Nebenwirkungen lassen sich managen

Bei Herzkrankheiten kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz, und diese Medikamente können – wie alle Arzneimittel – Nebenwirkungen hervorrufen. Sie können, müssen aber nicht. Nebenwirkungen sind die Kehrseite der guten Wirkung, die man mit einem Medikament erzielen möchte. Sie kommen meist dadurch zustande, dass auch andere Organe oder Gewebe etwas von dem Wirkstoff abbekommen und darauf reagieren. In der Regel steigt das Risiko von Nebenwirkungen mit der verabreichten Dosis eines Medikaments. Das bedeutet andererseits, dass Nebenwirkungen eventuell allein schon dadurch verschwinden, dass der Arzt die Dosis reduziert. Sie selbst sollten das aber auf keinen Fall tun. Denn nur der Arzt kann entscheiden, wie weit er die Dosis herunterfahren kann, ohne die therapeutische Wirkung aufs Spiel zu setzen. Wenn die verträgliche Dosis nicht ausreichend wirksam ist, kann man auch zwei verschiedene Wirkstoffe miteinander kombinieren. Zur Blutdrucksenkung zum Beispiel werden ACE-Hemmer und Kalziumantagonisten kombiniert. So braucht man von den Einzelsubstanzen jeweils nur kleinere Mengen, was zu einer besseren Verträglichkeit beitragen kann.
Nicht alle Menschen reagieren gleich
Diese Regel sollten Sie unbedingt beherzigen: Falls Nebenwirkungen auftreten, verändern Sie die Behandlung niemals in eigener Regie. Und setzen Sie auf keinen Fall Medikamente eigenmächtig ab, denn ein Verlust der Arzneimittelwirkung kann böse Folgen haben. Gerade bei Herzkrankheiten ist das so, weil Funktionsstörungen des Herzens möglicherweise lebensbedrohlich sind. Sie sollten also bei Nebenwirkungen zeitnah Ihren Arzt aufsuchen. Entweder wird er die Dosierung verändern. Oder er wird die Behandlung auf ein anderes Medikament umstellen, das Ihr Herz genau so gut schützt, das Sie aber hoffentlich besser vertragen. Dies muss individuell ausgetestet werden. Denn nicht alle Patienten reagieren auf ein und dasselbe Medikament gleich. Für die erwünschte Wirkung gilt das ebenso wie für unerwünschte Effekte.
Was Patienten wissen sollten
Als Patient sollten Sie über die wichtigsten Nebenwirkungen Bescheid wissen, die bei den verordneten Medikamenten auftreten könnten. Am besten lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrem Apotheker darüber aufklären, mit welchen Nebenwirkungen zu rechnen ist. Wer eher ängstlich ist, sollte sich vielleicht nicht anhand des Beipackzettels über mögliche Nebenwirkungen informieren, denn das kann für unnötige Verunsicherung sorgen. Dort müssen nämlich alle – also auch sehr seltene – Nebenwirkungen aufgelistet werden, die jemals während einer Behandlung mit dem jeweiligen Medikament beobachtet worden sind. Andererseits kann der Beipackzettel erste Hinweise liefern, falls bei Ihnen im zeitlichen Zusammenhang mit der Medikamenteneinnahme neuartige Beschwerden auftreten. Die genaue Ursache sollten Sie immer zeitnah von einem Arzt abklären lassen.
Wichtig sind einerseits häufige und andererseits schwere Nebenwirkungen. Schwere Nebenwirkungen sind seltene Ereignisse. Wenn eine Erkrankung allerdings sehr bedrohlich ist und keine besser verträglichen Therapiealternativen zur Verfügung stehen, ist man mitunter gezwungen, das Risiko ernster Nebenwirkungen in Kauf zunehmen. In einem solchen Fall wird der Arzt den Patienten engmaschig kontrollieren, um bei ersten Anzeichen unerwünschter Reaktionen gleich handeln zu können.
Herzmedikamente: Diese Nebenwirkungen können auftreten
Herzpatienten leiden häufig unter zu hohem Blutdruck und werden mit Blutdrucksenkern behandelt. Zum Einsatz kommen in erster Linie ACE-Hemmer, Sartane, Kalziumantagonisten und Betablocker. Die Gabe dieser Medikamente zielt hauptsächlich darauf ab, den Druck und den Widerstand in den Gefäßen, z. B. durch Gefäßerweiterung, zu senken und so das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfällen zu reduzieren. Als Nebenwirkung können unter allen Blutdrucksenkern Schwindel und Benommenheit auftreten. Der Grund ist eine zu starke Absenkung des Blutdrucks, wobei die Blutdruckwerte, auf die ein Mensch mit diesen Nebenwirkungen reagiert, individuell unterschiedlich sind. Es ist deshalb sinnvoll, sich langsam an die optimale Dosis heranzutasten. Deshalb beginnt die Behandlung meist mit einer niedrigen Dosis, die dann Schritt für Schritt erhöht wird.
Abgesehen von Nebenwirkungen, die durch die Blutdrucksenkung zustande kommen, gibt es noch typische Nebenwirkungen der einzelnen Wirkstoffklassen. ACE-Hemmer als Beispiel verursachen bei rund 10 von 100 Behandelten einen lästigen trockenen Reizhusten. Die betroffenen Patienten werden meist auf ein Medikament aus der Gruppe der Sartane umgestellt, die einen ähnlichen, aber doch etwas anderen Wirkmechanismus als ACE-Hemmer haben. Eine weitere – seltene – Nebenwirkung von ACE-Hemmern ist das Angioödem, eine allergische Reaktion, bei der Haut und Schleimhäute anschwellen. Dazu sollten Sie vor allem wissen, dass es bei einer Schleimhautschwellung im Bereich von Rachen und Kehlkopf zu bedrohlichen Atemproblemen kommen kann. Bei ersten Anzeichen sollten Sie umgehend den Notarzt verständigen. Unter Sartanen kommen Angioödeme ebenfalls vor, das Risiko ist aber noch geringer als unter ACE-Hemmern. Sartane gelten als besonders gut verträglich, es fehlen aber zu diesen Medikamenten – im Unterschied etwa zu ACE-Hemmern – noch Langzeitstudien, die ihren Nutzen mit Blick auf Herzinfarkt und andere Hochdruckfolgen dokumentieren.
Unterm Strich ist festzuhalten
Der Nutzen von ACE-Hemmern überwiegt die Risiken bei weitem. Abgesehen vom Bluthochdruck haben sich ACE-Hemmer bei Herzschwäche als wertvolle Medikamente erwiesen. Sie dämpfen ein Hormonsystem, das bei Herzinsuffizienz eine entscheidende Rolle spielt, und sind deshalb in der Lage, die Erkrankung auszubremsen. Oft werden ACE-Hemmer in Kombination mit Diuretika angewendet, die die Ausscheidung von Wasser ankurbeln und so das Herz entlasten. Dabei werden allerdings auch lebenswichtige Mineralstoffe ausgeschwemmt, weshalb man aufpassen muss, dass man nicht zu viel des Guten tut. Vor allem Kalium muss man im Blick haben. Zu starke Kaliumverluste, die zu Unregelmäßigkeiten des Herzschlags führen können, lassen sich jedoch durch regelmäßige Kontrollen der Blutwerte vermeiden.
Die in diesem Artikel genannten Arzneimittel und ihre Nebenwirkungen sind Beispiele. Andere Herzmedikamente haben andere Nebenwirkungen. Welchen Nebenwirkungen bei Ihren Medikamenten auftreten können, das besprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt.