Nächtliche Zuckertiefs
Wer ist besonders gefährdet?

Ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerungen haben Patienten,
- die Insulin spritzen
- Medikamente aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe oder der Glinide einnehmen
- als Verzögerungsinsulin ein NPH-Insulin nutzen
- älter und bereits lange Diabetiker sind
Warum sind Unterzuckerungen gefährlich?
Je mehr Hypoglykämien der Körper durchmacht, desto häufiger treten sie auf. Insgesamt verschlechtert sich die Blutzuckereinstellung. Außerdem werden Zuckertiefs mit der Zeit immer schlechter wahrgenommen. Denn das „Frühwarnsystem“ des Körpers nutzt sich ab: Die Gegenreaktion auf zu wenig Zucker im Blut (wie Schwitzen, Zittern, Herzklopfen) erfolgt immer später, also bei immer niedrigeren Werten. Schädlich ist der Unterzucker aber auch schon, wenn die Warnzeichen noch gar nicht bemerkt werden. Zusätzlich sind häufige „Hypos“ schlecht für die Gedächtnisleistung, sie belasten das Herz und erhöhen wahrscheinlich das Risiko für eine Demenz.
Woran erkennt man nächtliche Hypoglykämien?
Wenn der Blutzucker nachts zu stark sinkt, wachen Sie nicht unbedingt auf. Achten Sie daher auf mögliche Anzeichen. Dazu zählen:
- Sie werden morgens oft schwer wach, obwohl Sie lange genug geschlafen haben.
- Sie fühlen sich nach dem Aufstehen den ganzen Tag müde und abgeschlagen.
- Ihre Nachtwäsche ist häufig verschwitzt.
- Sie haben oft Albträume.
- Der morgendliche Nüchtern-Blutzucker ist immer wieder erhöht (als Gegenreaktion auf den nächtlichen Unterzucker).
Wenn Sie diese Probleme kennen, sollten Sie unbedingt mit Ihrem Arzt darüber sprechen. Eventuell müssen Sie eine Zeitlang nachts zwischen 2 und 4 Uhr den Blutzucker messen, um Klarheit zu bekommen. Wenn sich der Verdacht auf gehäufte nächtliche Hypoglykämien bestätigt, ist es wichtig, dagegen etwas zu tun – je eher, je besser.
Welche Ursachen haben Zuckertiefs und was können Sie dagegen tun?
Um Unterzuckerungen im Schlaf zu vermeiden, muss man ihre Ursache kennen. Dafür ist es oft nützlich, ein Zucker-Tagebuch zu führen. Der abendliche Blutzucker-Wert sollte bei 120 bis 180 mg/dl, unter bestimmten Bedingungen auch höher liegen. Diese Werte sind aber individuell verschieden; Sie sollten sie gemeinsam mit Ihrem Arzt festgelegen. Mögliche Gründe für Hypoglykämien in der Nacht sind:
Falsche Insulindosis:
Die Menge des gespritzten Insulins ist falsch berechnet. Das kann viele verschiedene Ursachen haben. Auch die Auswahl der Spritzstellen kann eine Rolle spielen.
Was Sie tun können: Überprüfen Sie mit Ihrem Arzt oder Diabetes-Berater Ihre Insulintherapie und frischen Sie eventuell Ihr Wissen auf.
Medikamente aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe und der Glinide:
Diese Mittel wirken besonders lange und sorgen für mehr Insulin im Blut. Wenn der Körper aktuell weniger braucht, kann das zu viel sein. Die Folge: Der Blutzucker rutscht zu tief.
Was Sie tun können:
Die verordnete Dosis genau einhalten.
Keine Mahlzeiten auslassen.
Mit dem Arzt besprechen, wie Sie sich nach körperlicher Anstrengung verhalten sollen.
Alkohol am Abend:
Bier, Wein und Co. lassen relativ schnell den Blutzucker sinken – und zwar oft stundenlang nach dem Trinken. Denn die Leber, die sonst Unterzucker zumindest teilweise ausgleicht, ist mit dem Alkoholabbau lange ausgelastet.
Was Sie tun können:
Wenig Alkohol trinken.
Immer etwas dazu essen.
Bevor Sie schlafen gehen, den Blutzucker messen und eventuell die Insulindosis senken. Wie immer gilt: Ihre genauen Zielwerte legen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt fest.
Sport am Abend:
Bei körperlicher Anstrengung wandert der Zucker aus dem Blut in die Muskeln. Der dadurch entstehende Unterzucker hält oft bis weit in die Nacht an.
Was Sie tun können: Sport einplanen und eventuell vorher Traubenzucker oder andere Kohlenhydrate essen. Vor, eventuell auch während des Sports, den Blutzucker messen, auf jeden Fall aber vor dem Schlafengehen. Auf den Wert wie mit dem Arzt besprochen reagieren (eventuell Insulindosis senken, Kohlenhydrate essen).
Sport und Alkohol kombiniert:
Ein kühles Bier nach dem abendlichen Sport kann ein Genuss sein. Aber die Gefahr von nächtlichen Unterzuckerungen ist dann natürlich größer, weil zwei Risiken zusammenkommen. Achten Sie darauf, dass ein feuchtfröhlicher Kegelabend oder der Biergartenbesuch nach einer Wanderung Ihnen in der Nacht danach nicht schadet.
Vorsicht ist gut, zu viel Angst ist schlecht
So wichtig es ist, das Risiko für nächtliche Hypoglykämien klein zu halten, so wenig hilfreich ist eine zu große Angst davor. Zum Beispiel sollten Sie nicht aus Furcht vor nächtlichen Unterzuckerungen abends höhere Blutzuckerwerte in Kauf nehmen, wenn es dafür keinen klaren Grund gibt (zum Beispiel Sport, siehe oben). Wenn Sie große Angst vor Unterzuckerungen haben, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt konkrete Maßnahmen überlegen, mit denen Sie sich sicherer fühlen.