Diabetes bei Frauen

Bei Frauen und Männern laufen die Stoffwechselprozesse unterschiedlich ab. Auch die weiblichen und männlichen Hormone spielen eine wichtige Rolle. Im Falle von Diabetes sollte man bei Frauen besonders genau hinschauen – denn bei ihnen wird die Erkrankung meist erst spät entdeckt.
Frauen und Männer sind nicht gleich. Sie unterscheiden sich etwa im Lebensstil, in der Ernährung und in der Verarbeitung von Stress. Hinzu kommen biologische Unterschiede: So reagieren Frauen nicht immer gleich auf das körpereigene Insulin, weil ihr Hormonhaushalt häufig schwankt.
Bis es aber zu einem weiblichen Diabetes kommt, müssen viele Faktoren zusammenkommen. Liegt er schließlich vor, ist es gut, spezielle Risiken zu kennen.
Im Folgenden erfahren Sie, inwiefern Frauen anders „ticken“ als Männer, aber auch wie sie ihr Diabetes-Risiko positiv beeinflussen können.
Diabetes länger unentdeckt
Bei Frauen wird ein Typ-2-Diabetes meist später entdeckt als bei Männern. Bei Männern vergehen rund acht Jahre bis zur Diagnose, bei Frauen zehn. Rechtzeitiger entdecken ließe sich Diabetes beispielsweise, indem der Arzt den HbA1c-Wert bestimmt, der den Blutzuckerverlauf über einen längeren Zeitraum darstellt. Der Arzt macht aber meist zuerst den Nüchternblutzuckertest. In der Regel sind diese Werte bei Betroffenen zu hoch. Bei Frauen sind sie jedoch häufig noch im Normalbereich – auch wenn sie bereits eine Vorstufe von Diabetes haben.
Eine Diabetes-Vorstufe besteht, wenn die Blutzuckerwerte noch unter dem kritischen Diagnosewert, aber bereits über dem Normalwert liegen. Diese Vorstufe oder ein bereits bestehender Diabetes wird oft übersehen, da Frauen besonders insulinempfindlich sind. Das heißt, ihre Körperzellen nehmen den Zucker besonders gut aus dem Blut auf. Ist der Blutzucker aber erhöht, steigt ihr Risiko für Gefäß- und Nervenkrankheiten. Die Erkrankung entwickelt sich also im Verborgenen. Es besteht die Gefahr für Komplikationen.
Bei Risiko testen lassen
Frauen, in deren Familie Diabetes aufgetreten ist, die übergewichtig sind und einen unregelmäßigen Zyklus haben, sollten sich unbedingt rechtzeitig auf Diabetes testen lassen, raten Experten. Denn bei ihnen ist das Risiko erhöht, Diabetes zu bekommen. Gleiches gilt für Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes oder eine frühe Menopause hatten.
Frauen stärker von Übergewicht betroffen
Übergewicht ist generell der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes Typ 2. Ab einem Alter von 45 Jahren sind Frauen nicht nur häufiger davon betroffen. Bei ihnen ist das Übergewicht auch bereits stärker ausgeprägt als bei Männern, wenn ein Diabetes festgestellt wird. Woran das liegt? Studien belegen, dass bereits Mädchen weniger körperlich aktiv sind als Jungen. Dies setzt sich im Erwachsenenalter fort.
Frauen essen zwar mehr Obst und Gemüse sowie weniger Fleisch als Männer. Aber sie sind häufig durch die Mehrfachbelastung aus Arbeit, Haushalt und Familie gestresst. Dies führt in vielen Fällen dazu, dass sie viel und zuckerreich essen (Frustessen). Die Kombination von Frustessen und wenig Bewegung führt zu dem den Diabetes begünstigenden Übergewicht.
Andere Fettverteilung
Bei Frauen reichert sich Fett vor allem an den Oberschenkeln an, erst später in Bauch und Leber. Dieses Bauch- und Leberfett, was sich bei Männern schneller einlagert, ist ein Risikofaktor für Diabetes. Frauen „müssen“ also mehr zunehmen, bevor sich ein Diabetes entwickeln kann. Wird bei ihnen die Krankheit schließlich entdeckt, haben sie bereits ein stärkeres Übergewicht als Männer.
Therapie: nicht immer ganz einfach
Liegt ein Diabetes Typ 2 bei einer Frau vor, ist es nicht immer ganz leicht, ihn zu behandeln. Denn aufgrund der hormonellen Schwankungen sind bei Frauen die Werte wie Blutzucker, Blutfett und Blutdruck schwerer einzustellen. Frauen sind schneller unterzuckert als Männer und erreichen ihre Zielwerte schlechter als männliche Patienten. Gründe könnten sein, so die Wissenschaft, dass Patientinnen nicht die notwendigen Medikamente verschrieben bekommen oder die Dosis nicht richtig angepasst ist. Vielleicht leiden sie aber auch unter Nebenwirkungen und nehmen sie deswegen nicht konsequent ein.
Auf Herzgesundheit achten
Frauen mit Diabetes haben im Vergleich zu Nichtdiabetikerinnen ein sehr viel höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Da diese eher als „männliche“ Erkrankungen gelten, werden sie allgemein nicht gleich als solche erkannt. Frauen sollten daher unbedingt ihre Herzgesundheit im Blick haben. Bei Männern spielt Diabetes in diesem Zusammenhang eine geringere Rolle. Aber ihr Herzinfarktrisiko ist durch andere Faktoren von Natur aus deutlich höher.
Hormone beeinflussen Entstehung von Diabetes
Frauen sind durch weibliche Geschlechtshormone (Östrogene) in gewissem Maße vor Diabetes geschützt, da sie den Insulinbedarf senken und ungünstige Fettstoffwechselveränderungen bremsen. Mit den Wechseljahren werden jedoch weniger Östrogene produziert. Dadurch nehmen viele Frauen zu. Lagern sie das den Diabetes fördernde Bauchfett ein, kann es direkt in den Stoffwechsel eingreifen. Dieser schüttet Botenstoffe aus, die die Körperzellen unempfindlich gegenüber Insulin machen; der Blutzucker steigt. Das wiederum hat eine erhöhte Insulinausschüttung zur Folge. Aus diesem Mechanismus heraus kann ein Diabetes entstehen.
Stress und seelische Probleme
Diabetikerinnen haben häufiger Begleiterkrankungen als Männer, vor allem seelische Erkrankungen wie Angst- und Essstörungen oder Depressionen. Laut Studien sind Männer seltener depressiv, suchen aktiv nach Lösungen für Probleme und bauen Stress häufiger über sportliche Aktivitäten ab. Offenbar gehen sie mit der Diabetes-Erkrankung anders um als Frauen.
Frauen sind häufig zusätzlich durch die Mehrfachbelastung aus Arbeit, Haushalt, Kindern und die Pflege von Angehörigen gestresst. Stress beeinflusst Frauen stärker als Männer – und erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes. Laut einer Studie der Medizinischen Universität Wien neigen gleichzeitig viele Frauen dazu, weniger Selbstvertrauen zu entwickeln, fühlen sich oft unzureichend unterstützt und fordern dies auch nicht ein.
Rauchen und zu wenig Schlaf
Aktives und passives Rauchen kann bei allen Menschen zur Entstehung eines Typ-2-Diabetes beitragen. Das Risiko, einen Herzinfarkt oder schwere Komplikationen zu erleiden, ist aber bei Diabetikerinnen durch Rauchen um 25 Prozent höher als bei männlichen Erkrankten. Auch zu wenig und schlechter Schlaf sind weitere Risikofaktoren für Diabetes. Frauen leiden besonders häufig unter Schlafproblemen, gerade in den Wechseljahren, in denen Frauen allgemein davon betroffen sind.
Was können Sie selbst tun?
Bewegen Sie sich mehr!
Bauen Sie körperliche Aktivitäten in Ihren Alltag ein: Machen Sie Erledigungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad statt mit dem Auto. Nehmen Sie die Treppe statt den Fahrstuhl. Unterbrechen Sie langes Sitzen, indem Sie stündlich zwei bis drei Minuten etwas herumlaufen. Und telefonieren Sie auch mal im Stehen.
Essen Sie ausgewogen!
Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt oder einer Ernährungsberaterin über eine Ernährung, die Ihnen guttut. Mit wenig Fleisch und „5 am Tag“, also drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst, liegen Sie richtig. Bedenken Sie beim Obstverzehr, dass es Fruchtzucker enthält, der auch eine Form von Zucker ist.
Versuchen Sie sich zu entlasten!
Angebote wie Yoga, autogenes Training und Meditation können helfen, besser mit Stress umzugehen. Das Gesundheitsprogramm der AOK bietet dazu Kurse an.
Und Ihre Krankenkasse berät, wie Sie bei der Pflege von Angehörigen unterstützt werden können.
Sorgen Sie für guten Schlaf!
Bei anhaltenden Schlafproblemen, die häufig besonders stark in den Wechseljahren auftreten, sollten Sie Ihren Arzt um Rat fragen.
Tauschen Sie sich mit anderen aus!
Sich in schwierigen Situationen mit anderen Betroffenen auszutauschen, hilft. Erkundigen Sie sich nach Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe.
Informationen zum Thema Selbsthilfe im Internet lesen Sie hier.