Chancen, die der digitale Wandel bietet, haben Sicherheit und ein verantwortungsvoller Umgang mit Daten für die AOK Baden-Württemberg höchste Priorität. „Unsere digitalen Angebote müssen im Interesse der Versicherten sein und zugleich unseren Maßstäben von Qualität und Stabilität entsprechen“, erklärt Ralph Bulgrin, Fachbereichsleiter IT-Steuerung bei der AOK Baden-Württemberg. „Denn es geht nicht um Digitalisierung um ihrer selbst willen, sondern um das, was den Kunden nutzt.“
Trotz aller Veränderungen liegt der Fokus für die AOK Baden-Württemberg stets auf dem Menschen. Das gilt auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn auch wenn durch die Automatisierung mancherorts weniger Beschäftigte benötigt werden, baut die AOK Baden-Württemberg keine Stellen ab, sondern investiert in neue Fachkonzepte und eine stetig höhere Qualität ihrer Dienstleistung. „Wir steuern das Unternehmen um – wir steuern es in die Zukunft“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dr. Christopher Hermann (bis 31.12.2019). Auch neue Werkzeuge, Technologien oder künstliche Intelligenz würden ausschließlich im Sinne des Menschen genutzt: „Denn wir sind und bleiben Menschenfreunde.“
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Von Caroline Friedmann
Bildcredits: © Joachim Grothus für blocher partners