Erfolgreich im Job mit COPD

Werde ich meinen Beruf jetzt noch ausüben können? Diese Frage stellen sich viele Menschen bei einer COPD-Diagnose. Infolge der verminderten Atemkapazität sind Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit mehr oder weniger stark eingeschränkt, und das kann sich natürlich auch im Beruf bemerkbar machen. Betroffen sind vor allem körperlich anstrengende Arbeiten. Aber auch Schreibtischtätigkeiten fallen manchen COPD-Patienten schwerer, weil sie Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren oder weil sie schnell ermüden. Trotzdem ist es kein Grund, „hinzuwerfen“ und über Frührente nachzudenken, wenn Sie sich Ihrem Job nicht mehr so gewachsen fühlen wie früher. Denn Beruf ist mehr als Geldverdienen. Eine Aufgabe zu haben, die Freude macht, das Gefühl, gebraucht zu werden, der Kontakt mit Kollegen, mit denen man sich gut versteht – auch das sind wichtige Aspekte des Berufslebens. Nur wenn der Chef mal wieder Druck macht oder die Kollegen nerven, verliert man sie vielleicht manchmal aus dem Auge. Doch wahrscheinlich würden sie Ihnen fehlen. Meistens jedenfalls ist das so.
Lässt sich die Arbeit sinnvoll umorganisieren?
Am besten finden Sie erst einmal heraus, was genau an Ihrem Job für Sie besonders anstrengend ist. Was sind die größten Energiefresser in Ihrem Berufsalltag? Und dann überlegen Sie, ob sich die Arbeit sinnvoll umorganisieren ließe: Eventuell lassen sich die Wege reduzieren, die Sie im Laufe des Arbeitstages zurücklegen. Sie werden sich wundern, wie viele Meter da manchmal zusammenkommen.
Oder Sie teilen innerhalb der Arbeitsgruppe die Aufgaben anders auf. Vielleicht können Sie Tätigkeiten, die Sie überfordern, an Kollegen abgeben und dafür andere Aufgaben übernehmen. Wichtig ist, dass alle Beteiligten mit der Lösung wirklich einverstanden sind – sonst könnten schnell Spannungen entstehen. Sicher gibt es Kollegen, zu denen Sie ein besonderes Vertrauensverhältnis haben. Das wären für den Anfang gute Ansprechpartner und Verbündete.
Holen Sie sich Hilfe von Vermittlern
Ob Sie Ihren Chef gleich einweihen, will gut überlegt sein. Einerseits sind Lösungen, die von oben abgesegnet sind, sicher die tragfähigsten. Außerdem könnte der Chef verärgert reagieren, wenn er merkt, dass Arbeitsabläufe ohne sein Wissen geändert wurden. Manche Dinge lassen sich ohne Zustimmung des Arbeitgebers sowieso nicht ändern. Die Pausenregelung zum Beispiel.
Vielleicht würde es Ihnen ja helfen, wenn Sie öfter mal eine kleine Pause machen statt einer großen zur Mittagszeit. Solche Ausnahmeregelungen müssen natürlich mit dem Chef vereinbart werden. Und sollte der sich querstellen, gibt es immer noch die Möglichkeit, Vermittler wie den Betriebsrat einzuschalten. Auch der Betriebsarzt kann helfen, einen „unwilligen“ Chef zu überzeugen. Schließlich zahlt sich die gesundheitsbedingte Entlastung eines guten Mitarbeiters aus, und sie lässt sich ohne negative Auswirkungen auf den Arbeitsprozess realisieren.
Training erhöht Ihre Belastbarkeit
Parallel sollten Sie selbst versuchen, Ihre Leistungsfähigkeit zu optimieren. Durch spezielles Training können COPD-Patienten ihre Belastbarkeit oft deutlich verbessern. Dabei hat sich eine Kombination von Ausdauer- und Krafttraining mit gezielten Übungen für die Atemmuskulatur bewährt. Auch das Gewicht spielt eine wichtige Rolle. Sowohl Übergewicht als auch Untergewicht haben bei COPD einen ungünstigen Einfluss auf Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit, und ein paar Kilos runter oder rauf können einen großen Unterschied machen.
Reha-Experten unterstützen Sie bei der Zukunftsplanung
Sehr zu empfehlen – wenn es um die berufliche Zukunft geht – ist eine Reha, also eine Rehabilitationsmaßnahme. „Reha vor Rente“ lautet das Motto der Deutschen Rentenversicherung. In der Reha, an der Sie stationär oder ambulant teilnehmen können, werden Sie „fit gemacht“ für den Alltag. Gezielt können Sie dabei auch Fähigkeiten trainieren, die für Ihren Beruf wichtig sind.
Außerdem können Sie sich in der Reha zu Ihrer beruflichen Zukunft beraten lassen. Es gibt in Deutschland unterschiedliche staatliche Förderangebote, die es Menschen mit chronischen Erkrankungen ermöglichen sollen, berufstätig zu bleiben. Zum Beispiel können Arbeitgeber für arbeitsplatzerhaltende Maßnahmen finanzielle Zuschüsse beantragen. Die Reha-Spezialisten können mit Ihnen die unterschiedlichen Varianten durchspielen, die in Ihrem individuellen Fall in Betracht kommen. Statt Vollzeit künftig Teilzeit zu arbeiten, wäre zum Beispiel auch eine Option.
Wenn die Arbeit „schuld“ ist?
Doch was ist, wenn die berufliche Tätigkeit die Atembeschwerden verschlimmert und/oder wenn die COPD vielleicht sogar eine Berufskrankheit ist? Auch dazu sollten Sie sich von Experten umfassend beraten lassen. Wenn Sie zum Beispiel bei der Arbeit Feinstäuben oder anderen Reizstoffen ausgesetzt sind, werden Sie diesen Arbeitsplatz wohl aufgeben müssen. Doch auch dann ist nicht zwingend die vorzeitige Rente angesagt. Eine Umschulung ist ebenfalls denkbar. Oder vielleicht könnten Sie sogar im selben Betrieb an einen anderen Arbeitsplatz wechseln, an dem die kritische Belastung nicht besteht. Das alles sind Mittel und Wege, den nicht gewünschten Wechsel ins Rentnerdasein zu vermeiden. „Hinwerfen“ muss nicht sein.
Einen Überblick über die Reha-Möglichkeiten gibt die Broschüre „Berufliche Rehabilitation: Ihre neue Chance“ der Deutschen Rentenversicherung. Das Heft können Sie hier kostenlos bestellen.