Trotz Asthma immer am Start

Du hast Asthma? Damit bist du nicht allein. Wenn man alle Kinder in Deutschland durchzählen würde, geht es ungefähr jedem zehnten Kind genauso. Dr. Marcus Dahlheim, der in Mannheim eine Praxis für Kinderlungenheilkunde hat, und die Psychologin Dr. Bianca Senf vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main geben euch Tipps, wie ihr am besten damit zurechtkommt.
Sicher weißt du schon, dass Asthma durch eine Entzündung der Bronchien entsteht, also der Luftkanäle der Lunge. Vielleicht hast du früher viel gehustet und konntest deshalb nachts nicht richtig schlafen. Oder du hattest, als du kleiner warst, keinen Spaß mehr am Herumtoben, weil du nicht gut atmen konntest und sich in der Brust alles eng angefühlt hat. Dann hat der Arzt festgestellt, dass du Asthma hast. Endlich, denn nun konnte man etwas gegen deine Beschwerden tun. „Mithilfe deiner Medikamente solltest du wieder ein ganz normales Leben führen können, denn Asthma lässt sich sehr gut behandeln“, so Dr. Dahlheim.
Du bist Dein eigener Gesundheitsexperte
Wenn du jünger bist, werden deine Eltern darauf achten, dass du deine Inhalation mit Spray oder Pulver nicht vergisst. Wenn du schon Teenager bist, nervt es vielleicht manchmal, jeden Tag daran zu denken. Wahrscheinlich gibt es jetzt für dich viel wichtigere Dinge: mit Freundinnen und Freunden zusammen sein, coole Musik oder Klamotten. Aber mal ehrlich, eigentlich sind die zwei Minuten, die du am Tag für Deine Therapie brauchst, keine Belastung. Die Psychologin Dr. Senf sieht darin auch etwas Gutes: „Wenn du selbst Verantwortung für deine Gesundheit übernimmst, brauchst du nicht dauernd deine Eltern.“
Am besten ist es, wenn du dir feste Zeiten überlegst, zum Beispiel vor dem Frühstück oder Abendbrot. Du kannst dir eine Erinnerung in deinen Handy-Kalender eintragen oder eine App herunterladen, die dich unterstützt. Wichtig ist, dass du die Therapie nicht vergisst, auch wenn es dir gut geht, denn nur so hast du dein Asthma im Griff. „Notfälle gibt es dann so gut wie keine“, sagt Dr. Dahlheim. Natürlich solltest du auch darauf achten, dass du nicht mit den Auslösern deines Asthmas in Kontakt kommst, also zum Beispiel mit Katzenhaaren. Rauchen ist natürlich absolut tabu.
Außerdem solltest du Sport treiben. „Sport ist bei Asthma wichtig“, so Dr. Dahlheim, „denn es stärkt die Lunge, verbessert das Lungenvolumen und ist gut für Muskeln und Knochen“.
Sport selber kann übrigens kein Asthma auslösen. Beschwerden können durch Sport nur ausgelöst werden, wenn das Asthma nicht gut behandelt ist.
Asthmaschulung: Praktische Hilfe für den Alltag
Sehr hilfreich sind Asthmaschulungen. Diese finden entweder an einem langen Wochenende (Freitag bis Sonntag), zwei Wochenenden oder verteilt auf mehrere Nachmittage statt. Auch deine Eltern sollen dabei sein. Lass dich von dem trockenen Begriff „Schulung“ nicht abschrecken. Alles, was du lernst, kannst du im Alltag gut gebrauchen. Da geht es dann um Fragen wie: Was muss ich beachten, wenn ich eine Hausstaubmilbenallergie habe und bei meiner Freundin/meinem Freund übernachten möchte? Wie inhaliere ich richtig? Wie bereite ich mich auf eine Klassenfahrt vor? Soll ich im Doppelstockbett oben oder unten schlafen? Wie beuge ich Notfällen vor? Was mache ich im Notfall, wenn ich im Handy-Funkloch bin?
Dr. Dahlheim, der selber Asthmaschulungen macht, weiß, was es bringt, daran teilzunehmen: „Je mehr du über Asthma weißt, desto besser kannst du damit umgehen. Du und deine Familie, ihr seid am Ende richtige Atemwegsprofis.“ Aber der Kinderarzt weiß auch, wie schwer es gerade Jugendlichen fällt, ein Wochenende für die Asthmaschulung zu opfern. „Man kennt die anderen Teilnehmer nicht und hat Angst vor dem, was einen erwartet. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine sehr lockere und informative Veranstaltung. Für die meisten Teilnehmer ist es dann ein richtig schönes Wochenende man muss sich nur aufraffen.“
Tipps vom Kinderlungenfacharzt Dr. Marcus Dahlheim

- Inhaliere regelmäßig deine Medikamente, dann wirst du keine Beschwerden haben.
- Meide die Auslöser für dein Asthma.
- Nimm an einer Asthmaschulung teil. Diese hilft dir bei ganz praktischen Fragen im Umgang mit Asthma. Frage deinen Arzt danach. Informationen dazu findest du unter: www.asthmaschulung.de. Es gibt auch ein Online-Spiel für Kinder bis 13 Jahre, das beim Umgang mit Asthma hilft: www.luftikids.de
- Treibe Sport, das ist gut für Lunge, Muskeln und Knochen. Wusstest du, dass auch Spitzensportler wie David Beckham Asthma haben? Die Eisschnellläuferin Anni Friesinger ist sogar Olympiasiegerin geworden.
- Übrigens: Einen Allergiepass musst du nicht ständig bei dir haben. Das ist nur wichtig bei besonderen Überempfindlichkeiten, wie zum Beispiel einer Nussallergie.
Du bist Experte für Asthma
Dass du Asthma hast, ist eine Besonderheit. Dr. Dahlheim und Dr. Senf raten dazu, möglichst offen damit umzugehen. „Niemand muss sich dafür schämen, und gute Freunde werden nicht darüber lachen oder lästern“, sagt Dr. Dahlheim. „Falsche Scham führt mit der Zeit dazu, dass man sich bedrückt fühlt, und das ist nicht gut für die Seele“, ergänzt Dr. Senf. Am besten erklärst du deinen Freunden oder Mitschülern, was Asthma ist und wodurch es bei dir ausgelöst werden kann, z.B. durch Pollen. Du kannst auch folgenden Test mit ihnen machen, um zu verdeutlichen, wie sich Asthma anfühlt: Sie sollen versuchen, einige Minuten durch einen Strohhalm zu atmen. Dann werden sie merken, dass sie zwar halbwegs gut ein-, aber nur sehr schwer ausatmen können und in kürzester Zeit Atemnot bekommen. Du kannst ihnen auch das Spray zeigen und erklären, dass es die Atmung verbessert. Oder du holst dein Peak-Flow-Messgerät aus der Tasche, demonstrierst, wie man es benutzt. Gute Freunde dürfen auch mal pusten!
Und wenn dich doch mal jemand wegen des Asthmas hänselt, solltest du ihm/ihr möglichst direkte Fragen stellen: Warum machst du dich lustig darüber, dass ich Asthma habe? Dr. Senf weiß, dass sich hinter solchen Sprüchen meist Unsicherheit verbirgt. „Die Kinder können nicht damit umgehen, weil sie zu wenig darüber wissen“, sagt sie. Und sie regt an, das Asthma in der Schule einmal zum Thema zu machen. „Du könntest zum Beispiel deinen Lehrer fragen, ob du im Biologie-Unterricht einen Vortrag zum Thema Lunge und Atmung halten kannst. Oder ihr macht eine ‘offene Sprechstunde’, in der deine Mitschüler dir Fragen stellen können. Schließlich bist du auf diesem Gebiet Experte!“
Tipps von der Psychologin Dr. Bianca Senf

Sprich möglichst offen über dein Asthma. Das hilft dir selbst, aber auch deinen Freunden und Mitschülern, normal damit umzugehen.
- Erkläre ihnen, warum du ein Spray brauchst. Zeige ihnen dein Peak-Flow-Messgerät. Lass sie selbst pusten.
- Du bist Experte für Asthma! Frage deine Lehrer, ob du einen Vortrag dazu halten kannst.
- Probiere es mit der Klopftherapie, das stärkt dein Selbstbewusstsein: Klopfe dir mit Zeige- und Mittelfinger auf die Stelle ein Stück unter dem Schlüsselbein und sage zu dir selbst: „Auch wenn ich Asthma habe, bin ich super, so wie ich bin.“
Wenn Mitschüler sich über dich lustig machen, stelle direkte Fragen: „Warum lachst du über mich? Was weißt du über Asthma?“