Mythen rund um den Diabetes

Um die großen Volkskrankheiten ranken sich viele Mythen. Auch beim Diabetes mellitus ist das so. Oft weiß kaum jemand, wie diese Mythen entstanden sind. Sie werden für bare Münze genommen, obwohl viele der Aussagen nie überprüft worden sind. Wir haben für Sie einige Mythen zum Thema Diabetes gecheckt. In manchen steckte zumindest ein Körnchen Wahrheit, der Großteil der Aussagen war jedoch falsch.
Nur Kinder erkranken an Typ-1-Diabetes
- Das stimmt nicht.
Der Erkrankungsgipfel für den Typ-1-Diabetes liegt zwar in jungen Jahren, aber auch im Erwachsenenalter, manchmal sogar im Seniorenalter, kann diese Form des Diabetes erstmals auftreten. Bei erhöhten Blutzuckerwerten im Alter liegt es nahe, erst einmal an einen Typ-2-Diabetes zu denken, denn dieser ist eine typische Erkrankung älterer Menschen. Meist klärt sich der Irrtum aber rasch auf, denn Typ-1-Diabetiker sprechen – im Unterschied zu Typ-2-Diabetikern – nicht auf Blutzucker senkende Tabletten an. Menschen mit Typ-1-Diabetes brauchen unbedingt eine Insulintherapie. Leider erkranken auch immer mehr Kinder an Typ-2-Diabetes. Viele ernähren sich mit Fast Food und bewegen sich zu wenig. Studien sagen, dass übergewichtige Kinder ein erhöhtes Risiko haben, im Laufe ihres Lebens an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Diabetes kann – als Langzeiteffekt – bei übergewichtigen Kindern auch erst nach vielen Jahren entstehen. Studien sagen, dass übergewichtige Kinder ein erhöhtes Risiko haben, im Laufe ihres Lebens an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Wer dick ist, bekommt irgendwann Diabetes
- Jein, das stimmt so nicht ganz.
Übergewicht ist wohl der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes. Je weiter verbreitet Übergewicht in Kombination mit Bewegungsmangel in der Bevölkerung ist, desto rasanter steigt die Zahl der Typ-2-Diabetiker. Daher lohnt es sich abzuspecken und sich regelmäßig zu bewegen. Besonders das Fett im Bauchbereich gilt als gefährlich. Denn im Bauchfett sitzen sehr viele aktive Zellen. Diese produzieren Botenstoffe, die das Diabetesrisiko erhöhen. Allerdings erkrankt nicht zwangsläufig jeder dicke Mensch an einem Diabetes mellitus.
Schokolade ist das beste Mittel gegen Unterzuckerung
- Nein, das ist Unsinn.
Bei einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) muss es schnell gehen. In dieser Situation sind Quellen erforderlich, aus denen Zucker rasch ins Blut gelangt. Das ist bei Schokolade nicht der Fall, weil deren hoher Fettanteil die Aufnahme von Zucker verzögert. Traubenzucker ist der Klassiker bei Unterzuckerung. Diabetiker sollten immer ein Päckchen griffbereit haben, um bei ersten Anzeichen einer Hypoglykämie schnell reagieren zu können. Traubenzucker lässt den Zuckergehalt des Blutes rasch ansteigen. Und eine Scheibe Brot, die man gleich anschließend essen sollte, beugt einem erneuten Blutzuckerabfall vor.
Blutzuckersenker führen zu Unterzuckerungen
- Jein.
Das stimmt für manche Blutzuckersenker, aber nicht für alle. Zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kann es kommen, wenn Insulin im Überschuss vorhanden ist. Wird etwa eine zu hohe Insulinmenge gespritzt, die nicht richtig auf das Essen abgestimmt ist, kann ein zu starker Blutzuckerabfall die Folge sein. Auch Blutzucker senkende Tabletten können eine Hypoglykämie hervorrufen. Auf Sulfonylharnstoffe zum Beispiel trifft dies zu, denn diese Medikamente kurbeln die körpereigene Insulinausschüttung an. Bei Metformin hingegen, dem heute beim Typ-2-Diabetes meist zuerst eingesetzten Medikament, ist keine Unterzuckerung zu befürchten. Metformin beeinflusst die Insulinkonzentration im Blut nämlich in der Regel nicht. Eine Gefahr besteht jedoch dennoch, wenn gleichzeitig weitere Medikamente eingenommen oder alkoholische Getränke konsumiert werden.
Süßigkeiten sind für Diabetiker verboten
- Jein, das stimmt nicht ganz.
Auf Süßigkeiten, die reinen Zucker enthalten – Bonbons zum Beispiel – sollten Menschen mit Diabetes möglichst verzichten. Reiner Zucker gelangt nämlich sehr rasch ins Blut und kann den Blutzucker nach oben schnellen lassen. Naschwerk, das Zucker in Kombination mit Ballaststoffen oder Fetten enthält, ist hingegen gelegentlich in kleinen Mengen erlaubt. Gegen ein Stückchen – vor allem dunkle – Schokolade ab und zu ist nichts einzuwenden. Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten jedoch genau auf ihr Körpergewicht achten. Übergewicht kann die Insulinresistenz verstärken, also den Effekt, dass Körperzellen immer mehr Insulin benötigen, um den Zucker aus dem Blut aufnehmen zu können. Hält dieser Zustand lange an, kann die Bauchspeicheldrüse schlapp machen und die Insulinproduktion einstellen.
Sex ist für Diabetiker mit Herzproblemen tabu
- Nein, das stimmt nicht.
Sex ist körperlich anstrengend, das ist schon richtig. Und es stimmt auch, dass Menschen mit Diabetes ein höheres Herzinfarkt-Risiko tragen. Deswegen ist Sex aber nicht automatisch tabu. Wenn der Blutzucker gut eingestellt und Treppensteigen ohne Beschwerden möglich ist, droht auch „im Bett“ keine Gefahr für das Herz. Bei Beschwerden wie Atemnot sollte das Thema jedoch unbedingt mit dem Arzt des Vertrauens angesprochen werden.
Zum Insulinspritzen muss eine Hautfalte gebildet werden
- Nein, das stimmt nicht.
In der Vergangenheit haben es Ärzte Diabetikern so beigebracht, weil sich durch das Abheben einer Hautfalte das Unterhautfettgewebe vom Muskel trennen lässt. Bei Verwendung der früher üblichen längeren Nadeln sollte damit sichergestellt werden, dass beim Spritzen nicht der Muskel getroffen wird. Denn das tut erstens weh, und zweitens gelangt Insulin aus dem Muskel zu schnell ins Blut. Mit den heute verwendeten kürzeren Nadeln gelingt treffsicheres Spritzen aber auch ohne den Trick mit der Hautfalte.
Hier finden Sie Tipps, wie Sie Insulin richtig spritzen.